Veröffentlicht inDigital Life

Bitcoin: Die Apokalypse ist abgesagt

Am 1. August spaltete sich die Kryptowährung Bitcoin planmäßig. Die Untergangsszenarien und erbitterten Ideologiedebatten, die im Vorfeld die Diskussion bestimmt haben, stellten sich als übertrieben dar.

Der Kurs von Bitcoin Cash (BCC) von 4. auf 5. August.
Der Kurs von Bitcoin Cash (BCC) von 4. auf 5. August.

Am Dienstag, den 1. August 2017 um 14:20 MESZ war es soweit. Bitcoin, die bis dato erfolgreichste Kryptowährung der Welt spaltete sich durch die Aktivierung der Hardfork UAHF (User Activated Hard Fork) entzwei. Dieser Artikel entsteht wenige Tage später, am Samstag, den 5. August. Noch kann man nicht sagen, ob der 1. August 2017 zu einem Datum für die Ewigkeit wird, oder ob die viele Aufregung rund um die Hardfork umsonst war. Die derzeitige Tendenz deutet aber daraufhin, dass die Katastrophenstimmung innerhalb der Community unbegründet war.

Die Gründe für die Spaltung sind mannigfaltig und liegen einerseits in der Beschaffenheit der Blockchain-Technologie, die Bitcoin zugrunde liegt und andererseits an internen Machtkämpfen zwischen verschiedenen Interessensgruppen (Zeit Online verglich den Konflikt sehr treffend mit dem Kampf der Judäischen Volksfront gegen die Volksfront Judäa aus Das Leben des Brian). Wir haben die technischen und machtpolitischen Hintergründe des Bitcoin-Streits zwischen Minern und Nodes vor einigen Tagen bereits umfassender dargestellt.

Was bisher geschah

Am 1. August 2017 um 20:24:41 MESZ entstand ein erster Block mit 1,9 Megabyte Größe, der nicht mehr mit der alten Blockchain kompatibel war – man spricht in diesem Fall von einer Hardfork, im Gegensatz zu einer Softfork, bei der neue Blöcke mit auch mit der alten Blockchain rückwärtskompatibel sind. Mit diesem Block entstand die Kryptowährung Bitcoin Cash (BCC), die seither parallel zu Bitcoin (BTC) existiert. Bitcoin Cash entstand als Reaktion auf die Initiative UASF (User Activated Soft Fork), durch die mehr Macht innerhalb des Bitcoin-Mikroversum auf die Nodes übertragen werden sollte. Die Hardfork wurde von Bitmain initiiert, einem Zusammenschluss an Minern, der rund 30 Prozent der gesamten Mining-Rechenleistung hinter sich vereint.

Der Streit war über die Frage, wie das „Scaling-Problem“ zu lösen sei eskaliert. Die Miner drängten dabei auf die Implementierung einer größeren Blocksize, während sich die Nodes für eine Verschlankung des Codes mittels SegWit aussprachen. Mit der Hardfork möchte Bitmain erzwingen, dass die Machtverteilung weiterhin die Miner begünstigt, denn umso größer die Blocksize, desto mehr Macht haben die großen Mining Pools.

Im Vorfeld waren die Prognosen über die Folgen eines solchen Chainsplits höchst unterschiedlich ausgefallen. Durch die geballte Mining Power hinter Bitcoin Cash sahen einige Kommentatoren die neue Währung klar im Vorteil, während andere die Vorsicht der Nutzer und Trader hervorhoben, die eher auf ein bewährtes System vertrauen würden.

Bitcoin Cash startet furios

Einen Tag nach dem Split sah es zunächst sehr gut für die neue Währung aus: BCC wurde auf Anhieb für rund 350 Euro gehandelt und schob sich damit in der Rangliste der wertvollsten Kryptowährungen auf Platz Drei hinter BTC und Ethereum. Zugleich blieb BTC aber einigermaßen stabil, verlor nur rund 5% an Wert und blieb unumstrittene Nummer Eins nach Kurswert und Gesamtkapital.

BCC kletterte im Verlauf der nächsten Stunden auf über 600 Euro, während sich der Kurs von BTC mit leicht sinkender Tendenz stabilisierte. Während Mittwoch noch kaum abzusehen war, wie sich die jeweiligen Trends fortsetzen, kann man mittlerweile mit einiger Sicherheit sagen, dass jene Analysten Recht behielten, die auf den Konservatismus der Anleger vertrauten. Samstagabend, ist BCC auf unter 230 Euro abgestürzt und liegt damit im Ranking von coinmarketcap.com nun sogar hinter der Kryptowährung Ripple. BTC hingegen hat sich stabilisiert, wieder an Wert zugelegt und am 5. August sogar ein neues Allzeithoch erreicht.

Wer gewinnt den Vertrauenskampf?

Obwohl sich der Streit um die Zukunft von Bitcoin an technologischen Problemen entbrannte, ging es in der Zeit unmittelbar nach dem Forking der Blockchain vor allem um das Vertrauen der Nutzer. BCC konnte hier zunächst größere Erfolge verbuchen, als frühere Versuche ein Altcoin zu etablieren. Die Kryptowährung Litecoin entstand etwa ebenfalls als Abspaltung von Bitcoin, konnte jedoch nie annähernd so viel Unterstützung um sich scharen, wie Bitcoin Cash in den ersten Stunden.

Die Vorsichtsmaßnahmen der Handelsplattformen und Nutzer entpuppten sich allerdings schon bald als großes Hindernis. Große Plattformen wie Kraken, Cloudfare oder Bittrex akzeptierten zunächst kein Bitcoin Cash, schon zuvor hatten die meisten Experten dazu geraten rund um den 1. August möglichst nicht zu traden und abzuwarten, welche der beiden Blockchains sich durchsetzt.

Da die Mehrzahl der User weiterhin BTC vertrauten, schürften auch die Miner zu großen Teilen weiter auf der alten Blockchain. Schnell lag die neue Fork dutzende Blöcke im Hintertreffen. Samstagabend trennen die beiden Ketten bereits mehr als 500 Blöcke. Das zeigt, dass die überwiegende Mining Power weiterhin auf der alten Blockchain mined. Näheres dazu findet ihr im Video unten.

Während der BCC-Kurs zunächst rasant stieg, verzeichnete BTC kaum Einbußen, stattdessen profitierten andere Kryptowährungen wie Ethereum von den Bitcoin-internen Querelen. Wie Business Insider berichtete, stieg die Nachfrage für alternative Kryptowährungen rasant.

Fazit: Is this the end?

Nüchtern lässt sich zusammenfassen:

  • Die befürchtete Massenhysterie blieb aus, die meisten Nutzer vertrauen weiterhin auf BTC.
  • Der BTC-Kurs erreichte mittlerweile ein Allzeithoch.
  • Der Großteil der Mining Power blieb ebenfalls bei BTC.
  • Die großen Handelsplattformen öffnen sich nur langsam für BCC.
  • Es ist nahezu auszuschließen, dass BCC mittelfristig zu BTC aufschließen oder gar überholen kann.

Kryptowährungen reagieren oftmals ungewöhnlich im Vergleich zu anderen Anlageprodukten. Öffnen sich in den nächsten Tagen neue Plattformen, die die Bezahlung mit BCC akzeptieren, vereint sich noch mehr Mining Power hinter der neuen Blockchain und verschiebt sich das Vertrauen der Bitcoin-Besitzer hin zu BCC, so könnte es trotz des zwischenzeitlichen Kurseinbruchs noch Hoffnung geben, dass sich BCC als ernsthafter Konkurrent von BTC etabliert. Im Moment sieht es aber eher danach aus, dass das Gegenteil eintritt und BCC zu einer Randnotiz der Kryptowährungsgeschichte verkommt. Die weiteren Entwicklungen könnt ihr unter https://www.btcforkmonitor.info/ und https://coinmarketcap.com/ beobachten.

Weitere Artikel zum Thema:

Bitcoin-Streit spitzt sich zu: Die Nodes schlagen zurück

Das Blockchain-Einmaleins

Immer mehr Banken schließen sich Blockchain-Machbarkeitsstudie von Swift an

Finanzbranche: Blockchain-Technologie könnte sich in fünf bis zehn Jahren durchsetzen

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.