Dämpfer in der Digitalisierung: Nach einem holprigen Start wird die digitale KFZ-Zulassung zum Jahresende nun wieder weitgehend gesperrt. Es könnten gut Zweidrittel aller Stellen von den Einschnitten betroffen sein. Der Grund für die Entscheidung dürften Sicherheitsmängel im System sein.
Sperrung der digitalen KFZ-Zulassung: Bis zu 70 Prozent aller Stellen betroffen
Auf Druck der Automobilbranche brachte das Bundesverkehrsministerium bereits 2013 das Projekt der digitalen KFZ-Zulassung auf den Weg. Davon profitierten zunächst private Fahrzeughaltende; Anfang September diesen Jahres startete die vierte Stufe für gewerbliche Kunden. Nun dürften jedoch beide mit erheblichen Einschränkungen rechnen, berichtet die Automobilwoche (Paywall).
Wie es heißt, soll das Kraftfahrtbundesamt (KBA) zum Jahreswechsel einer Vielzahl von Zulassungsstellen in der gesamten Bundesrepublik den Onlinezugang sperren. „In der Praxis bedeutet dies, dass fast 70 Prozent aller Behörden Neuzulassungen, Besitzumschreibungen, Außerbetriebsetzungen und andere Aufträge wie früher nur in Papierform entgegennehmen und bearbeiten können“, verlautbart Florian Cichon. Er ist als Vorstandsvorsitzender der Kölner Premiumzulasser mit dem Thema engstens vertraut.
Gegenüber der Automobilwoche bestätigte ein Sprecher des KBA die kommende Abschaltung von Onlinezugängen. Wie viele Stellen hiervon tatsächlich betroffen sein werden, wollte er jedoch nicht preisgeben.
Wie Cichon erklärt, werden die Einschränkungen bei der digitalen KFZ-Zulassung dabei nicht nur die vor wenigen Monaten erst eingerichteten gewerblichen Großkundenschnittstelle treffen. Auch private Fahrzeugbesitzerinnen und -besitzer müssten demnächst wieder mit dem klassischen bürokratischen Weg vorlieb nehmen.
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Hintergrund: Hacker-Angriff
Wie man berichtet, dürfte das KBA diese Entscheidung nicht grundlos gefällt haben. Denn das System für die digitalen KFZ-Zulassungen genüge scheinbar nicht den Sicherheitsmindeststandards.
Vor einigen Wochen erst kam es in Nordrhein-Westfalen zu schweren Hackerangriffen, die über 70 Kommunen lahmlegten. Vielerorts waren auch Fahrzeugzulassungsstellen von den Cyberattacken betroffen. Anscheinend besteht hier ein erhöhtes Sicherheitsrisiko.
Dennoch werten viele die Entscheidung gegen die digitale KFZ-Zulassung als eine Enttäuschung. „Im Offlinebetrieb wird die Auftragsbearbeitung deutlich länger dauern als online“, bemängelt zum Beispiel Cichon den Rückschritt bei der Digitalisierung.
Quelle: Automobilwoche
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