Im Jahr 2022 entdeckte Szczepan Skibicki im polnischen Supraśl-Fluss ein Schwert aus dem 9. Jahrhundert. Der Mitarbeitender des Militärmuseums in Białystok fand es zufällig bei einem Tauchgang. In einer Flussbiegung, die durch Erosion freigelegt wurde, erkannte er das außergewöhnliche Artefakt sofort, sicherte es und meldete den archäologischen Fund den zuständigen Stellen.
Archäologischer Fund „ist zweifellos außergewöhnlich“
Fachleute datieren das Schwert auf die späte Wikingerzeit. Es zeigt Einflüsse sowohl aus der Wikinger- als auch aus der baltischen Kultur. Obwohl Polen kein Zentrum der Wikingeraktivität war, gibt es Belege dafür, dass sie wichtige Handelsplätze in der Region besuchten. Besonders der Griff des Schwertes spiegelt diese kulturellen Verbindungen wider und kombiniert typische Wikinger-Handwerkskunst mit baltischen Details.
„Das präsentierte Objekt ist zweifellos außergewöhnlich“, betonte Dr. Ryszard Kaźmierczak von der Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu, UMK). „Es kam höchstwahrscheinlich mit einer bedeutenden Person hierher. Solche Schwerter verliert man nicht einfach. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gab es am Flussufer eine Auseinandersetzung oder Schlacht, bei der das Schwert zusammen mit seinem Besitzer im Wasser landete.“
Die Klinge des Schwertes erzählt ihre eigene Geschichte. Sie ist mit Mikrorissen, Kratzern und Splittern übersät – Spuren, die auf den Einsatz in Kämpfen hinweisen. Der mittlere Teil der Klinge, der die meisten Schläge abfangen musste, zeigt deutliche Abnutzungsspuren. Besonders beeindruckt zeigte sich Kaźmierczak zudem von der Seltenheit des archäologischen Fundes sowie dessen Erhaltungszustand.
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Ausgestellt im Militärmuseum
Bevor das Schwert Teil der Sammlung des Militärmuseums wurde, durchlief es einen strengen Prozess. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Initiative „Nauka w Polsce“ (dt.: „Wissenschaft in Polen“) des polnischen Ministeriums für Wissenschaft und Hochschulbildung hervor. Die Provinzdenkmalschutzbehörde überwachte die rechtliche Übergabe, und Fachleute der UMK übernahmen die Restaurierung. Dank dieser Arbeit konnte das Schwert nicht nur gesichert, sondern auch umfassend untersucht und dokumentiert werden.
Heute ist das Schwert im Militärmuseum in Białystok ausgestellt und fasziniert Besucher*innen mit seiner Geschichte. Es ermöglicht einen direkten Blick auf das Leben im frühen Mittelalter, die Handwerkskunst der Wikingerzeit und die Spuren von Kämpfen, die bis heute erhalten geblieben sind.
„Dies ist mit Sicherheit ein außergewöhnlicher Fund, und dank ihm besitzen wir in unserer Sammlung nun zwei ’nackte Schwerter'“, erklärte der Museumsdirektor Robert Sadowski. „Bereits in den 1970er Jahren wurde ein Schwert aus dem 10. Jahrhundert an unser Museum übergeben, das ebenfalls im Fluss Supraśl gefunden wurde. Das heute präsentierte Schwert hat dank modernerer Konservierungsmethoden seine Struktur bewahrt.“
Quellen: Facebook/Muzeum Wojska w Białymstokus; Nauka w Polsce
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