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Elektronische Patientenakte: In diesem Fall solltest du widersprechen

Ab 2025 kommt die digitale Patientenakte für alle Versicherten in Deutschland. Du kannst der zentralen Datenspeicherung aber widersprechen.

ePa-Symbol auf einem Smartphone
© Andrea Gaitanides - stock.adobe.com

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Deutschland führt bis 2025 die elektronische Patientenakte (ePA) für alle Versicherten ein. Damit sollen medizinische Dokumente wie Testergebnisse, Röntgenbilder oder Medikationspläne zentral gespeichert werden. Wenn du das nicht möchtest, musst du aktiv widersprechen. Befürworter*innen versprechen, dass die ePA die Gesundheitsversorgung effizienter mache und unnötige Untersuchungen verhindere.

Elektronische Patientenakte: Potenziale und Risiken

Die ePA soll den Umgang mit medizinischen Daten erleichtern und im Notfall schnelle Hilfe ermöglichen. Ärzt*innen und Krankenhäuser können sofort auf wichtige Informationen zugreifen, zum Beispiel zu Vorerkrankungen oder Allergien. Gleichzeitig könnte die ePA die Forschung voranbringen, indem anonymisierte Daten für neue medizinische Erkenntnisse genutzt werden. Forschende hoffen, so bessere Diagnosen und Behandlungen zu entwickeln.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnete die ePA als „Datenschatz“, der auch für Künstliche Intelligenz (KI) große Chancen biete. Unternehmen wie Meta, OpenAI und Google interessieren sich bereits für diese Daten, um ihre KI-Modelle zu trainieren. Kritiker*innen sehen das Golem.de zufolge problematisch und fürchten Missbrauch oder den Verlust der Kontrolle über sensible Gesundheitsdaten. Besonders der Datenschutz steht hier im Fokus.

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Dezentrale Speicherung als Alternative

Ein weiteres Problem der ePA ist, dass du nicht individuell entscheiden kannst, welche Dokumente sichtbar sind. Sensible Informationen könnten dadurch in die falschen Hände geraten, so die Sorge. Wenn du die Zugriffsrechte verwalten willst, brauchst du eine Smartphone-App, was nicht für alle praktikabel ist. Außerdem sehen Gegner*innen die zentrale Speicherung als Schwachstelle, die Hacker oder Insider ausnutzen könnten.

Erfahrungsgemäß müsse man davon ausgehen, „dass alles, was zentral gespeichert wird, auch gehackt, verkauft und verraten werden kann“, schrieb die Süddeutschen Zeitung Anfang Dezember.

„Besser machen es Länder wie Österreich, das die Daten der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) dezentral speichert“, hieß es dazu im Spiegel. „Die Daten werden dort gesichert, wo sie entstehen; in Krankenhäusern, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und Apotheken. Sie sind über viele geschützte Systeme verteilt – und werden nur bei Bedarf angefragt und ausgetauscht.“

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„Systemarchitektur ist insgesamt angemessen“

Eine im Oktober veröffentlichte Sicherheitsanalyse zeigte, dass die ePA trotz Verschlüsselung und deutscher Rechenzentren Schwächen hat. Expert*innen des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) haben mehrere Lücken entdeckt, die den Schutz der Daten gefährden könnten. „Die Systemarchitektur ist insgesamt angemessen, lässt sich jedoch noch verbessern“, erklärte das Team allerdings. „Zu den zusätzlichen Empfehlungen der Prüfer zählen etwa einige ergänzende Maßnahmen, die zum Beispiel vor Innentätern schützen.“

Grundsätzlich birgt die Einführung einer elektronischen Patientenakte Risiken in Bezug auf Datenschutz und IT-Sicherheit. Medizinische Daten gehören zu den sensibelsten Informationen eines Menschen und sind bei unzureichenden Sicherheitsmaßnahmen anfällig für Cyberangriffe, Datendiebstahl oder Missbrauch. Unbefugte Zugriffe könnten schwerwiegende Folgen haben, wie Identitätsdiebstahl oder Diskriminierung. Zudem besteht die Gefahr, dass ungenügende Verschlüsselung oder Sicherheitslücken in den Systemen die Privatsphäre der Patient*innen gefährden.

Ein weiteres Risiko der ePA liegt in der Qualität und Vollständigkeit der gespeicherten Informationen. Fehlerhafte oder unvollständige Einträge könnten zu Fehlentscheidungen bei der medizinischen Versorgung führen. Wenn etwa veraltete Diagnosen oder Medikamente nicht korrekt dokumentiert oder aktualisiert werden, besteht die Gefahr von falschen Behandlungen. Darüber hinaus könnten Missverständnisse oder technische Probleme bei der Übertragung von Daten zwischen verschiedenen Systemen die Genauigkeit der Patientenakte beeinträchtigen.

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Widersprechen oder nicht?

Ob man der ePA widersprechen sollte, hängt von der persönlichen Einschätzung der Vor- und Nachteile ab. Sie bietet klare Vorteile, insbesondere eine verbesserte medizinische Versorgung durch schnelleren Zugriff auf relevante Gesundheitsdaten. Im Notfall könnten diese Informationen sogar lebensrettend sein. Zudem behalten Patienten die Kontrolle darüber, welche Daten gespeichert und von wem sie eingesehen werden können.

Auf der anderen Seite gibt es berechtigte Datenschutzbedenken. Sensible Gesundheitsdaten sind ein begehrtes Ziel für Cyberangriffe, und Sicherheitslücken könnten dazu führen, dass unbefugte Personen Zugriff erhalten. Auch technische Fehler, wie unvollständige oder falsche Daten, könnten die Behandlung beeinträchtigen. Wer sich wegen solcher Risiken unwohl fühlt oder die elektronische Patientenakte für die eigene Versorgung nicht als notwendig ansieht, könnte einen Widerspruch in Betracht ziehen. Letztlich ist es eine individuelle Entscheidung, die du sorgfältig abwiegen solltest.

Quellen: YouTube/Bitkom Events; Golem.de; Süddeutschen Zeitung; Spiegel

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