Heute ist das Land im Bürgerkrieg versunken, aber im Römischen Reich war Libyen eines der wohlhabendsten Gebiete am Mittelmeer. Ein aktueller archäologischer Fund in der Gegend beweist, wie gut die Menschen damals lebten. Aber auch einige schwer zu lösende Rätsel sind dabei.
Archäologischer Fund: Vom Regen in die Traufe
Die Cyrenaika ist heute nur wenigen Eingeweihten bekannt. Vor etwa zweitausend Jahren allerdings war dies eine römische Provinz, direkt westlich der Kornkammer des Reiches, Ägypten. Seit etwa dem 3. Jahrhundert vor Christus (v. Chr.) war die Cyrenaika, das heutige Libyen, griechisch. Der Reichtum an Entdeckungen, der dort vorkommen kann, zeigt sich auch in einem archäologischen Fund, der es in sich hat. Unter anderem konnten polnische Forscher*innen einen großen Bau ausgraben, in dem ein fortschrittliches Wassersystem verbaut war.
So nutzten die Bewohner*innen von Ptolemais, der Hauptstadt der Region, den seltenen Niederschlag offenbar, um daraus fließendes Wasser im Haushalt zu machen. Das Regenwasser wurde dabei zentral in einem kleinen Innenhof gesammelt, von wo aus es in zwei Zisternen lief. Bei Bedarf konnten Bewohner*innen dann das Wasser aus den Zisternen abziehen. Der archäologische Fund lässt sich auf das dritte Jahrhundert nach Christus datieren, also auf die römische Zeit der Provinz. Dies belegt, dass auch im Römischen Reich solcher Wohlstand möglich war.
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Diese Entdeckungen waren außerdem möglich
Doch die glückliche Phase hielt nicht ewig an. Immer wieder kam es in der Gegend offenbar zu Erdbeben, wie das polnische Medium Nauka w Polsce berichtet. Dabei erlitt der Gebäudekomplex, in dem das Wassersystem verbaut ist, ständig Schäden. Aber nicht nur der Palast selbst stellte für die Archäolog*innen eine Überraschung dar. In einer der Zisternen, die dazu da waren, das Regenwasser zu speichern, entdeckte das Team ein eingraviertes Gesicht. Dieser archäologische Fund ist weniger leicht zu erklären.
Als Erklärung für das Gesicht, dessen Züge eher schlicht gehalten sind, bieten die Forscher*innen vor allem eine Analogie an. So sind in einem uralten Heiligtum in der Nähe offenbar ähnliche Exemplare zu entdecken. Das lässt den Schluss zu, dass es sich bei den Besitzer*innen des Palastes nicht unbedingt um Römer, sondern um eine libysche oder cyrenaische Familie handelte, die sich dort verewigen wollte. In jedem Fall beweist der archäologische Fund, welche kulturelle Vielfalt sich auch heute noch in dem vom Bürgerkrieg geplagten Land entdecken lässt.
Quellen: Nauka w Polsce/PAP
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