Obwohl wir in einer Welt des immer rasanteren technischen Fortschritts leben, halten sich Gruselgeschichten von Geistern und übernatürlichen Wesen immer noch hartnäckig in den Köpfen der Menschen. Viele behaupten sogar, sie hätten schon mal ein echtes Gespenst gesehen. Forscher*innen haben das Phänomen untersucht und sind dabei auf einige ungewöhnliche Erklärungen gestoßen.
Deshalb sehen manche Menschen Geister
Wenn dir nachts auch schon mal ein Geist begegnet ist, kann es dafür eine ganz simple Erklärung geben. So bringt eine Studie, die erst letztes Jahr im Journal of Sleep Research erschienen ist, die schaurigen Ereignisse mit Schlafstörungen oder dem massiven Mangel an der kostbaren Nachtruhe in Verbindung.
Die Leute, deren Schlafqualität stark in Mitleidenschaft gezogen war, gaben in der Studie jedoch nicht nur an, nachts Gespenster zu sehen und unheimliches Rumpeln zu hören. Stattdessen konnten die Forscher*innen herausfinden, dass sich die fehlende Erholung auch auf ihren Glauben an paranormale Aktivitäten auswirkte.
So schreiben die Forscher*innen: „Eine schlechtere subjektive Schlafqualität (geringere Schlafeffizienz, längere Einschlafzeit, kürzere Schlafdauer und verstärkte Schlaflosigkeitssymptome) war verbunden mit einer stärkeren Befürwortung des Glaubens an: (1) das Weiterleben der Seele nach dem Tod; (2) die Existenz von Geistern; (3) Dämonen; (4) die Fähigkeit mancher Menschen, mit den Toten zu kommunizieren; (5) Nahtoderfahrungen als Beweis für ein Leben nach dem Tod und (6) Außerirdische haben die Erde besucht.“
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Einfache medizinische Erklärung
Dies lässt sich laut den Wissenschaftler*innen Julia Santomauro und Christopher C. French auch ganz leicht medizinisch erklären. Diese haben bereits vor einigen Jahren in the british psychological society einen Artikel veröffentlicht, der sich genau mit diesem Phänomen befasst. Sie sehen die Begegnungen mancher Menschen mit Geistern, vor allem durch sogenannte Schlaflähmungen begründet.
Schlaflähmung tritt in einer ganz bestimmten Phase des Schlafzyklus auf. Normalerweise beginnen wir die Nacht mit einem Non-REM-Schlaf (Non-Rapid Eye Movement). Dann gehen wir in den REM-Schlaf über und wechseln normalerweise die ganze Nacht hindurch zwischen beiden. Schlaflähmung tritt in der REM-Phase auf, wenn wir die lebhaftesten Träume haben.
Schlaflähmung kann dabei als Eindringen von REM-Schlafmerkmalen in den Wachzustand betrachtet werden. Das heißt, die Muskeln des Körpers sind tief entspannt und können sich nicht bewegen, während die Menschen traumähnliche Elemente in ihrer Umgebung wahrnehmen. „Einfach ausgedrückt: Der Wachzustand ist eingetreten, aber der Körper und ein Teil des Gehirns befinden sich noch im REM-Schlaf“, so die Forscher*innen. Dieses Phänomen kann auch beim Einschlafen auftreten und würde so erklären, warum es in der Nacht zu Geister-Sichtungen kommt.
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Das passiert wirklich in vermeintlichen Spukhäusern
In einer weiteren Analyse aus dem letzten Jahr gibt Shane Rogers, Professor für Bau- und Umweltingenieurwesen an der Clarkson University in New York, jedoch noch einen weiteren überraschenden Grund für vermeintliche Begegnungen mit dem Wesen aus dem Jenseits an. Er untersucht den Zusammenhang zwischen Spukhäusern und Schimmel.
So erklärt er gegenüber der BBC, dass viele der Symptome, die Menschen nach Schimmelbefall erleben, mit denen übereinstimmen, die in Berichten über Erlebnissen mit Geistern zu finden sind. So kann zum Beispiel Aspergillus-Schimmel, der in feuchten Gebäuden vorkommt, Kurzatmigkeit und Entzündungen der Sehnerven verursachen.
Durch letzteres kann es so aussehen, als würden dunkle Gestalten vor dem Blickfeld der Menschen schweben. Er merkte auch an, dass viele vermeintliche Häuser in bekanntem Fernsehserien über Geisterjäger Anzeichen von Schimmel aufweisen. Tatsächlich können bauliche Merkmale großen Einfluss auf das Erleben paranormaler Aktivitäten haben.
Das würde auch die vermehrten Geistermeldungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts erklären. So können viele Spukgeschichten von damals auf eine Kohlenmonoxidvergiftung zurückgeführt werden. Bereits 1921 wurde im American Journal of Ophthalmology ein ausführlicher Bericht darüber veröffentlicht, der heute noch eingesehen werden kann.
Darin wurde der merkwürdige Fall einer Familie beschrieben, die in ein Haus eingezogen war und paranormale Aktivitäten erlebte. Es stellte sich heraus, dass die Heizung des Hauses kaputtgegangen war und so Kohlenmonoxid ausströmte, was die Bewohner*innen erkranken ließ und wahrscheinlich die „gespenstischen“ Aktivitäten erklärt.
Quelle: „The associations between paranormal beliefs and sleep variables“ (Journal of Sleep Research 2024), BBC, the british psychological society, „Effects of Carbon Monoxid upon the Eye“ (American Journal of Ophthalmology 1921)
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