Mit der App „Onde tem tiroteio“ (hier geht’s zur Webseite), kurz OTT (Brasilianisch für „Wo gibt es eine Schießerei?“), können sich die Bewohner Rio de Janeiros gegenseitig per WhatsApp, Facebook oder Twitter vor gerade stattfindenden Verbrechen warnen und sich gegebenenfalls das Leben retten.
App fragt nach Art und Ort des Verbrechens
Wer sich zufällig in der Nähe eines Tatortes oder Verbrechens aufhält, wählt über eine Maske zunächst die Art der Straftat aus. Zur Verfügung stehen Kategorien wie Überfall, Schießerei und Drogenhandel. Danach wird die exakte Adresse eingegeben. Dabei ist jede nötige Aktivität aufgrund des erhöhten Stresslevels so einfach wie möglich gehalten.
Bestätigung via lokaler WhatsApp-Gruppen nötig
Wird der gemeldete Vorfall im Anschluss innerhalb von fünf Minuten durch lokale WhatsApp-Gruppen bestätigt, geht er online und ist auf der Karte der Stadt zu sehen. Zu Hilfe kommen in diesem Fall freiwillige Unterstützer, die sich in nahezu jedem Stadtviertel und jeder größeren Straße in solchen Messenger-Gruppen zusammengefunden haben.
OTT-App warnte von rund 3.000 Schießereien
OTT gilt für die Einwohner mittlerweile als eine der wichtigsten Informationsquellen. Mehr als 140.000 Menschen nutzen die die App in Rio, allein in den vergangenen Wochen haben User mehr als zwei Millionen Mal via Facebook darauf zugegriffen. Zwischen Januar und Juli konnte so live vor knapp 3.000 Schießereien und rund 200 Überfällen gewarnt werden.
Bevorstehende Schießereien verfeindeter Banden, die von den Kriminellen selbst gemeldet werden, bleiben dagegen offline, da man sich nicht zu Komplizen machen will.
Hälfte von Rios Bewohner als Ziel
Ziel der Entwickler, die OTT ohne Verdienste daraus privat finanziert haben, ist eine Nutzerzahl von über drei Millionen Menschen. Das entspräche der Hälfte der Einwohner Rios.