Als im Jahr 1992 die erste Kurznachricht verschickt wurde, ahnte niemand, dass dies unsere Art der Kommunikation für immer beeinflussen würde. Das Kürzel SMS steht für Short Message Service und beschreibt eigentlich nicht die kurze Nachricht selbst, sondern den Dienst, der sich dahinter verbirgt. Die Bezeichnung wird heute allerdings synonym zur Bezeichnung der Nachricht (short message) verwendet.
Erste Schritte ab 1984: Herr Hillebrand hatte eine Idee
Erste Ansätze der SMS gab es bereits in den 1980er Jahren. Schon 1984 schlug nämlich ein Mitarbeiter der damaligen Bundespost, Friedhelm Hillebrand, einen solchen Service vor. Auch die Beschränkung der Textlänge auf maximal 160 Zeichen war damals schon Teil des Konzepts, da Hillebrand herausfand, dass die meisten Nachrichten, etwa auf der Rückseite einer Postkarte, diese Länge nicht überschritten.
Der Ingenieur Neil Papworth war im Dezember des Jahres 1992 schließlich der erste Mensch, der eine SMS verschickte. Aus Mangel an einem Mobiltelefon, mit dem eine SMS verfasst werden konnte, tippte er die Worte „Merry Christmas“ an seinem Computer. Ein Manager des britischen Vodafone-Netzes empfing diese Nachricht dann auf einem Mobiltelefon des Typs Orbitel TPU 901.
Erfolgsgeschichte für Netzbetreiber
Als dann wenig später auch die Kommunikation zwischen zwei Mobiltelefonen gelang, begann der unglaubliche Erfolg der SMS. Die kurzen Nachrichten, die eher als Nebenprodukt des Mobilfunknetzes verstanden werden können, brachten den Netzbetreibern auf der ganzen Welt Milliardengewinne ein.
Denn während den Mobilfunkern selbst kaum Kosten durch den Service entstanden, berechneten sie den Kunden Gebühren für den Versand. In Deutschland waren Preise von 39 Pfennig pro Nachricht üblich, mit der Umstellung auf den Euro etablierte sich ein Preis von 19 Cent. Zwar gab es vereinzelt Discount-Anbieter, die diese Preise unterboten, marktweit jedoch hatten diese keine nennenswerten Auswirkungen.
„Simsen“ wird Teil der Alltagssprache
Das „Simsen“ fand also schnell Einzug in den Alltag der deutschen und wurde zu einem wichtigen Teil der Kommunikation. Um möglichst viel Inhalt in den auf 160 Zeichen beschränkten Nachrichten unterbringen zu können, etablierte sich eine eigene Sprache, die zuvor bereits beim Verfassen von E-Mails genutzt worden war.
So waren Abkürzungen wie „hdgdl“ „heagdl“, „hdf“ oder „ida“ plötzlich Teil der Sprachkultur, zur Verwirrung vieler (vor allem älterer) Menschen in Deutschland. T9-Worterkunng sollte das Schreiben auf den Zahlentasten damaliger Mobiltelefone erleichtern, sorgte aber oftmals für unbeabsichtigte Lacher, da sich Nutzer verschrieben und Worte beziehungsweise Sätze entstanden, die so nicht gewollt waren.
Aber auch die heutige Worterkennung oder Autokorrektur auf unseren Smartphones ist vor witzigen Wortkreationen nicht gefeit.
Dem Erfolg der SMS schienen keine Grenzen gesetzt. Während die Deutschen im Jahr 2000 „nur“ 11,4 Milliarden Nachrichten verschickten, waren es im Jahr 2005 bereits über 22 Milliarden. Den Höhepunkt erreichte der Service im Jahr 2012, als die Deutschen insgesamt 59 Milliarden Kurznachrichten verschickten. Mit 12,7 Milliarden verschickten Nachrichten im Jahr 2016 ist die SMS zwar noch nicht komplett verschwunden, der Niedergang scheint aber unaufhaltsam.
Auch der Nachfolger der SMS, die MMS (Multimedia Messaging Service) konnte den Abstieg der Kurznachrichten nicht aufhalten. Zwar bot die MMS Nutzern die Möglichkeit, nahezu unbegrenzt viel Text, Bilder und sogar kurze Videos zu versenden, in Deutschland setzte sich dieser Service jedoch auf Grund hoher Preise und geringer Verbreitung kaum durch.
Mit WhatsApp & Co. beginnt der Abstieg
Mit der Verbreitung moderner Smartphones begann ab 2012 dann der langsame Niedergang der SMS. Nutzer waren einfach nicht mehr bereit länger für einen Service zu bezahlen, den sie anderswo umsonst erhielten.
Messenger wie WhatsApp oder Threema haben in der Zwischenzeit ihr Angebot ausgebaut und erlauben nicht mehr nur den Versand von kurzen Textnachrichten. Mit diesen Diensten ist das Versenden von langen Videos und Bildern kein Problem und Nutzer können sich auch in Gruppen untereinander austauschen.
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Zwar bieten sowohl die Netzbetreiber in Deutschland als auch in anderen Ländern der Welt heute immer noch einen eigenen Standard an („Joyn“), der als direkter Nachfolger der SMS zu sehen ist. Jedoch scheint der Vorsprung der etablierten Namen auf dem Markt uneinholbar. Aber wer weiß. Vielleicht steht uns die nächste große Revolution in Sachen Kommunikation kurz bevor und wir schauen in wenigen Jahren mit Wehmut auf die guten alten Zeiten zurück, in denen wir noch WhatsApp nutzten, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.