Welches Bild haben die Deutschen von ihrer Zukunft im Jahr 2027? Wie glauben sie zu arbeiten, zu leben, zu konsumieren? Was wünschen sie sich? Diese Fragen beantwortet eine jetzt veröffentlichte Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation, die von Unternehmen aus der Versicherungswirtschaft in Auftrag gegeben worden ist.
Basis der etwa 80-seitigen Beschreibung ist eine breit angelegte Literaturrecherche zu Mega- und Technologietrends, der Besuch von Zukunftskonferenzen, Interviews mit Experten und die Auswertung einer Onlinebefragung von etwa 3000 Personen ab 14 Jahren. Der Zeithorizont von zehn Jahren wurde gewählt, weil dieser weit genug in der Zukunft liegt, um relevante Veränderungen zu ermöglichen – und gleichzeitig noch nah genug ist, um diese mit dem eigenen Leben in Bezug bringen zu können.
Die Studie betrachtet fünf Lebenswelten. Für jede wurde ein Zukunftsbild erstellt, zusammengefasst in einer kurzen Geschichte. „Die Geschwindigkeit, mit der sich die Dinge entwickeln, ist rasend schnell. An Neues müssen wir uns erst gewöhnen“, sagt Harriet Kasper, eine der Autorinnen. Aber nur wenn sich Menschen mit der Zukunft beschäftigten, könnten sie diese auch gestalten. Harriet: „Für mich gibt es keinen Grund, alles schwarz zu sehen. Vor uns liegen großartige Dinge, die uns viele Chancen bieten.“
Meetings in virtuellen Räumen
Der typische Acht-Stunden-Tag gehört 2027 der Vergangenheit an. Man setzt seine Fähigkeiten manchmal in verschiedenen Unternehmen ein. Viele Tätigkeiten brauchen kein Büro mehr. In virtuellen Räumen trifft man die Kollegen. Der Arbeitsplatz befindet sich zu Hause. Einfach mal nachmittags mit den Kindern spielen und die Aufgaben erledigen, wenn diese im Bett sind – das ist für viele der Inbegriff von Lebensqualität.
Digitales Leben
Um die gesamte Arbeitskraft eines Menschen für sich zu haben, bieten Firmen umfassende Pakete an: Tragbare technische Geräte überwachen Gesundheit und Wohlbefinden und bringen die Daten in Verbindung mit Aufgaben und Ergebnissen. So kann für jeden Mitarbeiter die beste Kombination von Aufgabe, Ergebnis und Wohlbefinden ermittelt werden. Digitale und physische Zugangskontrollen erfolgen ohne Schlüssel und Passwort durch biometrische Systeme. Ein digitaler Assistent spricht alle Sprachen. Er filtert die Informationsflut und sucht die individuell relevanten heraus. Häufige Arbeitsabläufe werden erkannt und können automatisiert werden. Die neuen Technologien erhöhen die Zufriedenheit der Arbeitnehmer.
Produktiver dank Gedankensteuerung
Virtuelle Erlebnisse und eine Gleichzeitigkeit in der Nutzung kennzeichnen 2027 den Umgang mit Informationen und Medien. Virtuelle Realität wird von Jugendlichen häufig für Gemeinschaftsaktivitäten und Spiele genutzt. Auch andere Altersgruppen sammeln zunehmend Erfahrungen mit Ausflügen in virtuelle Welten. Gleichzeitig hat sich Gedankensteuerung zu einer neuen Interaktionsmöglichkeit entwickelt. Die Menschen nutzen diese, um Texte zu verfassen oder Anwendungen zu steuern – häufig von unterwegs.
Veränderter Medienkonsum
Generell werden Medien häufig parallel genutzt, die Inhalte werden zeit- und ortsunabhängig rezipiert. Jugendliche und junge Erwachsene bevorzugen Video-on-Demand, um die gewünschte Serien oder Filme ansehen zu können. Den Begriff „Fernsehen“ verwenden junge Menschen nicht mehr. In den Medien werden gut recherchierte Informationen nachgefragt. Dennoch spielt die spezielle Aufbereitung der Inhalte eine große Rolle: Beliebt sind kurze, ansprechend aufbereitete Informationshäppchen. Dass hochwertige Medieninhalte kostenpflichtig sind, wird weitgehend akzeptiert. Das Bezahlen stellt einen alltäglichen Vorgang dar und erfolgt online in Sekundenschnelle.
Always online
Bei ihrer individuellen Lebensgestaltung legen die Menschen im Jahr 2027 Wert auf Komfort und Sicherheit. Künstliche Intelligenz hat in viele Lebensbereiche Einzug gehalten. Die Menschen nutzen sie im privaten Umfeld, wenn dadurch Zeit und Geld gespart und die Bequemlichkeit erhöht wird. Vom Staubsauger über die Heizung bis hin zur Waschmaschine lassen sich die meisten Geräte online bedienen. Auch die Online-Verfügbarkeit sämtlicher persönlicher Daten ist Standard. Alles wird in der Cloud abgespeichert. Digitale Sicherheit ist den meisten Menschen wichtig. Sie geben Geld für Software aus, um sich vor Hackerangriffen oder Datenverlust zu schützen.
Autonomes Autos gemeinsam nutzen
Autonome, gemeinsam genutzte Fahrzeuge, nehmen neben von Menschen gesteuerten Autos am Straßenverkehr teil. Vor allem ältere Menschen, welche aus Altersgründen nicht mehr selbst fahren wollen, und junge Erwachsene ohne eigenes Auto nutzen selbstfahrende Fahrzeuge. Auf dem Land spielt das eigene Auto aber weiterhin eine wichtige Rolle.
Global und lokal
Das Land wird zur neuen Stadt – ein Ort, an dem man sich selbst verwirklichen kann. Gesellschaftliches Engagement und ständige Weiterbildung, natürlich alles online, gehört zum Leben der meisten Menschen. Persönliche Kontakte bleiben wichtig, doch zu allem gibt es eine digitale Entsprechung. Junge und alte Menschen leben gesundheitsbewusst und betrachten Ökologie aus anderen Gesichtspunkten: „Was gut für mich ist, ist auch gut für den Planeten.“ Gekocht wird global-exotisch – mit regionalen Angeboten. Bei Gesundheitsleistungen kommen vermehrt Sensoren zum Einsatz. Diagnosen werden durch künstliche Intelligenz unterstützt. In der Pflege arbeiten die ersten Roboter.
Individualität dank 3D-Druck
Obwohl viele Produkte weiter in Massenfertigung hergestellt werden, nutzen die Menschen 2027 vielfältige Möglichkeiten, um sich bei der Produktgestaltung einzubringen. Möbel und Kleidung dienen mehr denn je als Mittel, sich von anderen abzuheben. Der Trend zum Selbstproduzieren von Alltagsgegenständen hat zu einem neuen Angebot vernetzter Produzenten und Dienstleister geführt, die Produkte nach dem Geschmack der Konsumenten fertigen. 3-D-Drucker sind weit verbreitet. Handwerksbetriebe und Werkstätten produzieren Ersatzteile für Hausgeräte oder Fahrzeuge selbst. Vor allem Frauen nutzen die Möglichkeit, Kleidung vor dem Kauf virtuell anzuprobieren.
Bargeld bleibt – wird aber die Ausnahme
In Großstädten hat sich etabliert, dass auch Kleinbeträge nur über Smartphones bezahlt werden. Bargeld aber spielt noch eine Rolle. Auf die Anonymität beim Bezahlen wollen einige Menschen nicht verzichten. Wer mit Bargeld bezahlen will, muss Gebühren oder lange Wartezeiten an der Kasse in Kauf nehmen.
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