Veröffentlicht inScience

Bisher einzigartiger archäologischer Fund: Neue Studie widerlegt jahrelang geglaubten Irrtum

Ein bereits vor zwanzig Jahren entdecktes Grab weist einige ungewöhnliche Merkmale auf. Nun konnten modernste wissenschaftliche Methoden neue überraschende Erkenntnisse liefern.

Eine Person entfernt Staub von einem Totenschädel während einer archäologischen Ausgrabung.
© Microgen - stock.adobe.com

Die 5 wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten

Jahrtausende menschlicher Kultur bringen auch nach langer Zeit immer wieder erstaunliche Erkenntnisse hervor.Wir zeigen dir die fünf wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten.

Bereits 2004 wurde bei Bauarbeiten in Oberösterreich ein außergewöhnliches Grab entdeckt. Es enthielt die Überreste zweier sich umarmender Menschen und eines Pferdes. Aufgrund dieser außergewöhnlichen Merkmale wurde der archäologische Fund zunächst für eine frühmittelalterliche Doppelbestattung eines Ehepaares gehalten. Doch nun enthüllen neue Untersuchungen zahlreiche Irrtümer in dieser Annahme.

Archäologischer Fund ist älter als gedacht

Aufgrund der Tiefe des Grabes, der Pferdebestattung, der Ausrichtung der Toten und einigen weiteren Fundumständen schlossen die damaligen Forschenden aus dem archäologischen Fund, dass es sich wohl um eine bajuwarische Bestattung aus dem 7. Jahrhundert handeln müsste. Die Körperhaltung suggerierte zudem, dass die begrabenen Personen ein verheiratetes Paar waren.

Anthropologin Sylvia Kirchengast und Archäologe Dominik Hagmann von der Universität Wien kamen bei einer umfassenden Neuuntersuchung aber auf eine überraschende Erkenntnis: Das Grab ist 500 Jahre älter als bisher gedacht. Damit handelt es sich hierbei nicht um Skelette aus dem Frühmittelalter, sondern der römischen Antike, wie sie in einer neu veröffentlichten Studie im Journal of Archaeological Science erklären. Doch noch ein weiteres Missverständnis konnte aufgeklärt werden.

Lesetipp: Archäologischer Fund – „Schwammiger Rückstand“ begeistert Forschende

Tote waren eng miteinander verwandt

Denn mittels modernster Technologien ließen sich auch das biologische Geschlecht und die Verwandtschaftsverhältnisse der Bestatteten ermitteln. Diese stellen sich komplett anders dar, als bisher angenommen. Osteologische Untersuchungen und alte DNA-Analysen ergaben, dass es es sich bei den Toten um zwei Frauen handelt. Sie legten außerdem eine enge familiäre Verbindung zwischen den beiden Personen nahe.

Aufgrund des Altersunterschiedes von 15 bis 25 Jahren vermuten die Forscher*innen, dass der archäologische Fund ein Mutter-Tochter-Grab darstellt. Diese neuen Erkenntnisse machen die Stätte zu einer bisher einzigartigen Entdeckung. Denn es ist „die erste genetisch dokumentierte Mutter-Tochter-Bestattung aus dieser Zeit im heutigen Österreich“, so die Wissenschaftler*innen.

Auch interessant: Antike Apokalypse – Forscher finden Hinweis auf 3.300 Jahre alter Tontafel

Art der Bestattung ist sehr selten

Außerdem betont das Forschungsteam, dass Bestattungen, bei denen Menschen neben Pferden beerdigt wurden, im römischen Reich sehr selten waren. Möglicherweise hat sich hier eine Tradition aus der späten Eisenzeit in die antiken römischen Lebenswelten gemischt. Zudem weisen Spuren auf einem Skelett darauf hin, dass die Person einst Reiterin war.

Der genaue Hintergrund der Doppelbestattung ist nicht klar. Doch die Wissenschaftler*innen äußern in der Studie eine Theorie über die ungewöhnlichen Umstände des Grabes. So starben möglicherweise beide an einer infektiösen Krankheit. Die diversen goldenen Gegenstände im Grab sowie die Beisetzung des Pferdes direkt unter den Personen lassen ebenfalls darauf schließen, dass es sich bei dem archäologischen Fund um zwei Frauen aus einer relativ hohen sozialen Schicht handelt.

Quelle: „Double feature: First genetic evidence of a mother-daughter double burial in Roman period Austria“ (Journal of Archaeological Science, 2024)

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.