Bei aktuellen Debatten zur Verkehrswende wird die Entwicklung zur E-Mobilität häufig als die klimafreundlichere Alternative zum gegenwärtigen Maßstab genannt. Allerdings sprechen nicht alle Indizien dafür. Darauf machten zumindest über 300 Expertinnen und Experten in einem offenen Brief an die Europäische Union (EU) aufmerksam. Sie schlagen jedoch auch eine passende Lösung des Dilemmas vor.
E-Mobilität: Falsche CO2-Bilanz verfälscht Daten
Die IASTEC (The International Association of Sustainable Drivetrain and Vehicle Technology Research) warnte bereits im Juni 2022 in einem offenen Brief an die EU vor „ernsthaften Misskalkulationen“ im Bereich der E-Mobilität. Sie sind der Meinung, dass bei der anberaumten Verkehrswende wichtige Daten nicht einbezogen werden. Dabei beziehen sie sich auf die tatsächliche CO2-Bilanz von E-Autos und Co. Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter und lassen verlauten, dass „die Fehlleitung zu deutlich erhöhten CO2-Emissionen“ führe.
Parallel plant die Europäische Union ab 2035 das Verbrenner-Aus. Ab diesem Jahr sollen keine Benziner und Diesel mehr als Neuwagen zugelassen werden. In der Folge würde die E-Mobilität zum absoluten Standard. Damit sollen die CO2-Emissionen um 55 Prozent gesenkt werden, wie AUTO BILD hinzufügt.
Die IASTEC kritisiert auf die Reduzierung der CO2-Emissionen allgemein, dass der „Ansatz der Berechnungen ungeeignet“ sei, selbst wenn man „Zukunftstechnologiepotentiale wie die zunehmende Möglichkeit der elektrischen Energiespeicherung“ mit einbeziehen würde. Unter den Unterzeichner*innen finden sich diverse Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Lehrpersonen internationaler, technischer Universitäten.
Nicht die erste Warnung vor dem „fundamentalen Fehler“
In ihrer Kritik bezieht sich die IASTEC also vor allem auf die Probleme in der Energiespeicherung, welche für eine E-Mobilität im großen Maßstab natürlich eine wichtige Rolle spielt. Sie schlagen daher vor, „Veränderung der Zusammensetzung von Energieträgern (Kohle subventioniert durch Gas) für Kraftwerke“ in Betracht zu ziehen, um diesen „fundamentalen Fehler“ in den Berechnungen zu beheben.
- Passend zum Thema: Der Hass gegen Elektroautos lässt sich wohl psychologisch erklären.
Dieser Brief ist nicht der erste, wie Heise einordnet. Bereits 2021 hat die IASTEC ähnlichen Unmut verlauten lassen. Innerhalb der Expert*innenkreise ist man sich augenscheinlich uneinig wie die Bemühungen für oder gegen E-Mobilität auf Gesetzesebene zu bewerten sind. Der vorangegangene Brief wurde unter anderem von Christian Rehtanz, Professor am Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft der Technischen Universität Dortmund, als „wissenschaftlich verbrämtes Lobbyistenschreiben“ bezeichnet.
Quellen: „Information about calculus of CO2 emissions and clear failure to meet the target for reducing CO2 emissions; request for elaboration of a balanced regulation“ (Juni 2022, IASTEC), Heise, AUTO BILD
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.