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E-Mobilität: Die größten Mythen im Faktencheck

Die Produktion von E-Autos ist eine dreckige Angelegenheit! Das Stromnetz hält zu viele E-Autos nicht aus! Ein Faktencheck schaut sich diese und weitere Vorurteile über die Stromer einmal genau an.

Obwohl Elektroautos in Österreich immer populärer sind, gibt es skeptische Stimmen, die dem neuen Boom nicht ganz trauen. Sie bringen unter anderem vor, dass Elektromobilität gar nicht so umweltfreundlich sei, wie sie auf den ersten Blick scheint, dass die Energieversorgung für Massen von Elektroautos nicht gerüstet sei oder dass sich der Umstieg von Verbrennungs- auf Elektromotoren nicht rentiere. Der Klima- und Energiefonds und der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) haben diese und andere Aussagen einer Überprüfung unterzogen und veröffentlichen dazu nun eine neue Publikation. „Wir wollen Mythen zur Energiewende mit Fakten entkräften“, meint Ingmar Höbarth, der Geschäftsführer des Klimafonds. Die Kernaussage des Faktenchecks: Elektroautos schonen die Umwelt und die Geldbörse.

E-Motor schlägt Verbrenner

Im Betrieb produzieren Elektroautos keine Abgase, doch wie umweltfreundlich ist die Produktion? Der Faktencheck stellt hier klar, dass bei der Herstellung von Elektroautos tatsächlich mehr Energie verbraucht wird, als bei Benzin- oder Dieselautos. Über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs aber, von der Produktion bis zum Recycling, werde dieser Nachteil mehr als wettgemacht. Am Ende erzeugen Elektroautos um 70 bis 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als fossil betriebene Fahrzeuge, lautet die Beurteilung des Klimafonds.

Erneuerbare Energie und Mobilität gemeinsam betrachten

Ein entscheidender Faktor bei der Umweltverträglichkeit sei der Strommix. Gerade Österreich mit seinem hohen Anteil an erneuerbarer Energie in der Stromproduktion (rund 70 Prozent) hätte hier einen deutlichen Vorteil. In der Produktion von Elektroautos gebe es sehr wohl einen Aufholbedarf, meint Ulla Rasmussen vom VCÖ. Der Energiemarkt bewege sich aber in die richtige Richtung. „Erneuerbare Energien und Mobilität müssen Hand in Hand gehen“, meint Faktencheck-Autor Georg Günsberg.

Auch in Ländern mit einem traditionell hohen Kohleanteil im Strommix wie beispielsweise China, werden erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft massiv gefördert. „Wir müssen in gekoppelten Systemen denken“, fordert Günsberg. Energieproduktion, Verkehr und Raumplanung seien Teile eines großen Ganzen. Rasmussen: „Es braucht mehr öffentlichen Verkehr, mehr Bahnverbindungen, bessere Radwege, weniger Zersiedelung, bessere Raumplanung, um nachhaltige Mobilität zu schaffen.“

Land kann mehr Stromnachfrage stemmen

Belastet ein massiver Zuwachs an Elektroautos das Stromnetz nicht zu stark? Der Faktencheck rechnet hier vor, dass das Ökostrom-Ausbaupotenzial jegliche Zuwächse an Fahrzeugen mit Elektromotoren leicht abdecken kann. Wenn 10 Prozent aller Pkw in Österreich (rund 500.000 Stück) elektrisch fahren würden, wäre der jährliche Strombedarf um 1,3 Terawattstunden oder 1,8 Prozent höher. Laut einer Studie der TU-Wien liege das Ökostrom-Ausbaupotenzial in Österreich bis 2030 bei 31 Terawattstunden.

Der Gesamtenergieverbrauch des Landes sinke durch den wesentlich höheren Wirkungsgrad von Elektromotoren im Vergleich zu Benzin- oder Dieselmotoren sogar deutlich. Elektromotoren setzen heute etwa 90 Prozent der hineingesteckten Energie in Bewegungsenergie um, Dieselmotoren rund 40 Prozent, Benziner nur rund 30 Prozent. Ein zusätzliches Argument der Elektromobilitäts-Anhänger gegen das Energieknappheit-Szenario: Künftig werden Akkus von Elektroautos, die an der Ladestation hängen, vermehrt als zusätzliche Zwischenspeicher im intelligenten Stromnetz (Smart Grid) fungieren.

Weniger Kosten

Kommt ein Elektroauto nicht am Ende teurer als ein Auto mit Verbrennungsmotor? Laut Faktencheck sind die Anschaffungskosten von Elektroautos derzeit tatsächlich deutlich höher, allerdings spart man – auch dank Förderungen – bei Steuer, Versicherung, Wartung und Treibstoffkosten. Die Kosten über die gesamte Nutzungszeit des Fahrzeugs seien deshalb wesentlich geringer als jene für Verbrenner. Außerdem sei zu bedenken, dass es in den vergangenen Jahren massive Steigerungen bei der Energiedichte von Akkus und massive Rückgänge bei Akkupreisen gegeben habe.

Was passiert mit alten Akkus?

Im Faktencheck werden noch einige andere kritische Fragen behandelt, etwa jene, was mit den vielen Arbeitsplätzen in der heimischen Automobilindustrie geschehen wird (Elektromobilität als Boom-Branche, die enormes Wertschöpfungspotenzial biete), was mit Autoakkus passiert (Zweites Leben als Heimspeicher) oder wie man denn mit einer durchschnittlichen Reichweite von 270 Kilometer auf Urlaub fahren soll (Mieten statt Besitzen, Carsharing etc.).

Spitzebreiter bei E-Auto-Zulassungen

Für Ingmar Höbarth steht jedenfalls fest, dass Österreichs Klimaziele nur erreicht werden können, wenn Elektromobilität weiterhin gefördert wird. Der Klimafonds-Chef fühlt sich durch die aktuellen Zulassungszahlen in den Bemühung seiner Organisation um Fortschritte auf dem Gebiet bestärkt: „Herr und Frau Österreicher haben den Trend erkannt – und die Nase vorn. Bei Neuzulassungen sind wir im ersten Halbjahr 2017 mit einem E-Auto-Anteil von 1,4 Prozent EU-Spitzenreiter.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.

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