Obwohl der Mensch seit jeher nach den Sternen greift und seinen Blick oft nach oben richtet, gibt es im Ozean ebenfalls noch Vieles, was auf seine Entdeckung wartet. Zahlreiche Tierarten lungern in den tiefsten Tiefen, die noch näher erforscht werden wollen und die über seltsame Eigenschaften verfügen. Nun haben Expertinnen und Experten einen wichtigen Fund gemacht, der im Zusammenhang mit der Beschaffenheit vieler Meeresbewohner zu stehen scheint.
Ozean: Diese unsichtbare Linie verläuft in den Tiefen
Dass in besonders großen Tiefen die Fauna des Ozeans ganz anders aussieht als an der Oberfläche, ist allgemein bekannt. Schließlich gelangt kein Sonnenlicht mehr unten an und der Druck ist immens groß – das hat natürlich Auswirkungen auf das Leben weit unter der Oberfläche.
Ein internationales Forschungsteam hat bei einer neuen Untersuchung allerdings erkannt, dass sich auffällige Unterschiede vor allem nach einer Strecke von etwa 4.400 Metern nach unten zeigen. Ist diese Schwelle überschritten, findet man vornehmlich Geschöpfe mit weichen und matschigen Körpern vor. Nur über dieser Grenze sind auch Meeresweichtiere mit harten Schalen anzutreffen.
Auch spannend: Das Meer ist immer noch für die ein oder andere Überraschung gut. Vor Kurzem wurde bekannt, dass sich im Ozean etwas Riesiges versteckt.
Mineralvorkommen entscheidend für Biodiversität
Der federführende Wissenschaftler Erik Simon-Lledó und sein Team haben mit modernen Tiefsee-Robotern einen Bereich im Pazifik zwischen Mexiko und Kiribati erforscht. Im sogenannten Abyssal katalogisierten sie mehr als 50.000 Tiere in Tiefen zwischen 3.500 und 6.000 Metern. Dabei fiel ihnen die Grenze zwischen Tieren mit und ohne harten Schalen auf.
Gleichzeitig gibt es aber auch eine Übergangszone, in der sich Tiere beider Welten aufhalten. Warum es aber trotzdem zu dieser Einteilung kommt, liegt wohl an der Löslichkeitsgrenze für Karbonat. Harte Schalen entstehen durch Kalziumkarbonat, das von der Oberfläche nach unten dringt. Ab einer gewissen Tiefe bleibt jedoch nicht mehr genug Material übrig.
Für Simon-Lledó und sein Team ist diese Entdeckung nicht nur neu, sondern verweist auch direkt auf ihre Empfindlichkeit. Denn eine solche ökologische Heterogenität hatte man nicht erwartet, vor allem nicht von Lebewesen am Meeresgrund. Diese Vielfalt könnte aber leicht durch ozeanische Versauerung, den Klimawandel und Tiefseebohrungen aus dem Gleichgewicht geraten. Die neue Studie könne somit den Anfang für weitere Nachforschungen markieren, um herauszufinden, wie man die vielfältige Tierwelt dort unten konservieren kann.
Quelle: „Carbonate compensation depth drives abyssal biogeography in the northeast Pacific“ (Nature Ecology & Evolution 2023)
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