Die Menschheit steht vor einem Problem, das den wenigsten bewusst ist. Unsere Energie auf der Erde ist gewissermaßen begrenzt. Zumindest können erneuerbare Energien noch nicht unseren Bedarf deckeln und fossile Brennstoffe gehen zu Neige. Auf der Suche nach einer Alternative machen isländische Forschende einen interessanten Vorschlag.
Das Problem mit „grenzenloser Energie“ auf einer begrenzten Erde
In der zunehmend digitalisierten Welt sind wir auf eines konsequent angewiesen: Energie. Nur mit ihr lassen sich unsere Rechenzentren steuern, Strom erzeugen, Ampeln schalten, Kühlschränke betreiben und vieles mehr. Ein globaler Blackout würde uns nicht umsonst binnen weniger Tage ins Mittelalter zurück katapultieren. Doch unsere Methoden zur Energiegewinnung stehen vor einem großen Problem: Fossile Brennstoffe gehen zu Neige, Alternativen reichen nicht aus.
In der Forschung arbeitet man daher fieberhaft an einer Lösung. In Fachkreisen setzen einige auf die Kernfusion. Hierbei soll es sich um eine überaus effiziente und dennoch sichere Energiegewinnungsmethode handeln. Doch trotz erster Durchbrüche in der Kernfusion sind wir noch weit davon entfernt, sie salonfähig zu machen. Die schlausten Köpfe waren noch nicht in der Lage Reaktoren zu konstruieren, die für einen nützlichen Effekt sorgen.
Doch was, wenn die Lösung nicht in dem Prozess liegt, der auch unsere Sterne anfeuert, sondern wir uns eher etwas von der Erde als aus dem All abgucken sollten? Forschende aus Island hatten augenscheinlich genau diesen Gedanken. Schließlich wollen sie für grenzenlose Energie nun in einen Vulkan bohren.
„Es ist die erste Reise zum Mittelpunkt der Erde“
Unter unseren Füßen geht es nämlich ganz schön heiß her. Island – eine Insel, die im Wesentlichen auf etlichen Vulkanen fußt, ist hier das Paradebeispiel. Diese ultraheißen Quellen genauer zu erforschen, hat dabei laut dem Geologen Björn Þór Guðmundsson gleich zwei Vorteile.
Zum einen würde eine Bohrung in eine Magmakammer einen einzigartigen Blick auf die Magmaflüsse und -meere unterhalb der Erdoberfläche offenbaren. „Es ist die erste Reise zum Mittelpunkt der Erde“, zitiert Futurism den Forscher entsprechend. Zum anderen ließen diese sich als Quelle für unbegrenzte Energie nutzen. Doch wenn die Lösung so eindeutig scheint, wieso wurde es noch nicht gemacht?
Magmabohrungen ein Selbstmordkommando?
Das Unterfangen ist überaus komplex. Bisher gelang es keinem Forschungsteam, den genauen Standort einer aktiven Magmakammer ausfindig zu machen. Hier scheinen dieselben Probleme zu herrschen wie bei der Kernfusion: Wir wissen, dass es gehen muss, aber wir haben noch nicht die wissenschaftlichen Methoden für den beispiellosen Versuch.
Hinzu kommt ein weiteres Problem, auf das der Vulkanologe an der University of Alaska John Eichelberger aufmerksam macht: „Du wirst einen Ausbruch auslösen“. Ein Ereignis im Jahr 2009 lässt an dieser düsteren Prophezeihung jedoch zweifeln. Bei Bohrungen in Island stieß man schließlich auf eine Magmakammer. Damit wurde erstmalig eine entdeckt. Außerdem kam es im Anschluss eben nicht zu einem befürchteten Ausbruch.
Neue Form der Geothermie
Forschende stürzten sich auf dieses unverhoffte Ergebnis und begannen mit der sorgfältigen Planung des Projekts Krafla Magma Testbed (KMT). Letztendlich soll im Jahr 2026 eine erneute Bohrung in diese Kammer stattfinden. Das erklärte Ziel hierbei: Mehr über Magma erfahren. So sollen durch das KMT unter anderem Temperatursensoren bei den Bohrungslöchern neue Erkenntnisse über das flüssige Gestein liefern.
Diese könnten auch dabei helfen, eine neue Form der Geothermie zu entwickeln. So könnten wir Energie direkt aus der Magma-Hitze gewinnen. Da die unterirdische vulkanische Aktivität kaum zum Erliegen kommen wird, stellt diese Idee in der Theorie einen Zugang zu grenzenloser Energie dar.
Allerdings zeigt bereits die Planungsdauer des KMT, dass erste Versuche wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Womöglich leisten sich die vulkanische Geothermie und die Kernfusion noch ein Kopf an Kopf-Rennen zur Rettung unseres globalen Energiebedarfs. Denn ungeachtet dessen, wie lange Durchbrüche auf sich warten lassen, die Uhr tickt.
Quelle: Futurism
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