Schon vor Tausenden von Jahren errichteten die Menschen faszinierende Konstruktionen, davon zeugt auch ein archäologischer Fund nahe Dorchester in England. Dieser wurde bereits in den 1980er Jahren entdeckt. Seitdem bereitet er der Forschung einiges an Kopfzerbrechen. Nun offenbart eine kürzlich veröffentlichte Studie neue Erkenntnisse zu dem uralten Monument.
Archäologischer Fund ist älter als gedacht
Dabei geht es um die prähistorische Grabstätte „Flagstones“ in Dorset, eine nahezu perfekt kreisförmige Einfriedung mit einem Graben von etwa 100 Metern Durchmessern aus sich kreuzenden Gruben. Ursprünglich wurde diese wahrscheinlich von einem Erdwall umgeben. „Flagstones ist ein ungewöhnliches Monument“, betont Dr. Susan Greaney in einer Pressemitteilung der Universität Exeter.
Zwar war sich die Forschung bisher sicher, dass das Bauwerk aus der Steinzeit stammt, doch dessen genaues Alter war bisher unbekannt. Eine neue Studie im Fachmagazin Antiquity zeigt, dass das Monument älter ist, als zuvor angenommen wurde. Dafür führten die Forscher*innen modernen Radiokarbon-Analysen einiger der dort entdeckten archäologischen Funde durch. Darunter waren menschliche Überreste, Rothirschgeweihe und Holzkohle.
Lesetipp: Riesige Struktur unter der Erde entdeckt – sie stammt aus einem uralten Reich
Datierung dank moderner Techniken
So konnte die Konstruktion auf etwa 3.200 Jahre vor Christus datiert werden, also ungefähr zwei Jahrhunderte früher als bislang angenommen. „In mancher Hinsicht ähnelt es Monumenten, die früher entstanden sind und die wir als Grubenwerke bezeichnen, und in anderer Hinsicht ähnelt es ein wenig Dingen, die später entstanden sind und die wir als Henges bezeichnen. Aber wir wussten nicht, wo es zwischen diesen Monumententypen liegt – und die überarbeitete Chronologie platziert es in eine frühere Periode als erwartet“, wie Greaney weiter ausführt.
Die Kombination der Radiokarbon-Datierungen mit archäologischen Informationen ergab, dass Menschen schon um 3650 vor Christus an der Stätte aktiv gewesen sind. Zu diesem Zeitpunkt sollen auch bereits die Gruben ausgehoben worden sein. Die kreisförmige Anlage wurden dann erst um 3200 vor Christus angelegt, in der unmittelbar danach Gräber hinzugefügt wurden.
Auch interessant: Eigenartige Gemälde beeindrucken Forscher – „historische Entdeckung“
Vorbild für Stonehenge?
„Die Chronologie von Flagstones ist entscheidend für das Verständnis der sich ändernden Abfolge von Zeremonien- und Begräbnisdenkmälern in Großbritannien“, so Dr. Greaney. Die Wissenschaftlerin fügt hinzu „Das ‚Schwestermonument‘ von Flagstones ist Stonehenge, dessen erste Phase fast identisch ist, das aber auf etwa 2900 v. Chr. datiert wird.“
So rätseln die Forscher*innen darüber, ob Stonehenge eine Kopie von Flagstones gewesen sein könnte. Möglicherweise zeigen die neuen Erkenntnisse aber auch, dass die derzeitige Datierung von Stonehenge ebenfalls überarbeitet werden muss. Zudem offenbart Flagstones auch Verbindungen zu anderen bedeutenden Stätten, darunter Llandygái Henge A in Wales und sogar zu Orten in Irland. Das legen dort gefundene Artefakte und Bestattungspraktiken nahe.
Trotz der neuen Analysen wirft der archäologische Fund in Dorset noch weitere Fragen für die Forschung auf. Bemerkenswert ist zum Beispiel, dass etwa 1.000 Jahre nach der ersten Nutzung eine spätere Beerdigung eines jungen erwachsenen Mannes unter einem großen Sarsenstein in der Mitte der Anlage stattfand.
Quellen: University of Exeter, „Beginning of the circle? Revised chronologies for Flagstones and Alington Avenue, Dorchester, Dorset“ (Antiquity 2005)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.