Das US-Justizministerium (Department of Justice, DOJ) erwägt, Google nach einem Gerichtsurteil, das dem Unternehmen eine Monopolstellung im Online-Suchmarkt zuschreibt, zu zerschlagen. Das wäre die bedeutendste kartellrechtliche Maßnahme seit dem Versuch vor etwa zwanzig Jahren, Microsoft zu zerschlagen. Darüber hinaus prüft das DOJ auch mildere Maßnahmen, etwa die Verpflichtung Googles, mehr Daten mit Konkurrenten zu teilen oder seine Vorteile im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) zu begrenzen.
Google bald ohne Chrome und Android?
Eine mögliche Maßnahme könnte dem Wirtschaftsdienst Bloomberg zufolge ein Verbot jener exklusiven Verträge sein, die im Fall gegen Google eine zentrale Rolle spielten. Sollte das DOJ tatsächlich eine Zerschlagung anstreben, könnten das Android-Betriebssystem und der Chrome-Browser von Google zur Abspaltung vorgesehen sein. Eine weitere Option wäre der Verkauf von AdWords, Googles Plattform für den Verkauf von Textanzeigen.
Richter Amit Mehta entschied, dass Google illegal den Online-Suchmarkt und den Markt für Suchtextanzeigen monopolisiert hat. Google plane, gegen das Urteil Berufung einzulegen, aber die Vorbereitungen für die nächste Phase des Verfahrens laufen bereits. Diese Phase werde sich darauf konzentrieren, den Wettbewerb wiederherzustellen, möglicherweise durch eine Zerschlagung.
Eine Zerschlagung von Google wäre die größte seit der Aufspaltung von AT&T in den 1980er Jahren. DOJ-Anwält*innen, die mit betroffenen Unternehmen gesprochen haben, äußerten Bedenken, dass Googles Dominanz im Suchmarkt dem Unternehmen auch Vorteile bei der Entwicklung von KI verschafft. Die US-Regierung könnte versuchen, Google daran zu hindern, seine Marktposition für unfaire Vorteile im Bereich entsprechender Systeme zu nutzen.
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Mögliche Ziele für die Zerschlagung
Das Justizministerium könnte Google dazu zwingen, das Android-Betriebssystem abzutreten, das auf etwa 2,5 Milliarden Geräten installiert ist. Mehta hob hervor, dass Googles Vereinbarungen mit Geräteherstellern die Vorinstallation seiner Apps vorschreiben, wodurch andere Suchmaschinen effektiv ausgeschlossen würden.
Google monopolisiert auch Suchtextanzeigen, die entscheidend dafür sind, Nutzer*innen auf Websites zu lenken. Diese Anzeigen, die über Google Ads verkauft werden, generieren etwa zwei Drittel der Einnahmen des Konzerns aus dem kalifornischen Mountain View. Sollte das DOJ nicht den Verkauf von AdWords anstreben, könnte es Anforderungen auferlegen, um die Interoperabilität mit anderen Suchmaschinen sicherzustellen.
Eine weitere Möglichkeit könnte, so Bloomberg, darin bestehen, Google zu verpflichten, Daten an konkurrierende Suchmaschinen zu übertragen oder zu lizenzieren. Die Verträge von Google sichern dem Unternehmen weitaus mehr Nutzungsdaten als seinen Wettbewerbern, was deren Fähigkeit zur Verbesserung von Suchalgorithmen einschränkt. Dieser Datenvorteil ist entscheidend für die Marktmacht des Unternehmens.
Quelle: Bloomberg
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Das Titelbild dieses Artikels wurde von der Redaktion unter Verwendung Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.