In einem chinesischen Labor wurde die erste Chimäre erschaffen. Hierbei handelt es sich um ein Ungeheuer aus der griechischen Mythologie. Doch wissenschaftlich betrachtet kann man dieses Wesen auch als einen Organismus aus genetisch verschiedenen Zellen beschreiben. Seine Existenz ist zweifelsfrei ein wissenschaftlicher Durchbruch.
Chimäre ist ein Organismus aus verschiedenen Zellen
Die Chimäre, die jetzt unter der Leitung des Genforschers Zhen Liu erschaffen wurde, wurde aus dem genetischen Material zweier Affen-Embryonen zusammengesetzt. Damit gilt sie als erstes lebendes Mischwesen in dieser Größe. Schon vorher arbeitete man daran, Chimären zu erschaffen. Allerdings gelang dies nur bei kleinen Organismen wie Mäusen.
Vor dem aktuellen Durchbruch kam es zu wiederholten Problemen nach der Kombination beider Erbsubstanzen, „da die Spenderzellen nicht in der Lage waren, mit dem Entwicklungszustand der Wirtsembryonen mitzuhalten“, heißt es in der Studie.
200 Embryonen präpariert – ein Erfolg
Doch auch bei diesem Versuch wäre man beinahe nicht erfolgreich gewesen. Insgesamt erschuf das Team 200 Embryonen, von denen wiederum nur 74 ein grünes Leuchten im Zellhaufen aufzeigten. Genau dieses grüne Leuchten ist es jedoch, das angibt, ob die Verschmelzung des gemischten Erbguts erfolgreich vonstatten ging.
Diese 74 Proben spülte man nun in die Gebärmutter von 12 Affen-Weibchen, woraus 12 Schwangerschaften entstanden. Die Hälfte dieser Emybronen kamen letztendlich zur Welt. Eines davon erfüllt die Voraussetzungen um wissenschaftlich als Chimäre zu gelten.
Fraglicher Nutzen für die Forschung
Doch auch das Leben dieses Affen – Chimäre hin oder her – war kurz und leidvoll. Nach 10 Tagen, in denen das Wesen unter Atemnot litt und offenkundige Schwierigkeiten mit der Temperaturregulierung zeigte, schläferte man es ein. Die kurze Lebensdauer ist „ein klarer Hinweis darauf, dass Chimärismus, in welcher Form auch immer, keine Strategie für den menschlichen Gebrauch ist“, zitiert die Süddeutsche Zeitung den Direktor des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie am Universitätsklinikum Münster Stefan Schlatt.
Allerdings könnte uns die Forschung nützen. So könnte eine Chimäre auch zum Organspender für Menschen werden. Oder sie dienen als Tester für neue Therapien. Doch ob diese Aussicht die Versuche in irgendeiner Form ethischer macht, bleibt fraglich. „Man muss sich fragen, ob diese Untersuchungen das Leid rechtfertigen, dass sie erzeugt haben“, gibt Schlatt daher zu verstehen.
Quelle: „Live birth of chimeric monkey with high contribution from embryonic stem cells“ (Cell, November 2023)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.