In den USA tüfteln Amazon, JP Morgan und Berkshire Hathaway derzeit gemeinsam an einer eigenen Krankenversicherung für ihre Mitarbeiter. Sie wollen so die Kosten einer Krankenversicherung für ihre Mitarbeiter senken. China ist in diesem Gebiet bereits weiter.
Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen
In China sind diverse Technologiekonzerne wie Alibaba oder Tencent schon länger im Gesundheitswesen aktiv. Das ist kein Wunder, da in China derzeit 1,5 Ärzte auf 1.000 Menschen kommen. (In Deutschland kommen auf einen Arzt immerhin nur circa 200 Patienten). Ebenfalls altert Chinas Bevölkerung rapide, ähnlich wie in westlichen Ländern. Das Land hat dazu die größte Anzahl an übergewichtigen Kindern und überdurchschnittlich viele Diabetiker weltweit.
China testete bereits den Erfolg von Online-Gesundheitsberatungen durch Ärzte ebenso wie Arznei-Tracking-Systeme. Derzeit wird vor allem daran gearbeitet, wie Künstliche Intelligenz im Gesundheitsbereich helfen kann.
Das Ziel von Alibaba und Tencent ist es vor allem, mit Künstlicher Intelligenz Systeme zu entwickeln, die Ärzten bei Diagnosen unterstützen und diese effizienter machen. Das Testen von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen macht in China besonders Sinn, weil das Land über eine enorme Population verfügt (circa 1,4 Milliarden Menschen), und weil die Regulierung von persönliche Daten wesentlich weniger streng ist als in einigen westlichen Ländern, wie etwa den USA.
Bei vorigen Projekten, wie einer Online-Apotheke, scheiterten die chinesischen Konzerne aber an juristischen Hürden. Eine App, über die man Arzttermine ausmachen konnte, wurde ebenfalls wieder vom Markt genommen.
Die Branche der Technologie im Gesundheitswesen wird erfolgreicher
Andere Projekte waren aber erfolgreich: So hat die Gesundheitsabteilung von Alibaba vergangenes Jahr eine Künstliche Intelligenz eingeführt, die tomographische Scans auswertet. Tencent führte einen Monat später Miying ein, ein Programm, das anhand von Bildern frühzeitig Anzeichen für eine Krebserkrankung erkennen kann. Es wird heute bereits in über 100 Krankenhäusern in China verwendet. Eine andere chinesische Firma hat einen Roboter entwickelt, der das chinesische Examen zum Doktor der Medizin bestand.
Die Subventionierungen für das Gebiet Technologie im Gesundheitswesen in China steigen. Im August 2017 steckten allein zwei Konzerne, Sequoia und Matrix Partners, 2,7 Milliarden US-Dollar in derartige Unternehmen. Nicht zuletzt aufgrund der Realität, dass Ärzte überarbeitet sind, Patienten teilweise nachts vor den Krankenhäusern campen und es gehäuft zu Attacken auf Ärzte durch frustrierte Patienten kommt, ist eine Überarbeitung des Gesundheitssystems in China dringend notwendig.
————-
Das könnte auch interessant sein:
- Googles künstliche Intelligenz sagt den Tod vorher
- China sammelt Daten der Bevölkerung in großem Stil
- China plant die totale Kontrolle der digitalen Welt
————-
Auch das US-Gesundheitswesen braucht Sanierung
In den USA sind die Arzt- und Pharmapreise sehr teuer. Zudem gibt es dort sogenannte Pharma Benefit Manager, die eine Schnittstelle zwischen Pharmakonzernen und Versicherern darstellen, letztendlich aber die Kosten in die Höhe treiben. Da die Arzneimittelpreise in den USA rein marktwirtschaftlich bestimmt werden, und der Staat sie nicht reguliert, können die Pharma Benefit Manager die Preise in die Höhe handeln.
Die Krankenversicherung von Amazon und Co. soll, im Gegensatz zu den bestehenden Krankenversicherungen, nicht auf Profit ausgerichtet sein. Wo das neue Unternehmen der drei Tech-Konzerne seinen Sitz haben wird, ist noch unbekannt. Es wird sich zunächst auf das Finden technologischer Lösungen konzentrieren, um von bisherigen Krankenversicherern unabhängig zu werden.
An der Börse brachen die Aktien bestehender Krankenversicherungen und der Pharma-Zwischenhändler nach Verkündigung der Neuigkeiten durch Amazon und Co. ein.