Der Software- und Dienstleistungsanbieter Microsoft streitet vor dem höchsten amerikanischen Gericht gerade um die Herausgabe von Daten, die auf ausländischen Servern lagern, wie die Seite The Hustle berichtet.
Microsoft Datenzentrum in Irland
Konkret geht es um ein Datenzentrum, dass die Firma in Irland betreibt und in dem sie, wie in vielen weltweiten Datenzentren auch, Dateien der verschiedenen Microsoft-Dienste speichert. Als die Behörden Microsoft vor fünf Jahren aufforderten Daten herauszugeben, die mit Ermittlungen im Bereich des Drogenschmuggels in Verbindung stehen könnten, händigte der Konzern die angeforderten Daten aus – allerdings nur solche, die auch tatsächlich auf amerikanischen Servern lagerten. Daten, die sich auf Servern im Ausland (in diesem Fall: Irland) befanden, wollten die Redmonder nicht herausgeben.
Justizministerium verklagt Microsoft
Diese Entscheidung Microsofts war Grund genug für das amerikanische Justizministerium, den Software-Riesen nun durch eine höchstrichterliche Entscheidung zur Herausgabe der gewünschten Informationen zwingen zu wollen. Man benötige schließlich überhaupt keinen Zugang zu ausländischen Servern, so das Ministerium. Microsoft solle lediglich die in Irland gespeicherten Daten kopieren – und im Anschluss auf amerikanische Server verschieben, auf welche die Behörden dann wiederum zugreifen könnten.
Die Softwareschmiede jedoch beharrt auf ihrem Standpunkt: Wenn US-amerikanische Strafverfolgungsbehörden Zugang zu Daten im Ausland wünschen, so sollen sie sich an die entsprechenden Behörden in diesem Land wenden und die Herausgabe der Informationen dort einfordern. Das Gesetz, auf das sich das Justizministerium beziehe, stamme aus dem Jahr 1986, aus einer Zeit also, in der ein Cloud-Speicher noch Science-Fiction war, argumentiert Microsoft und es könne daher nicht mehr als rechtliche Grundlage im Jahr 2018 dienen.
Weltweite Auswirkungen
Ein Urteil gegen Microsoft hätte Auswirkungen auf Nutzer weltweit, bedeutete es doch, dass selbst Daten, die in einem europäischen Land gespeichert worden sind, nicht vor dem Zugriff amerikanischer Behörden geschützt wären. Dies würde nicht nur Privatpersonen verschrecken, die Microsofts Online-Dienste nutzen, auch europäische Firmenkunden würden sich unter solchen Vorzeichen sicherlich zweimal überlegen ihre Daten einem amerikanischen Unternehmen anzuvertrauen.
Prozessbeobachter vor Ort merkten an, dass das Gericht den Argumenten Microsofts eher skeptisch gegenüber stünde, so die Seite weiter.
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Auch Apple kämpft mit Behörden
Es ist nicht das erste Mal, dass ein großer Tech-Konzern sich den Aufforderungen US-amerikanischer Regierungsbehörden widersetzt. Auch Apple lieferte sich einen weltweit beachteten Schlagabtausch mit der Bundespolizei der USA, FBI. Die Ermittler wollten den Konzern aus Cupertino zwingen, ihnen Zugang zu dem Telefon eines Attentäters zu gewähren. Während man den Wunsch der Ermittler, die Motivation hinter der Bluttat verstehen zu wollen, nachvollziehen kann, so ist auch Apples Argumentation schlüssig. Der iPhone-Konzern wollte gar nicht erst damit beginnen, sein als sehr sicher geltendes Betriebssystem für Regierungsstellen zugänglich zu machen und so auf diesem Weg einen Präzedenzfall für zukünftige Anfragen der Regierung schaffen.