Schon vor einiger Zeit ereignete sich weit entfernt von der Erde eine riesige Explosion im Weltall. Das Besondere daran ist jedoch, dass niemand sie bemerkte. Bis vor kurzem eine Gruppe aus Forscher*innen alte Aufnahmen analysierte und eine erstaunliche Entdeckung machte.
Weltall: Auch bekannt als Heuhaufen
Die Explosion wurde von dem Chandra-Observatorium aufgezeichnet, wie das ständig geschieht. Doch auf den riesigen Aufnahmen, die das Teleskop vom Weltall macht, übersahen die Wissenschaftler*innen damals offenbar den verursachten Blitz. Dabei ereignete sich das Ganze am 20. Mai 2015. Ganze neun Jahre später nutzte eine Gruppe der Universitäten Oxford und Harvard KI, um ebensolche alten Fotos durchzugehen. Die KI machte die Forschenden auf ebendiesen Blitz aufmerksam.
Nach dem Datum, an dem sich dieser ereignete, nannte die Gruppe die Explosion „XRT 200515“. Für Steven Dillmann, einen der beteiligten Forscher*innen, handelte es sich um die buchstäbliche „Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, wie Phys.org berichtet. Nur dass es sich bei diesem Heuhaufen um das Weltall handelt. Woher die Explosion kommt und was sie zu bedeuten hat, ist noch nicht ganz klar. Deutlich ist aber in jedem Fall, dass die Explosion „unglaublich mächtig“ war, und von einem „unbekannten Objekt“ stammt, wie Dillmann erklärte.
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Diese Explosion erschüttert die Forschung
Die Möglichkeiten zur Erklärung der Explosion mitten im Weltall beziehen sich vor allem auf drei Ursachen. Wie die Forscher*innen in ihrer Studie angeben, könnte es sich einerseits um eine klassische Eruption von Gammastrahlung handeln, die bei vielen kosmischen Ereignissen vorkommt. Dabei wäre dies allerdings die erste ihrer Art, die in der großen magellanischen Wolke aufgezeichnet werden konnte.
Eine andere Variante wäre ein Aufleuchten eines „Magnetars“. Der Magnetar ist für die Wissenschaft bislang größtenteils ein Rätsel. Er ist ein Neutronenstern mit besonders starken Magnetfeldern, was ihn besonders spannungsgeladen macht. Bei solchen Objekten kommt es immer wieder zu riesigen Gammastrahleneruptionen. Allerdings wurde in der Gegend der Explosion bislang kein Magnetar entdeckt.
Damit bleibt noch eine Erklärung übrig, die allerdings keine wirkliche Erklärung ist: Es könnte sich um ein völlig neuartiges, zuvor nie beobachtetes Phänomen handeln. Das liegt unter anderem daran, dass die Explosion zwar hochenergetisch ist, aber nur zehn Sekunden anhielt. Andere Eruptionen dieser Art halten meist für mehrere Minuten an. Ein solches Verhalten wurde im Weltall bislang nicht beobachtet. Eine abschließende Analyse wird also wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Quellen: Phys.org, „Representation learning for time-domain high-energy astrophysics: Discovery of extragalactic fast X-ray transient XRT 200515“ (Oxford Academic Monthly Notices, 2024)
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