Nahe einer einstigen Richtstätte im sächsischen Quedlinburg machten Forschende einen düsteren, archäologischen Fund. Sie legten mehrere Knochengruben frei und fanden dabei auch intakte Skelette. Alle drei weisen besondere Merkmale auf.
Archäologischer Fund: Ein Mensch kam gefesselt in sein Grab
In die Ausgrabungsarbeiten war unter anderem die Archäologin Marita Genesis involviert. Sie arbeitet im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt und erklärt, dass man in den Knochengruben bereits drei Skelette bergen konnte. „Bei einem Skelett waren die Arme gefesselt, ein Indiz für eine Hinrichtung“, gibt sie zu versehen.
Verwunderlich ist dieser Fund nahe einer Richtstätte wahrlich nicht. Nichtsdestotrotz macht er auf das düstere Kapitel öffentlicher Hinrichtungen in der deutschen Geschichte aufmerksam. Ein anderer Fund, der kurz vorher gemacht wurde, verrät auch, warum man die Skelette so nahe an der Hinrichtungsstätte findet.
So entdeckte man bereits das Skelett einer Person, die in Quedlinburg gehängt wurde. Zu diesem Zeitpunkt erklärte Genesis gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk, dass es verboten war, Hingerichtete auf dem Friedhof zu begraben. Teilweise hingen die Leichen mehrere Jahre an dem Galgen, bevor sie in die Gruben geworfen wurden. Es war Teil der Strafe.
Zwei Skelette werfen Rätsel auf
Doch der neue archäologische Fund aus Quedlinburg wirft Fragen auf. Neben dem Gefesselten entdeckte man zwei weitere Skelette, die merkwürdig im Grab angeordnet wurden. Sie lagen über kreuz aufeinander, zwischen ihnen befand sich nur wenig Erde.
„Das ist etwas besonderes und sehr rätselhaft“, zitiert die Zeit auf Berufung der dpa die Archäologin. „Die weiteren Untersuchungen werden zeigen, ob beide zeitgleich in die Grabgrube kamen. Aufgrund von Keramikscherben steht fest, dass das obere Skelett aus dem 18. Jahrhundert stammt.“
Ausmaße der Hinrichtungen unbekannt
Die Knochengruben um die Hinrichtungsanlage werden auch in Zukunft den ein oder anderen archäologischen Fund hervorbringen, weiß Genesis.
„Der Scharfrichter musste in gewissen Abständen aufräumen und warf die verwesten Körperteile vom Galgen einfach in die Knochengrube. Knochengruben mit so vielen Individuen sind schon auffallend. Bislang wurden sechs bis neun Individuen in den Gruben lokalisiert. Aber wir sind erst im oberen Bereich, möglich dass da noch mehr kommt.“
Marita Genesis
Die Geschichte der öffentlichen Hinrichtungen in Quedlinburg endete 1809. Nichtsdestotrotz hatte man vorher den Galgen intensiv genutzt und ihn sogar mehrere Male erneuert. In der Regel vollzog man mehrere Strafen zur selben Zeit, sodass der Galgen vier bis sieben Meter lang sein musste.
Quelle: Zeit, Mitteldeutscher Rundfunk
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