Sichere Messenger und Krypto-Handys sollen ihren Nutzer:innen ermöglichen, weitestgehend unerkannt zu bleiben. Dies funktioniert aber natürlich nur dann, wenn sie auch tatsächlich sicher sind. Bei ANØM war ebendies nur bedingt der Fall. So kam der Dienst, der vorrangig von Kriminellen zur Organisation zwielichtiger Machenschaften genutzt wurde, geradewegs dem FBI.
ANØM (auch ANOM oder AN0M)…
… entstand im Rahmen der Operation Ironside (auch Operation Trojan Shield). Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Vorhaben zahlreicher Strafverfolgungsbehörden, vor allem dem US-amerikanischen Federal Bureau of Investigation (FBI) und der Australia Federal Police (AFP).
„Sicherer“ Messenger: Social Engineering von Kriminellen
Einer der wohl bekanntesten Namen, die im Kontext mit dubiosen und vermeintlich sicheren Messenger für Kriminelle auftauchen, ist EncroChat. Doch handelt es sich dabei längst nicht um den einzigen Dienst seiner Art. Denn auch AN0M war lange Zeit ein beliebtes Mittel, um illegale Geschäfte geheimzuhalten – allerdings mit einem Haken.
Was die Nutzer:innen der Messaging-App nämlich nicht wussten, war, dass sie vom FBI und der australischen Regierung geschaffen wurde, um ihre Nachrichten zu überwachen. Dieses Vorhaben gipfelte schließlich am Dienstag, den 8. Juni, in der Verhaftung von gut 800 Verdächtigen. Wie aber brachten die Behörden Kriminelle überhaupt erst dazu, den Dienst zu nutzen?
Im Rahmen der Operation Ironside brachte die Polizei verschiedene Geräte in Umlauf, auf denen die App installiert war. Diese waren für nichts weiter zu gebrauchen als die Nutzung von ANØM und konnten nur erworben werden, wenn die Person jemanden kannte, der ebenfalls die Plattform nutzte. Auf diese Weise setzte die Polizei auch Social Engineering ein, um Mitglieder des organisierten Verbrechens davon zu überzeugen, dass AN0M eine sichere App sei.
Der ganz große Fang
Informationen der BBC zufolge überwachte das FBI damit Hunderte von Gesprächen über Drogenhandel, Geldwäsche und Attentatspläne. Bei der Operation wurden außerdem Drogen, Waffen, Luxusautos und Bargeld sowie 48 Millionen US-Dollar in verschiedenen Stückelungen und Kryptowährungen sichergestellt. Für die Operation wurden fast 12.000 Geräte benötigt, die auf 300 organisierte Verbrechergruppen in mehr als 100 Ländern verteilt wurden.
Bei den anschließenden Razzien wurden letztlich 800 Personen in 18 Ländern festgenommen. Beteiligt waren daran weltweit gut 9.000 Beamte. Doch braucht es nicht immer einen vermeintlich sicheren Messenger, um Kriminelle auszuhorchen. Alleine 2019 überwachten deutsche Behörden mit Hilfe des Staatstrojaners mehr als 350 Geräte. Im Rahmen einer Affäre um einen WhatsApp-Hack in Verbindung mit dem Staatstrojaner Pegasus haben 2021 außerdem erstmals Menschen das Wort ergriffen, die zu Unrecht belauert wurden.