Tesla hat viele Baustellen: Während der Hoffnungsträger Model 3 nun auch China und Europa erobern soll, will man die Kosten stark senken. Die Anleger werden langsam nervös: Kann Unternehmenschef Elon Musk seine Elektroautos noch retten?
Tesla: Gute Zahlen, weniger Gewinn
Der US-Elektroautobauer Tesla hat ein weiteres Quartal mit schwarzen Zahlen abgeschlossen, aber weniger verdient als erwartet. Die Ankündigung machte Musk wie üblich zur Marketing-Show. „Das Model X ist ein Kunstwerk“, sagte er, und: „wahrscheinlich wird nie wieder etwas Vergleichbares geschaffen.“
Den Investoren verschwieg er jedoch konkrete Ankündigungen zum Model 3, dem Wagen, der eigentlich das Elektroauto für Jedermann werden solle. Von der versprochenen Massentauglichkeit ist das Unternehmen aber noch weit entfernt. „Tesla hat ein fantastisches Produkt“, sagte Nicholas Hyett, Analyst der Firma Hargreaves Lansdown der Welt.. „Aber uns sorgt, dass es auch fantastisch teuer ist.“
Investoren hatten mehr erwartet
Zudem teilte Firmenchef Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit, dass Finanzvorstand Deepak Ahuja das Unternehmen verlassen wird. Und so reagierten die Anleger nervös. Die Aktie sank im nachbörslichen US-Handel um mehr als fünf Prozent.
In den drei Monaten bis Ende Dezember stand unterm Strich ein Gewinn von 139,5 Millionen Dollar (121,5 Millionen Euro). Verglichen mit dem Vorjahr, als noch Verlust anfiel, ist das zwar ein großer Fortschritt. Dennoch hatten Analysten mit einem höheren Ergebnis gerechnet. Immerhin: Angetrieben vom reißenden Absatz des
Model
3 stiegen die Erlöse um fast 120 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar.
Tesla soll 2019 profitabel bleiben
Nachdem Tesla im dritten Quartal mit 312 Millionen Dollar seinen bislang höchsten Gewinn erzielt hatte, warnte
Musk
Mitte Januar bereits, dass das Ergebnis diesmal geringer ausfallen dürfte. Seit der Unternehmensgründung 2003 hat Tesla bislang überhaupt nur viermal ein Vierteljahr mit einem Überschuss abschließen können. Im laufenden Quartal rechnet
Musk
nur mit einem „sehr kleinen Nettogewinn“.
Musk
glaubt aber weiterhin, dass seine Firma dauerhaft profitabel wird. Tesla geht davon aus, 2019 zwischen 360.000 und 400.000
Autos
auszuliefern – das würde einem Wachstum zwischen 45 und 65 Prozent im Jahresvergleich entsprechen – und jedes Quartal schwarze Zahlen zu liefern. Zum Vergleich: 2018 fiel fast eine Milliarde Dollar Verlust an, 2017 sogar fast zwei Milliarden.
Tesla muss einsparen
Nach den Strapazen um den Holperstart des
Model
3, der Tesla laut
Musk
kurz vor die Pleite brachte, hat Tesla sich zwar gefangen. Doch es bleiben viele Herausforderungen. „Der Weg vor uns ist sehr schwierig“, warnte
Musk
, als er jüngst ankündigte, sieben Prozent von Teslas Vollzeitstellen zu streichen. Im Brief an die Aktionäre und in einer Konferenzschalte mit Analysten betonte er jetzt erneut, wie wichtig es für das Unternehmen sei, die Kosten zu senken.
Kein Tesla für Jedermann
Das Model 3 sollte eigentlich 35.000 Dollar kosten. Musk selbst hatte das vor drei Jahren zugesagt. Das Ziel: näher hin zum Elektroauto für Jedermann. Während der Quartalszahlenpräsentation war davon aber nichts zu hören. Daran dürfte sich jedoch entscheiden, ob Tesla überleben kann.
Stattdessen bleibt Teslas Kapitalausstattung ein Thema. Im März werden 920 Millionen Dollar an Wandelanleihen fällig, die voll bedient werden müssen, wenn der Aktienkurs bis dahin nicht über die Schwelle von 360 Dollar steigt. Zuletzt lag er mit knapp 309 Dollar deutlich drunter. Immerhin stiegen die liquiden Mittel im Schlussquartal von 3,0 auf 3,7 Milliarden Dollar.
Musk
macht sich übers Geld ohnehin wenig Sorgen, er teasert stattdessen fleißig neue Produkte wie den Tesla Semi Truck an, der im Sommer erstmals präsentiert werden soll.
Warten auf Model Y
Das sagte Musk in einer Telefon-Konferenz mit Analysten, in der er die Quartalsergebnisse besprach. Bislang gab es lediglich Gerüchte, dass Tesla das lange angekündigte Model Y dieses Jahr öffentlich enthüllen konnte.
Im Vorjahr veröffentlichte man bereits ein Teaser-Foto und
Musk
sprach von einem „Cyberpunk
Blade Runner
„-Design, bei dem „das Herz aussetzt“. An technischen Details ist wenig vom Pick-up-Truck bekannt, außer dass er mit drei Sitzreihen Platz für sechs Personen bieten, auf einen Allrad-Antrieb mit hoher Leistung sowie einen großen Akku mit hoher Reichweite setzen wird.
Euphorie an der Börse konnte der Tesla-Chef damit nicht auslösen. Anlegern schlug vor allem der Abgang von Finanzvorstand
Ahuja
aufs Gemüt, der seit 2008 bei Tesla ist, die Firma aber schon einmal zwischen 2015 und 2017 verlassen hatte. Einen genauen Zeitpunkt für den Rücktritt nannte
Musk
nicht.
Zum Nachfolger wurde bereits Stellvertreter
Zach Kirkhorn
befördert. Für Tesla, das ohnehin von einem Manager-Exodus geplagt ist, ist der Verlust schmerzhaft.
Ahuja
führte das Unternehmen bereits durch einige schwierige Phasen, in denen die Mittel mitunter ausgesprochen knapp waren.
Wusstest du eigentlich, was das Tesla-Logo bedeutet?