Mit der Veröffentlichung von Siri mit dem iPhone 4s hat vor mittlerweile zehn Jahren der Siegeszug von Sprachassistenten im Alltag begonnen. Fanden die intelligenten Assistenten zunächst vorwiegend über Smartphones Verbreitung, können sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher ein Leben ohne Apples Siri, Amazons Alexa oder den Google Assistant wohl kaum noch vorstellen.
65 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland, die Smart-Home-Geräte in ihrem Zuhause haben, greifen auf diese per Sprachbefehl zu. Dies geht aus einer Umfrage im Auftrag des Branchenverbandes Bitkom hervor, für die mehr als 1.250 Personen ab 16 Jahren befragt wurden. Ein Jahr zuvor waren es noch 52 Prozent. „Das Smart Home ist zum Haupteinsatzgebiet der Sprachassistenten geworden“, erklärt Dr. Sebastian Klöß, Bereichsleiter Consumer Technology bei Bitkom. „Zuletzt sind nicht nur die Berührungsängste gegenüber der Sprachsteuerung gesunken, sondern auch die Sorge etwa vor Hackerangriffen.“
41 Prozent der Menschen in Deutschland verfügen demnach derzeit über Smart-Home-Geräte in ihrem Zuhause. Und 88 Prozent davon glauben, dass die vernetzten Helfer künftig in jeden Haushalt Einzug halten werden. Vielleicht wird dabei der neue Standard Matter ausschlaggebend sein, der eines der größten Probleme der Nutzer beseitigen könnte.
Endlich sprechen alle miteinander
Durch zahlreiche unterschiedliche Standards müssen sich Kunden derzeit noch meist auf Produkte beschränken, die mit gewissen Sprachassistenten kommunizieren können. Smarte Lampen eines Herstellers funktionieren womöglich nur mit einem bestimmten Assistenten. Eine intelligente Steckdose eines anderen Herstellers jedoch nur mit einem weiteren Helfer. Wer mehrere Geräte in seinem Zuhause nutzen möchte, ist auf eines der Ökosysteme beschränkt, wenn er nicht mehrere Assistenten nutzen will. Doch das soll sich ändern.
Unter dem Mantel der Connectivity Standards Alliance (CSA) arbeiten derzeit mehr als 200 Firmen mit rund 2.000 Entwicklerinnen und Entwicklern an dem neuen Standard. Darunter befinden sich große Namen wie Apple, Amazon, Google und Ikea. Ebenso mit dabei ist unter anderem das Münchner Unternehmen Eve Systems, für das sich laut Geschäftsführer Jerome Gackel nicht die Frage stellt, ob Matter erfolgreich sein wird, sondern wann. Alle beteiligten Firmen besitzen in der Entwicklung das gleiche Mitspracherecht.
Heute sprechen die Geräte viele unterschiedliche Sprachen, in Zukunft vielleicht nur noch eine. Matter soll ein Smart-Home-Esperanto werden, wenn man so will. Es soll künftig die Sprache sein, die alle Geräte miteinander vernetzt – egal aus welchem Hause sie stammen. So soll es ganz egal werden, ob man beispielsweise lieber einen Smart Speaker mit Unterstützung von Siri, Alexa oder den Google Assistant nutzt, um eine Vielzahl an Geräten unterschiedlichster Hersteller zu steuern.
Die Devices müssen sich dann zudem durch besondere Funktionen oder Qualität auf dem Markt behaupten – und nicht nur durch die Zugehörigkeit zu einem Ökosystem. Dies dürfte dann ebenfalls den Verbraucherinnen und Verbrauchern zugutekommen.
Ein Netzwerk aus Fäden
Der bevorzugte Kommunikationsweg ist unterdessen Thread. Dabei handelt es sich um eine neue Technologie, mit der Geräte besser vernetzt werden sollen. Über Thread wird ein Mesh-Netzwerk aufgebaut, in dem smarte Devices auch untereinander kommunizieren können. Das hilft unter anderem bei der Stabilität eines Systems. Fällt ein Gerät aus, kann direkt über das nächste kommuniziert werden. Zudem soll Thread deutlich schneller als etwa Bluetooth sein.
Eve Systems wird bis Ende 2021 insgesamt zwölf Produkte bieten, die mit Thread funktionieren. Mit Eve MotionBlinds sollen dann ab Januar 2022 intelligente Rollos erhältlich sein und zur Mitte des kommenden Jahres möchte das Unternehmen die erste Firma sein, die ein für Matter zertifiziertes Produkt auf dem Markt hat. Ob man dieses per Siri bedient, per Alexa oder den Google Assistant, wird egal sein. Schließlich spricht das Gerät dann Technik-Esperanto.