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Apps: So fahrlässig gehen sie mit deinen Standortdaten um – 40.000 Anwendungen betroffen

Das aufgedeckte Datenleck ist die Folge von aufwendigen Recherchen verschiedener internationaler Redaktionen. Die Erkenntnisse empören Datenschützer*innen.

Person mit Kapuze sitzt im Dunkeln vor mehreren Computer-Bildschirmen.
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Ein massives Datenleck sorgt aktuell für Empörung: Standortdaten von Millionen Menschen weltweit, darunter fast 800.000 in Deutschland, sind in die Hände von Datenhändlern gelangt. Dies offenbarten Recherchen von netzpolitik.org, dem Bayerischen Rundfunk und weiteren internationalen Medienpartnern. Betroffen sind Daten aus rund 40.000 Apps, darunter bekannte Namen wie Wetter Online, Kleinanzeigen und Focus Online.

Datenleck für Werbung und mehr – ein riskantes Geschäft

Insgesamt handelt es sich um 380 Millionen Standortdatensätze aus 137 Ländern. Die Quelle des Lecks liegt dabei in einem System namens Real Time Bidding (RTB), das zur Platzierung von Online-Werbung genutzt wird. Hierbei werden die Informationen der Nutzer*innen, darunter präzise Standortdaten, in Echtzeit an hunderte Unternehmen weitergegeben.

Für Datenschutzexperte Martin Baumann von der Organisation NOYB stellt das Datenleck einen „enormen Kontrollverlust“ für Nutzer*innen dar. „Den wenigsten Nutzern ist bewusst, was für umfangreiche Profile über sie erstellt werden können – und zwar von Stellen, mit denen sie niemals direkt etwas zu tun hatten“, erklärt er gegenüber dem BR.

Die erhobenen Daten erlauben teils detaillierte Einblicke in das Leben der Nutzer*innen. So ließ sich etwa eine Frau aus Niederbayern identifizieren, deren Aufenthalte in ihrem Wohnhaus, einem Krankenhaus und einer Klinik sich genau dokumentieren ließen. Diese Daten könnten laut Expert*innen nicht nur für personalisierte Werbung, sondern auch für Überwachung nützlich sein.

Michael Will, Präsident des Bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht, spricht gegenüber dem BR von einem „krassen Vertrauensbruch“. „Niemand erwartet das. Noch Monate später nachvollziehen zu können, wo sie sich aufgehalten haben, ist konträr zu allem, was Nutzerinnen und Nutzer von Apps erwarten würden“, erklärt Will.

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Datenhändler und Sicherheitslücken

Das Material stammt vom US-amerikanischen Datenhändler Datastream Group, der die Daten als kostenlose Vorschau für potenzielle Kundschaft bereitstellte. Ein anderer aktueller Fall zeigt, wie schnell eine solche Ansammlung an Daten gefährlich werden kann. Denn bei einem Hackerangriff auf den Datenhändler Gravy Analytics stahlen Angreifer*innen ähnlich sensible Informationen, wie der BR erklärt. Anschließend drohten die Erpresser*innen mit einer Veröffentlichung, sollten sie kein Lösegeld erhalten – eine digitale Geiselnahme.

Während Behörden wie das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht intensivere Prüfungen ankündigen, schweigen viele App-Betreiber. Lediglich einige wie die Dating-Plattformen Lovoo oder Tinder bestritten eine Zusammenarbeit mit den genannten Datenhändlern. Die Pressestelle von web.de und GMX betonte dabei wohl: „Wir haben nie mit der Datastream Group und Gravy Analytics zusammengearbeitet. Zudem haben die Apps von web.de und GMX keinen Zugriff auf Geolokalisierungsdaten der Nutzerinnen und Nutzer“, berichtete t-online.

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Verbraucherschützer*innen fordern mehr Kontrolle

Das Bundesministerium für Verbraucherschutz drängt derweilen auf strengere EU-Regeln gegen personalisierte Werbung. Der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert die mangelnde Kontrolle der Aufsichtsbehörden und spricht von „skrupellosen Datenhändlern“. Ziel müsse es dabei sein, Datenmissbrauch durch unnötige Erhebungen zu verhindern.

Quelle: BR

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