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Grönland: Verborgen unter dem Eis – neue Entdeckung hat „erhebliche Auswirkungen“

Durch die globale Erwärmung wird auch offengelegt, was zuvor Jahrtausende unter dem Eis verborgen war. Das hat mitunter erhebliche Auswirkungen auf die Menschen in den arktischen Gebieten.

Eisberg treibt vor der Küste Grönlands
© Jürgen Hamann - stock.adobe.com

Grönlands Eis enthüllt vermutlich Unglaubliches: Hinweis auf uralten, massiven Meteoritenabsturz

Erst im November war ein riesenhafter Krater im grönländischen Eis gefunden worden. Nun gilt der Polarregion ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit. Leider auch wegen des Klimawandels.

Dass das Eis in der Arktis aufgrund des Klimawandels immer mehr abnimmt, ist längst kein Geheimnis. Nun haben Forscher*innen, diesen Prozess unter einem ganz neuen Blickwinkel betrachtet. Vor allem Grönland spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Grönland: Neue Küstenlinie

So hat ein internationales Forschungsteam herausgefunden, dass die globale Erwärmung in den letzten zwanzig Jahren in Grönland so viel Gletschereis geschmolzen hat, dass dabei weitere 1.620 Kilometer Land an der Küste der Insel freigelegt wurden. Diese Erkenntnis haben sie vor Kurzem im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlicht.

Dafür haben die Wissenschaftler*innen Satellitenbilder aus den Jahren 2000 bis 2020 ausgewertet. So konnten sie den Gletscherrückgang in der nördlichen Hemisphäre über diesen Zeitraum ganz genau verfolgen. Doch die neuen Landflächen sind nicht unbedingt positiv zu bewerten.

Denn „diese jungen paraglazialen Küstenlinien sind hochdynamisch und weisen hohe Sedimentflüsse und sich rasch entwickelnde Landformen auf. Der Rückzug der Gletscher und die damit einhergehende Freilegung der Küstenlinie können erhebliche Auswirkungen auf lokale Ökosysteme und arktische Gemeinschaften haben,“ schreiben die Forschenden in der Studie.

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Auch Risiko für Menschen

In dem gesamten arktischen Gebiet wurden durch den Gletscherrückgang 2.466 Kilometer Küstenlinie freigelegt. 66 Prozent betreffen davon Grönland. Diese Landschaftsveränderungen stellen gleichzeitig ein indirektes Risiko für lokale Gemeinschaften und wirtschaftliche Aktivitäten in der Küstenzone dar.

Denn solche Regionen sind besonders anfällig für durch Erdrutsche ausgelöste Tsunamis, so die Forscher*innen. Ein Beispiel hierfür ist der Tsunami vom 17. Juni 2017 in Grönland, der erhebliche Infrastrukturschäden und den Verlust von Menschenleben verursachte. Auch die wirtschaftlichen Folgen davon, sind nicht zu unterschätzen.

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Wirtschaftliche Folgen

Denn auch das Camping und touristische Aktivitäten entlang der Küsten sind so gefährdet. Zudem kommen viele Tourist*innen gerade deswegen nach Grönland, um die Gletscher zu bewundern. „Neben den Gesundheits- und Sicherheitsrisiken durch extreme Welleneinwirkungen kann die Tourismusbranche durch die landschaftliche Schönheit erheblich beeinträchtigt werden, wenn Gletscher, die vom Meer abgrenzen, sich in Landflächen verwandeln“, heißt es in der Studie.

Ausgeglichen werden könnte das im wirtschaftlichen Bereich jedoch durch eine vermehrte Schifffahrt. Denn ohne das Eis können diese sich sicherer im Meer bewegen. Der Gletscherrückgang kann zudem zu einem leichteren Zugang zu Sedimentablagerungen führen, was im Fall Grönlands die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Region fördern kann.

Quelle: „New coasts emerging from the retreat of Northern Hemisphere marine-terminating glaciers in the twenty-first century“ (Nature Climate Change 2025)

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