Besser spät als nie: Unseren Throwback Thursday gibt es heute am Freitag als #FlashbackFriday – mit einer Zeitreise ins Jahr 1998.
Wer glaubt, mit Tinder am Puls der Zeit zu sein, wenn es darum geht, einen (Sexual-)Partner zu finden, irrt. Gerade in den USA ist die Dating-App nicht mehr so sexy wie gedacht, weil sie hauptsächlich zum Zeitvertreib genutzt wird. Wer dann noch 20 Jahre zurückblickt, stößt auf eine Technologie, die Tinder als vollkommen überholt erscheinen lässt: Im Jahr 1998 war nämlich eine handliche „Flirtmaschine“ einer dpa-Meldung zufolge „der neueste Hit unter den immer zahlreicher werdenden New Yorker Singles“.
Willst du mit mir Karaoke singen?
Das Mini-Gerät „Lovegety“ sendete Signale aus, die Geräteträger des anderen Geschlechts erreichten. Sobald sich die Wege zweier potenzieller Liebhaber kreuzten, schlug es Alarm. Dabei konnte der Nutzer eines von drei Signalen wählen: „Karaoke“ zeigte das Interesse an einer romantischen Begegnung an, „Chat“ vermittelte den einfachen Wunsch nach einem Gespräch, bei „Friends“ stand die Absicht nach etwas Intimeren im Vordergrund.
Das Empfangsteil, das die Nutzer per Bluetooth trackte, erfaßte in der ersten Version Signale aus bis zu fünf Metern Entfernung, die zweite Generation schaffte bereits 100 Meter Reichweite und enthielt die Features „Movie“, „Dinner“ und „Drinks“.
Lovegety stammte aus Japan – deshalb wohl die „Karaoke“-Einstellung. Hersteller war die Firma Erfolg Co, die heute hauptsächlich im Bereich der Logistik von Lebensmittel-Werkzeugen tätig ist. Nur wenige Monate nach dem Verkaufsstart nutzten bereits 400.000 Japaner das Flirt-Gerät, insgesamt wurden etwa 1,3 Millionen Lovegetys allein in Japan zu einem Stückpreis von umgerechnet etwa 21 US-Dollar verkauft. Auch hierzulande war das Flirt-Gerät zu haben. „Nach Tamagotchi jetzt ‚Lovegety'“, titelte der Tagesspiegel im Juni 1998. 40 Mark kostete es damals.
Das „proximity matchmaking device“, wie Wikipedia Lovegety beschreibt, war also ein Pionier im Geo-Tracking und wohl ein Vorbild für andere soziale, Bluetooth-basierte Dienste wie den Nokia Sensor oder das „Foursquare fürs Dating“, StreetSpark – sowie, natürlich, Tinder.
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