Vor 1.500 Jahren stand der Nahe Osten nicht unter Kontrolle der Römer oder Araber, sondern des oströmischen Reiches. Doch dessen Überreste werden oft von all den folgenden Ereignissen überdeckt. Mithilfe eines archäologischen Fundes in Israel gelang es Forscher*innen nun, etwas mehr über die Geschichte des Imperiums zu erfahren.
Archäologischer Fund: Eine Kirche in Israel
Khirbet Tinshemet liegt direkt in Zentralisrael und beherbergt einige Stätten, wo Forscher*innen bereits Überreste aus vergangenen Zeiten ausgraben konnten. Nach einigem Suchen war es nun möglich, einen archäologischen Fund zu machen, der für die Region ungewöhnlich ist. Die Wissenschaftler*innen legten eine Kirche frei, die weder aus römischer Zeit noch aus dem Mittelalter stammt, sondern aus dem byzantinischen (damals als oströmisch bezeichneten) Reich.
Die Kirche konnte dabei einwandfrei als „Beto-Megalsis“ identifiziert werden, wie Sci.News berichtet. Das Gotteshaus dieses Namens erscheint auf einem bekannten Mosaik genau an der Stelle, wo nun der archäologische Fund gemacht wurde. Demnach stammt das Gebäude aus dem sechsten Jahrhundert nach Christus (n. Chr.), ist also etwa 1.400 Jahre alt. Es sei eine „beeindruckende byzantinische Kirche“, wie die Israel Antiquities Authority (IAA) erklärte. Das eigentlich Besondere ist aber nicht unbedingt die Kirche selbst, sondern das, was die Forschenden in ihr entdeckten.
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Überraschung im Eingang
So lag im Eingang des archäologischen Fundes offenbar ein kunstvolles Medaillon, das allerdings keine christliche Symbolik trägt. Stattdessen findet sich darauf eine Darstellung von Tyche. Dabei handelt es sich um die damals von einigen örtlichen Bewohner*innen verehrte Göttin des Glücks. Zugleich galt sie als Patronin mehrerer Städte in der Region. Seltsam ist allerdings, dass sich ein solches Symbol in einer Kirche befindet – klassischerweise hätte es für damalige Christ*innen als „heidnisch“ gegolten.
Doch zugleich könnte der archäologische Fund auch zeigen, dass diese Grenzen vor 1.400 Jahren nicht so klar waren, wie sie es später wurden. Möglicherweise gab es Menschen, die sich damals sowohl als Christen verstanden als auch die Göttin Tyche verehrten. Zugleich konnten die Forscher*innen feststellen, dass die Kirche auch für wirtschaftliche Handlungen genutzt wurde, anhand zahlreicher Münzen, die sich darin fanden. Das Gotteshaus diente also zahlreichen Zwecken.
Quellen: Sci.News
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