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Tour de France: Technik trifft Naturgewalten

Die Tour de France ist alljährlich die größte Bühne des Radsports. Dementsprechend erfindungsreich zeigen sich die beteiligten Unternehmen und präsentieren ihre neuesten Enwicklungen.

Fabio Aru (Team Astana) jubelt nach der 13. Etappe der Tour de France 2017 am 14.07.2017.
Bei der Tour de France gibt es auch allerlei neue technische Entwicklungen zu entdecken. Foto: dpa

Die Tour de France ist das wichtigste und größte Radrennen der Welt. Alljährlich quält sich das Peloton (so wird das Fahrerfeld im Radfahr-Jargon genannt) auf Fahrrädern durch ganz Frankreich, durch die Gluthitze des Südens und über steile Alpenpässe. Ausgezehrte Leiber kämpfen gegen die Natur, die Fernsehbilder begleiten das Geschehen mit imposanten Landschaftsaufnahmen.

Tausende Fans vor Ort und Millionen Fernsehzuschauer verfolgen die „Grande boucle“ (deutsch: die Große Schleife) jedes Jahr, was die Veranstaltung zu einem lukrativen Geschäft für die (umstrittenen) Organisatoren ASO (Amaury Sport Organisation) macht. Das große Medieninteresse macht die Tour auch zu einer wichtigen Bühne für Sponsoren und Hersteller von Fahrrädern und Zubehör. Sie präsentieren beim Rennen oftmals ihre neuesten Entwicklungen: Von Big Data für Fernsehzuschauer bis zum Einsatz von High-Tech-Materialien – hier findet ihr eine Auswahl der interessantesten neuen Technologien und Produktentwicklungen, die 2017 bei der Tour de France eingesetzt werden.

Big Data

Einer der wichtigsten Technologie-Partner der Tour de France ist der südafrikanische IT-Dienstleister Dimension Data, der auch als Hauptsponsor von einem der Teams im Fahrerfeld präsent ist. Für die diesjährige Ausgabe der Tour hat Dimension ein neues System zum Sammeln und Aufbereiten von Leistungsdaten der Fahrer entwickelt. Die 198 Fahrer aus 22 Teams werden auf der 3.540 Kilometer langen Strecke durch Deutschland, Luxemburg und Frankreich rund drei Milliarden Datenpunkte generieren, die über die Webseite der Tour de France für Fans und Reporter zugänglich gemacht werden.

Aus dem Datenmaterial werden über maschinelles Lernen und Vorhersage-Algorithmen Analysen und Prognosen erstellt und an die Zuschauer in Echtzeit weitergegeben. Dabei greift Dimension Data auch auf gesammelte Daten aus den letzten Jahren zurück.

Das gemeinsame Projekt des Veranstalters und des IT-Unternehmens soll zu einer „noch immersiveren Seherfahrung“ führen, veranschaulicht aber auch das Potenzial der Vernetzung von immer genaueren und kleineren Aufzeichnungsinstrumenten, Big Data, Cloud Technologie und Künstlicher Intelligenz. Zudem spielt die immer präzisere Sammlung von Leistungsdaten mittlerweile eine große Rolle im Kampf gegen Doping.

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Gehirn-Stimulator

Wie Business Insider berichtet, nutzt der US-Amerikaner Andrew Talansky einen speziellen Neuro-Stimulator, um seine Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Er nutzt dazu Technologie des amerikanischen Start-ups Halo Neuroscience, die auch von Profisportlern aus der MLB und NFL, sowie von Navy SEALs verwendet wird. Das Headset „Halo Sport“ sendet elektrische Impulse ans Gehirn, die die Verbindung zwischen Gehirn und Muskeln stärken soll – einen Vorgang, den man „neuropriming“ nennt.

Halo-Mitgründer Dr. Brett Wingeier sagt über die Vorteile des Trainings mit „Halo Sport“: „Es geht darum, zu verstehen, wie das Gehirn neue Fähigkeiten erlenrt. Wiederholung ist der Schlüssel… so funktioniert Training – wenn das Gehirn lernt Körperfunktionen besser zu kontrollieren.“

Von Kopf bis Fuß

Schon seit langem werden High-Tech-Materialien Radsport eingesetzt. Die Fahrräder der Radprofis sind Wunderdinger aus Karbon und Fieberglas, ausgerüstet mit modernster Elektronik. Aber selbst auf diesem Niveau gibt es immer wieder neue Innovationen, die die Materialschlacht auf die Spitze treiben. Es geht dabei um „marginal gains“, also kleinste Effizienz- und Leistungssteigerungen, die wenn es hart auf hart kommt, den Sieg bringen sollen.

Da wurden in den vergangenen Jahren allerlei futuristische Neuerungen getestet: aerodynamische Pedale wurden ebenso erprobt wie noch ergonomischere Sättel, neuartige Keramik-Komponenten und Kühlwesten für die Fahrer.

High-Tech auch auf dem Kopf: Auf cyclingnews.com erschien ein Artikel, der die Produktion eines Fahrradhelms zeigt, wie er von Radprofis bei der Tour de France getragen wird. Der Helm beginnt als einzelne Platte aus Polycarbonate. Die wird lackiert und anschließend mittels Vakuum und Hitze in Form gebracht und zugeschnitten. Anschließend werden die verschiedenen Bestandteile des Helms zusammengesetzt. Das Innenleben des Helms besteht aus Polysterene-Schaum, der sich an den Kopf des Fahrers anpasst. Alles in allem, ein Produkt, wie aus einem Science-Fiction-Roman.

Selbst bei den Schuhen der Rennfahrer wird versucht kleine Vorteile zu erringen. So tritt der Australier Adam Hansen vom Team Lotto-Soudal mit Schuhen an, die nur 95 Gramm wiegen – Kostenpunkt: 2.000 Euro pro Paar. Der Ire Dan Martin (Quick-Step Floors) trägt Schuhe komplett aus Kohlenstofffaser.

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Kamikaze-Bremsen

Die Tour de France 2017 ist die erste Ausgabe, in der Scheibenbremsen erlaubt sind. Diese waren schon in der Vorsaison für Profirennen zugelassen worden, die Entscheidung wurde jedoch nach einigen Unfällen widerrufen. Bei Stürzen kam es immer wieder dazu, dass die Scheiben Rennfahrer verletzten und tiefe Schnittwunden verursachten.

Nach der Verletzung des Spaniers Francisco Ventoso beim Klassiker Paris-Roubaix im April des Vorjahres, twitterte sein mittlerweile zurückgetretener Kollege Joaquim Rodriguez ein Bild, dass die messerscharfen Scheiben mit einer Aufschnittmaschine vergleicht.

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Die Vorfälle können den Siegeszug der Scheibenbremsen aber nicht stoppen, zu groß sind die Vorteile durch die bessere Bremsleistung und geringere Anfälligkeit für Fehlfunktionen: Marcel Kittel, der mit Scheibenbremsen antritt, gewann dieses Jahr bereits drei Etappen.

Fazit

Trotz aller Technik und dem allgegenwärtigen Doping-Gespenst ist eines gewiss: Radsport und vor allem die großen dreiwöchigen Landesrundfahrten sind eine enorme Herausforderung für Körper und Material. Diese Herausforderung fasziniert Millionen Radsportfans rund um die Welt. Aber die Tour de France ist für Unternehmen nicht nur aus Werbegründen interessant, sondern auch als ultimativer Praxis- und Belastungstest.

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