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Archäologischer Fund in der Antarktis: Das verbarg sich einhundert Jahre auf dem Meeresboden

Der Wettlauf um die Erforschung der Antarktis hat in der Vergangenheit zu zahlreichen spektakulären Geschichten geführt. Nicht alle davon nahmen auch ein glückliches Ende.

KI-generiertes Bild eines Schiffes in stürmischer See, das von Eis überzogen ist.
© Lexyat - stock.adobe.com

Die Antarktis – wer hat sie eigentlich entdeckt?

Im Jahr 1820 stieß eine russische Expedition erstmals auf Ausläufer der Antarktis. Gerade mal ein Jahr später entdeckten amerikanische Forscher ihr Festland.Doch waren sie tatsächlich die ersten Menschen, die den Kontinent erforschten? Tatsächlich scheint es, als sei sie schon lange vorher besucht worden.

Vor über einhundert Jahren begab sich der britische Polarforscher Ernest Shackleton auf Expedition in die Antarktis. Doch die Reise wurde vorzeitig beendet, als sein Schiff nur wenige Wochen nach der Abfahrt von Südgeorgien im Jahr 1914 im Eis stecken blieb und später im Weddelmeer versank. Nun haben Forscher*innen den archäologischen Fund auf dem Meeresboden mittels innovativer Methoden genau untersucht.

Archäologischer Fund: Schiffswrack in der Antarktis

Denn auch wenn die Geschichte um den archäologischen Fund zunächst überaus dramatisch klingt, hat die Endurance-Expedition in die Antarktis damals doch zumindest ein versöhnliches Ende gefunden. Denn das Schiff trieb nach dem Unglück fast zehn Monate im Weddelmeer. Shackleton und seine Mannschaft hatten also genügend Zeit, das Schiff zu verlassen und ihr Lager auf dem Eis aufzuschlagen. 1915 wurde es dann vom umgebenden Eis zerquetscht und versank.

Später unternahmen Shackleton und fünf seiner Männer eine waghalsige 800-Meilen-Reise in einem offenen Boot nach Südgeorgien, wo sie Hilfe bei der Rettung der verbleibenden Mannschaft bekamen, die die Tortur überlebte. Über einhundert Jahre blieb das Schiffswrack im Eis der Antarktis verborgen, bevor es 2022 von einem Forschungsteam entdeckt wurde.

Eine vom Falklands Maritime Heritage Trust finanzierte Expedition nutzte nun neu entwickelte Technologien, um 3D-Scans vom Schiffswrack zu erstellen. Diese wurden von Unterwasserrobotern aufgenommen, die den archäologischen Fund aus jedem möglichen Winkel kartografierten. Die insgesamt rund 25.000 Fotos wurden später zusammengefügt, um eine digitale Nachbildung zu erstellen. Diese wurde als Dokumentarfilm vor wenigen Tagen in Zusammenarbeit mit National Geographic auf dem BFI London Film Festival der Öffentlichkeit präsentiert.

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Schiff ist fast unverändert

Die Aufnahmen zeigen unter anderem die Schäden an Rumpf und Masten durch das zermalmende Eis. Doch ansonsten ist das Schiff weitgehend unverändert. „Es ist absolut fabelhaft. Das Wrack ist fast intakt, als wäre es gestern gesunken“, sagte Nico Vincent gegenüber dem Guardian. Seine Organisation Deep Ocean Search hatte zusammen mit Voyis Imaging und der McGill University die Technologie für die Scans entwickelt.

So sind auf den Scans beispielsweise mehrere Teller der Besatzung auf dem Deck zu sehen, aber auch ein einzelner kniehoher Stiefel, der möglicherweise Frank Wild, Shackletons Stellvertreter, gehörte. Neben diesen detailreichen Bildern besteht eine weitere technische Innovation darin, dass der Film KI-Tools verwendet. So wurden die Stimmen des Polarforschers und seiner Crewmitglieder rekonstruiert, die dann ihre eigenen Geschichten erzählen können, indem sie ihre Tagebücher vorlesen.

So wird dem archäologischen Fund ganz neues Leben eingehaucht. „Die Möglichkeit, diese Tagebuchlesungen mithilfe von KI zum Leben zu erwecken, bedeutet, dass man Shackleton und seinem Team beim Erzählen ihrer eigenen Tagebücher zuhört, und zwar mit ihren Stimmen“, so Jimmy Chin, einer der Regisseure. „Das war etwas, was noch vor ein paar Jahren nicht möglich gewesen wäre, und das erweckt wirklich einen neuen Aspekt des Films zum Leben.“

Quellen: Falklands Maritime Heritage Trust, The Guardian

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