Hier ein Gläschen, da ein Bier, kurz vor den Feiertagen steigen die Gelegenheiten wieder, auch für ausschweifenden Alkoholkonsum. Rund um den Genuss alkoholhaltiger Getränke gibt es allerdings einige Aussagen, die sich auf mögliche Folgen beziehen und zum größten Teil eher gegen den Verzehr sprechen. Forschende haben einige davon inzwischen jedoch widerlegt.
Alkoholkonsum: Der wichtigste Fakt ist wissenschaftlich bewiesen
Zunächst die wichtigste Information: es gibt keinen unbedenklichen Alkoholkonsum. Wie Expert*innen der Weltgesundheitsorganisation WHO und Studien schon lange belegen, ist jegliche Art des Verzehrs mit einem gewissen Krankheitsrisiko verbunden. Als wissenschaftlich nachgewiesen gilt, dass „ein vollständiger Verzicht auf Alkohol aus gesundheitlicher Sicht bei weitem am besten ist“, erklärt Dr. Lars Møller, Leiter des Programms „Alkohol und illegale Drogen“ beim WHO-Regionalbüro für Europa.
Aus einer Studie aus dem Jahr 2018 geht laut WHO sogar hervor, „dass jede noch so geringe Menge Alkohol zu einem Verlust an gesunden Lebensjahren führt“. Die dort gelisteten Erkenntnisse zeigen Zusammenhänge zwischen Trinkgewohnheiten und unter anderem den folgenden gesundheitlichen Resultaten:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Krebserkrankungen
- andere nicht-übertragbare Krankheiten
- übertragbare Krankheiten
- absichtliche Verletzungen
- unbeabsichtigte Verletzungen
- verkehrsbedingte Verletzungen
Ganz ohne Alkohol auszukommen, ist demnach die einzige Methode, das Risiko einer dadurch möglichen Schädigung – und sei sie noch so gering – komplett zu verhindern.
Folgende Alkohol-Mythen wurden widerlegt
Dennoch gibt es rund um den Alkoholkonsum auch Mythen, die im Hinblick auf eine schädliche Wirkung so nicht unbedingt zutreffen. Zumindest wenn man Untersuchungen dazu Glauben schenkt.
Mythos #1: Alkohol tötet Gehirnzellen
„Fast 10.000 Gehirnzellen kostet dich ein Rausch“ heißt es oft. Tatsächlich und zum Glück ist diese Behauptung faktisch nicht richtig. Die Zellen sterben nicht ab, aber ihre Kommunikation untereinander wird massiv durch Alkohol beeinflusst und gestört. Zwar haben Forschende laut Spiegel bereits beobachtet, dass die Hirnmasse starker Trinker:innen zurückgeht. Dennoch sorgt die Flüssigkeit am Ende „nur“ dafür, dass Nervenzellen weniger aktivierende und mehr hemmenden Botenstoffe aussenden.
Eine Studie mit über 5.000 Teilnehmer*innen zeigte beispielsweise, dass selbst Personen, die bis zu 30 Drinks wöchentlich konsumierten, besser bei Denktests abschnitten, als abstinente Personen.
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Wichtig: Langfristig kann Alkoholkonsum die Gehirnzellen trotzdem schädigen. Zum Beispiel indirekt über Vitamin-B1-Mangel, der Hirnstrukturen schrumpfen lässt. Eine Entzündung der Leber und das dadurch erhöhte Vorkommen von Ammoniak in der Blutbahn kann den Nervenzellen dagegen direkt zusetzen.
Mythos #2: „Bier auf Wein, das lass sein …
…Wein auf Bier, das rat ich dir!“, heißt es in einer Art Volksweisheit, die übrigens so auch im Englischen und Französischen existiert. Sie deutet an, dass die Gefahr für Kater und Kopfschmerz deutlich höher ist, wenn zuerst Wein konsumiert wurde.
Wissenschaftlich betrachtet ist die Reihenfolge aber tatsächlich völlig irrelevant. Zumindest laut einer 2019 durchgeführten Studie. Für diese wurden etwa hundert Personen zwischen 19 und 40 Jahren rekrutiert. Zu allen Teilnehmenden gab es dabei zwei Pendants, also Personen in ähnlichem Alter, gleichen Geschlechts, mit einem ähnlichen Body-Maß-Index und ähnlichem Trinkverhalten.
In zwei Terminen wurde dann der folgende Verzehr durch verschiedenen Gruppen vergleichend untersucht:
- Gruppe 1: Am ersten Abend erst Bier und dann Wein bis zu einem Blutalkoholwert von 1,1 Promille. Am zweiten Abend andersherum.
- Gruppe 2: Am ersten Abend erst Wein und dann Bier bis zu einem Blutalkoholwert von 1,1 Promille. Am zweiten Abend andersherum.
- Kontrollgruppe: Am ersten Abend ausschließlich Bier. Am zweiten Abend ausschließlich Wein.
Das Ergebnis der Untersuchung, nachdem die Teilnehmenden ihren Kater bewerten mussten: Bei (dem verwendeten) Bier und Wein machte es keinen Unterschied, welche Reihenfolge vorherrschte oder ob nur auf ein Getränk zurückgegriffen wurde.
Mythos #3: Alkohol schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Nicht immer sind es negative Folgen, die falsch mit Alkoholkonsum in Verbindung gebracht werden. Dabei sollten vor allem positiv dargestellten Auswirkungen von Bier, Wein und Co. mit Vorsicht genossen werden. Der oben genannte „Fakt“ stimmt nämlich nicht, sogar ganz im Gegenteil.
Wie schon die WHO anmerkt, aber auch diverse andere Untersuchungen, besteht sogar ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr und entsprechenden Krankheiten. Davor schützt also auch nicht das sooft proklamierte „gesunde“ Glas Rotwein am Tag. Mindestens eine Studie widerlegt genau dies beispielsweise deutlich.
Als wäre das übrigens nicht genug, gehört Alkohol zu den nachweislich krebserregenden Lebensmitteln. Bei Substanzen und Chemikalien, die zu Krebs führen können, gibt es laut der AOK dementsprechend keinen Schwellenwert, unter dem keine Gefahr bestehen würde.
Quellen: WHO, American Journal of Epidemiology: „Alcohol Consumption and Cognitive Function in the Whitehall II Study„, The American Journal of Clinical Nutrition: „Grape or grain but never the twain? A randomized controlled multiarm matched-triplet crossover trial of beer and wine„, The Lancet: „Alcohol use and burden for 195 countries and territories, 1990–2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016„, Spiegel, AOK