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Riesiges Loch an der Küste Mexikos: Forscher konnten Boden noch nicht erreichen

Spektakulärer Rekord an der Küste Mexiko: Wissenschaftler*innen konnten dort das tiefste Blue Hole der Welt identifizieren. Das enorme Loch in der flachen Lagune scheint dabei vorerst bodenlos.

Aufnahmen von einem Blue Hole von oben.
© James - stock.adobe.com

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Vor der Küste der mexikanischen Halbinsel Yucatán haben Wissenschaftler*innen bereits vor einiger Zeit ein gewaltiges Loch im Meeresboden entdeckt. Bei erneuten Messungen kam es nun aber zu einer erstaunlichen Überraschung, denn das „Taam Ja‘ Blue Hole“ (TJBH) reicht noch 200 Meter weiter in die Tiefe als ursprünglich gedacht. Doch die Dimensionen das Senklochs könnten noch weitaus größer sein. Denn den Grund des Blue Holes konnten die Forscher*innen immer noch nicht erreichen.

Loch im Boden vor Mexiko stellt neuen Weltrekord auf

Blue Holes sind große senkrechte Höhle im Meeresboden. Solche geologischen Strukturen entstehen häufig in Kalkstein oder alten Korallenriffen. Meist sind es von Süß- oder Meerwasser ausgeschwemmte große Höhlen, deren Decken irgendwann einmal eingestürzt sind. Auch nahe der mexikanischen Halbinsel Yucatán sind durch chemische Verwitterungsprozesse solche kreisrunden, mit Süßwasser gefüllten Senklöcher entstanden.

Nun haben neue Messungen dort das bisher tiefste bekannte Blue Hole der Welt identifiziert. Das Taam Ja‘ getaufte Karstloch reicht demnach mindestens 420 Meter in die Tiefe. Damit löst dieses Blue Hole den bisherigen Rekordhalter, das 300 Meter tiefe „Drachenloch“ im südchinesischen Meer ab.

Das Senkloch an der mexikanischen Küste wurde bereits 2021 entdeckt. Frühere Echolot-Messungen ergaben zu diesem Zeitpunkt noch eine Tiefe von 274 Meter. Damit galt das Taam Ja‘ bereits damals als das zweittiefste Blue Hole der Erde. Doch eine neue Expedition entlarvte diese Annahme nun als gewaltigen Irrtum.

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„Noch immer wurde der Grund nicht erreicht“

„Am 6. Dezember 2023 sollte eine Tauchexpedition am TJBH die dort herrschenden Umweltbedingungen genauer analysieren“, berichtet ein Team um Juan Carlos Alcérreca-Huerta vom Forschungszentrum Ecosur in Chetumal. Im Verlauf mehrerer Tauchgänge untersuchten die Wissenschaftler*innen dafür zunächst die oberen 25 Meter der senkrecht abfallenden Wände. Doch dabei machten sie einen ganz anderen überraschenden Fund, als zuvor vermutet. Denn das Team ließ außerdem einen sogenannten CTD-Profiler in die Tiefe hinab, der die genaue Position des Bodens des Loches bestimmen sollte.

Entgegen den früheren Sonardaten ergaben die CTD-Werte für das Blue Hole eine Tiefe von mehr als 420 Metern. „Damit etablieren diese neuen Resultate das Taam Ja’ Blue Hole eindeutig als das tiefste Blue Hole der Welt – und noch immer wurde der Grund nicht erreicht.“

Denn die Forschenden ließen die Sonde von einem Boot aus an einem 500 Meter langen Kabel in das Taam Ja‘ Blue Hole hinab, dabei konnte das Gerät den Boden nicht erreichen. Doch das Kabel könnte auch durch Unterwasserströmungen abgetrieben oder durch Felsvorsprünge geknickt worden sein. Deshalb zogen die Wissenschaftler*innen sicherheitshalber 80 Meter ab und kamen so auf eine vorläufige Mindesttiefe von 420 Metern.

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Forscher*innen vermuten noch unentdecktes Tunnelsystem

Doch damit nicht genug, die Forscher*innen stellten bei den Messungen auch noch ungewöhnliche Veränderung in der Wassertemperatur im Blue Hole fest. So herrschten in einer 400 Meter tiefen Wasserschicht wärmere Temperaturen, als in flacher gelegenen Schichten. Normalerweise wird es umso kälter, je tiefer der Ozean wird. „In diesen Tiefen nähern sich die Wasserbedingungen des Taam Ja’ Blue Hole denen des Karibischen Meeres an“, erklären die Forschenden.

„Dies könnte darauf hindeuten, dass es noch unentdeckte Verbindungen zum Meerwasser der Küstenlagune oder dem mesoamerikanischen Barriereriff-System gibt“, heißt es in der Studie weiter. Die Rätsel um das riesige Loch im Meeresboden sind also noch lange nicht gelöst. Die Wissenschaftler*innen planen bereits weitere Untersuchungen des Taam Ja‘ Blue Holes.

Quelle: „Recent records of thermohaline profiles and water depth in the Taam ja’ Blue Hole“ (Frontiers in Marine Science, 2024)

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