In China soll man künftig völlig auf die eigene Geldbörse verzichten können. Der Messenger-Dienst WeChat von IT-Gigant Tencent fungiert als Geldbörse und in Zukunft wohl auch als Personalausweis. Getestet wird diese Funktion derzeit noch in einem beschränkten Gebiet, nämlich im Bezirk Nansha der Stadt Guangzhou. Innerhalb des nächsten Monats soll das eigene WeChat-Profil als Personalausweis in ganz China verwendet werden können. WeChat wird in China von 980 Millionen Menschen verwendet.
Wie die South China Morning Post berichtet, soll man mit dem WeChat-Personalausweis unter anderem in Hotels einchecken können. Während des Check-In-Vorgangs wird das eigene Gesicht mit der Smartphone-Kamera gescannt, um die Identität der anwesenden Person zu bestätigen. Beim Abgleich des gescannten Gesichts mit dem WeChat-Profil der Person soll künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Die Genauigkeit des Systems soll wesentlich höher als bei Überprüfungen durch menschliches Personal sein und Identitätsdiebstahl nahezu unmöglich machen.
Ausweisen mit Alipay
Die ID-Funktion von WeChat ist nicht der erste Versuch, eine Online-Identität zu einem offiziellen Personalausweis zu machen. In der Vergangenheit hat auch Alipay, die Payment-Sparte von Alibaba, versucht, elektronische Identitätsausweise zu kreieren. Bei einem Test in der Stadt Wuhan registrierten sich 400.000 Bürger für den Dienst.
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Zugeständnis an Chinas Regierung?
Wie Engadget berichtet, birgt die Verknüpfung von Social Media-Profil und offizieller ID ein gewisses Risiko für die persönliche Privatsphäre. WeChat stehe unter rigider Kontrolle durch die chinesische Regierung. Laut CNet könnte die Einführung der ID-Funktion auch ein Zugeständnis von WeChat an die Regierung darstellen. Im August gab es Durchsuchungen bei WeChat aufgrund angeblicher illegaler Inhalte.
Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.