Bei einer Reihe von archäologischen Funden führten Wissenschaftler*innen eine groß angelegte Studie durch, welche über eine alte Debatte Aufschluss geben sollen. Sie klärt die Ursprünge einer der wichtigsten historischen Begebenheiten.
Archäologischer Fund: Hier wurde nur die Elite begraben
In einer ganzen Sammlung von Gräbern konnten über die letzten Jahre immer wieder archäologische Funde gemacht werden. So liegen in ganz Europa verteilt die sterblichen Überreste von bestatteten Krieger*innen der Hunnen. Sie sind unter anderem für das Ende des römischen Reiches im Westen verantwortlich, zogen sich dann aber schnell wieder in das Gebiet des heutigen Ungarn zurück. Doch über ihre Herkunft gibt es eine große Debatte. Ob sie wirklich aus Asien stammen, wie bisher angenommen, steht mit der neuen Untersuchung in Zweifel.
Denn die Forscher*innen nahmen sich systematisch die DNS-Stränge vor, die aus den entdeckten Gräbern extrahiert werden konnten. Auf diese Weise werden archäologische Funde häufig untersucht, um so noch mehr Informationen daraus ziehen zu können. Doch bei der Analyse der DNS-Proben ergab sich ein überraschendes Bild, wie die Max-Planck-Gesellschaft berichtet. Denn offenbar stammen die wilden Krieger*innen aus zahlreichen Regionen, aber nur in seltenen Fällen aus Asien.
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Attila: Wohl doch kein Asiate
Der archäologische Fund widerlegt die bisher geltende Forschungsmeinung zwar nicht ganz, rahmt sie aber doch ein. Die Hunnen, so früher die Erzählung, migrierten schnell aus Zentralasien und lösten dadurch die sogenannte „Völkerwanderung“ aus, die im vierten Jahrhundert nach Christus (n. Chr.) das römische Reich unter massiven Druck setzt. Anfang des fünften Jahrhunderts erreichten die Hunnen unter ihrem legendären König Attila dann schließlich selbst Rom und plünderten ganze Landstriche aus. Erst in der Schlacht an den Katalaunischen Feldern 451 n. Chr. konnten die Römer unter ihrem Heerführer Flavius Äetius Attila vernichtend schlagen.
Dennoch ging Westrom kurze Zeit später unter. Besonders im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert erklärte man sich das mit den „asiatischen Horden“ der Hunnen, die die „europäische Kultur“ unter Druck gesetzt hätten. Damit ließ sich leicht an aktuelle Narrative anknüpfen, die Russland mit ebendiesen „kulturlosen Horden“ gleichsetzten. Doch mithilfe moderner wissenschaftlicher Mittel konnte nun belegt werden, dass es sich bei den Hunnen keinesfalls nur um Asiaten handelte (auch wenn durchaus einige der Krieger*innen aus dem Fernen Osten stammen). Und kulturlos waren sie, wie die archäologischen Funde durch die reichhaltigen Gräber zeigen, schon lange nicht.
Quellen: Max-Planck-Gesellschaft
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