Veröffentlicht inBusiness

Schock für Elektroauto-Händler: Diese Stromer sollen vernichtet werden

Auf den Schrott statt auf die Straße? Der Import von 22 Elektroautos von VW zog einen erbitterten Rechtstreit nach sich.

Autowracks auf dem Schrottplatz.
Ein deutscher Händler muss womöglich 22 importierte Elektroautos verschrotten lassen. © Marjolijn - stock.adobe.com

Der deutsche Autohändler Gregory Brudny ließ 22 Elektroautos von Volkswagen (VW) zum Weiterverkauf aus China importieren. Doch der Wolfsburger Konzern war darüber alles andere als erfreut, denn die E-Wagen sind eigentlich nur für den Verkauf in China vorgesehen. Nun stehen sich beide Parteien vor Gericht gegenüber, wobei Brudny am Ende seine Stromer womöglich teuer vernichten lassen muss. Alle Hintergründe erfährst du hier.

Rechtstreit über Elektroautos aus China

Mit dem VW ID.6 führt der deutsche Autobauer einen Stromer in seinem Sortiment, der speziell auf den chinesischen Markt ausgerichtet ist. Von den Vorteilen des Elektroautos würde jedoch auch die deutsche Kundschaft profitieren, meint Brudny, der international mit Autos und Booten handelt, gegenüber der Welt. Also holte er 22 Exemplare des China-Modells in die Bundesrepublik.

Dabei habe er penibel auf das deutsche und internationale Recht geachtet, beteuert der Inhaber von Gregory’s Cars. So habe er die Neuwagen rechtmäßig beim größten Händler für Fahrzeuge des Joint Ventures von VW mit der China FAW Group erworben. „Dass sie für den Export vorgesehen waren, steht im chinesischen Fahrzeugbrief“, betont der aufgebrachte Importeur.

Zudem seien alle 22 VW ID.6 komplett verzollt und wurden vom Kraftfahrt-Bundesamt zugelassen. Doch als Brudny die importierten Elektroautos im Netz zum Verkauf anbieten wollte, erwirkte VW überraschend eine einstweilige Verfügung gegen ihn.

In einem anschließenden Urteil bestätigte das Landgericht Hamburg diese. Der Verkauf ist nun erst einmal gestoppt und ein Gerichtsvollzieher hat die 22 Fahrzeuge mittlerweile beschlagnahmt. Aktuell sieht sich Brudny mit einem Hauptsachverfahren gegen sich konfrontiert. Laut deutschem Markenrecht hat VW einen Anspruch auf Vernichtung der Elektroautos.

Gut zu wissen: Diese Punkte gilt es zu beachten, wenn du ein Elektroauto gebraucht kaufen möchtest.

Das ist die Begründung von VW

Brudny sieht sich durch das drastische juristische Eingreifen von VW unfair gegängelt. Der Wolfsburger Automobilkonzern jedoch dürfte anderer Meinung sein. Für ihn ginge es in dem Verfahren um weit mehr als den Verkaufstopp von unter zwei Dutzend Elektroautos.

Gegenüber der Welt wollte man bezüglich des Gerichtsprozess kein Statement abgeben. Dennoch lässt sich vermuten, dass es dem Hersteller um die Kontrolle über die Vertriebs- und Modellpolitik seiner Marke gehe. Es sei gut möglich, dass man in Wolfsburg starke Konkurrenz von ausländischen gegenüber heimischen Modellen eigener Marke fürchte.

Der VW ID.6 sei ein Elektroauto, das speziell auf den chinesischen Markt zugeschnitten ist, bezieht sich die Welt auf Unternehmensangaben. Zudem seien Fahrzeuge dieser Reihe „aufgrund ihrer Hard- und Softwarekonfiguration im europäischen Raum nicht zulassungsfähig“. Große Unterschiede zu europäischen Modellen bestehen beim Hochvolt-Batteriesystem sowie bei der Fahrzeugsoftware und dem Entertainmentsystem. Des Weiteren seien die Fahrzeuge der ID-Reihe nicht mit einigen per EU-Gesetz vorgeschriebenen Features wie dem automatischen Notrufsystem ausgestattet.

Händler äußert scharfe Kritik an VW

Diesen Punkten möchte Brudny jedoch widersprechen. Er habe seine Elektroautos beim Import nach Deutschland mit europäischer Software und Ersatzteilen ausstatten lassen. Außerdem habe er seine Importwagen beim TÜV vorgezeigt. Die Fahrzeugbriefe tragen Siegel und Unterschrift der Berliner Zulassungsstelle.

Das gerichtliche Einziehen der Elektroautos ärgert den Händler nicht nur, weil er die verkaufsbereiten Neuwagen nun nicht an seine Kundinnen und Kunden bringen kann. Es entstehen auch weitere laufende Kosten für ihn. Allein die Aufbewahrungskosten für die 22 Stromer belaufen sich auf 8.000 Euro monatlich. Bei einer gerichtlich angeordneten Vernichtung werden 15.000 Euro pro Wagen fällig.

„Der Konzern will uns in die Pleite treiben, um andere abzuschrecken“, mutmaßt Brudny. Seiner Einschätzung nach sei der VW ID.6 das einzige konkurrenzfähige Elektroauto. Modelle dieser Serie verfügen über eine Reichweite von 500 Kilometern. Mit sieben Sitzen bieten sie sogar mehr Platz als das Verbrennermodell Touareg. Brundys Einschätzung nach wolle der Konzern „keine Konkurrenz, weil sie wissen, dass ihre anderen Modelle dann verlieren“.

Auch spannend: Mit dieser innovativen Methode möchte ein deutsches Startup Benziner in Elektroautos umwandeln.

Quelle: Welt

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.