Ein archäologischer Fund in der britischen Grafschaft Derbyshire sorgt derzeit für Aufsehen in Fachkreisen. Hinweise auf eine bisher unbekannte Schlacht der berüchtigten römischen Neunten Legion werfen neues Licht auf die Geschichte des Römischen Reiches in Großbritannien. Die außergewöhnlichen Funde könnten erklären, wie die Römer ihre technische Überlegenheit gegen lokale Stämme einsetzten.
Luftaufnahmen und Lidar enthüllen archäologischen Fund
Der Archäologe Simon Elliott, Experte für römische Militärgeschichte, untersuchte die Region Creswell mithilfe moderner Technik. Luftaufnahmen und sogenannte Lidar-Scans – eine Technologie, die mittels Laser die Erdoberfläche abbildet – brachten Strukturen ans Licht, die auf römische Lager hindeuten. Eines davon hat laut Elliott den charakteristischen Grundriss eines römischen Marschlagers, wie es für kurze Einsätze genutzt wurde.
„Für mich sind die Lager ein rauchender Colt“, erklärte er gegenüber der BBC. In der Nähe eines Forts aus der Eisenzeit entdeckte Elliott zwei Plattformen auf erhöhtem Gelände, die vermutlich als Artillerie-Positionen dienten. Von dort aus konnten die Römer mit Schleudern und Geschossen das Fort unter Beschuss nehmen.
„Die psychologische Wirkung von Raketen – seien es Steine, Bolzen oder beides –, die in einen Bereich einschlugen, den sie für sicher hielten, muss enorm gewesen sein“, so Elliott. Die einheimischen Corieltauvi, ein keltischer Stamm, seien auf diese Weise überwältigt worden. Laut dem Archäologen hatten die Römer mit ihrer präzisen Belagerungstechnik einen entscheidenden Vorteil. „Die Römer könnten genauso gut Laser gehabt haben“, ordnete der Wissenschaftler die Überlegenheit ein.
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Bauernfunde bestätigen die Theorie
Die Theorie des Archäologen wird durch Funde von Bauern in der Region untermauert. Unter den entdeckten Artefakten befinden sich laut Elliott Fragmente einer römischen Rüstung sowie ein Gewicht, das von Legionären als Vermessungsgerät genutzt wurde. Diese Objekte deuten darauf hin, dass in der Gegend eine bedeutende militärische Operation stattfand.
Professor Will Bowden von der Universität Nottingham hält Elliotts These für plausibel, weist jedoch darauf hin, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, um die Schlacht eindeutig zu belegen. Die Entdeckung liefert jedoch wichtige Impulse, um die Geschichte der Neunten Legion zu entschlüsseln, die um das Jahr 108 nach Christus spurlos aus den historischen Aufzeichnungen verschwand.
Der archäologische Fund in Derbyshire zeigt einmal mehr, wie viel es über das Römische Reich noch zu entdecken gibt. Simon Elliott sieht in der Region noch großes Forschungspotenzial: „Die Landschaft hier zeigt auch Hinweise darauf, wie Rom das Gebiet besiedelte und beherrschte – es gibt noch so viel mehr zu entdecken.“ Die Entdeckung könnte damit nicht nur eine einzelne Schlacht dokumentieren, sondern auch ein besseres Verständnis der römischen Expansion in Großbritannien ermöglichen.
Quelle: BBC
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