Im Angesicht aktueller Datenskandale ist die Überlegung, sich komplett von Facebook loszusagen, nicht die schlechteste. Mark Zuckerberg gestand erst kürzlich in einem Interview, dass es wahrscheinlich noch Jahre dauern wird, bis die Sicherheitsproblematik rund um die Userdaten aus der Welt geschafft sein wird. Man habe sich zu sehr auf die Positiva der menschlichen Vernetzung konzentriert und dadurch den Mißbrauch der Nutzerdaten unter anderem erst ermöglicht.
Aufgedeckte Kommentare hoher Facebook-Führungskräfte wie Andrew „Boz“ Bosworth verdeutlichen, wie dabei bewusst negative Konsequenzen ausgeblendet wurden: „Die hässliche Wahrheit ist, wir glauben so sehr daran, Menschen miteinander zu vernetzen, dass alles, was es uns erlaubt, mehr Menschen häufiger zu verbinden, ‚de facto‘ etwas Gutes ist.“
Auf Twitter machen Facebook-Nutzer das Ausmaß deutlich
Wer nun genau wissen will, was Facebook eigentlich über die eigene Person und das persönliche Onlinen-Verhalten weiß, kann sich seine Daten als ZIP-Datei herunterladen. Aber Vorsicht: Das Resultat kann erschreckend sein. Einige Facebook-User haben diesen Schritt gewagt und bei Twitter gepostet, wie sensibel die über sie gesammelten Informationen tatsächlich sind.
Dazu zählen beispielsweise Telefonnummern der Kontakte, eine Auflistung der Veranstaltungen, die besucht wurden, die Freundesliste inklusive Geburtstagen und Kopien der versendeten Texte, wie auch die britische Schauspielerin und Autorin Emma Kennedy feststellen musste.
Anderen Facebook-Usern ging es ähnlich:
Skript eines Entwicklers enthüllt erschreckende Detailfülle
Obwohl sich die Facebook-Privatsphäre-Einstellungen angeblich so setzen lassen, dass die eigenen Daten geschützt werden, handelt es sich bei der auf Twitter demonstrierten Sammelwut scheinbar nicht um Ausnahmefälle. Ein Entwickler aus Neuseeland musste sogar feststellen, dass jede einzelne SMS, die er verschickt oder erhalten hat, von Facebook registriert wurde. Das Problem: Er nutzt den Messenger nicht für SMS.
Als Resultat daraus kreierte er kurzerhand ein Skript, das statistische Daten über seine Handyeinträge erhebt, um herauszufinden, welche Informationen Facebook von ihm hat. Die Genauigkeit und die Anzahl, in der Daten erfasst wurden, ist erschütternd:
Festgehalten wurde(n)
- mehr als 700 einzelne Anrufe inklusive der Infromationen, ob sie verpasst wurden, eingehend oder ausgehend waren
- die Dauer jedes Telefonats
- 1.369 SMS inklusive Daten darüber, ob sie versendet oder empfangen wurden
- nicht verschickte SMS und Nachrichtenentwürfe
Damit hört Facebooks Gier nach Daten aber noch nicht auf. Ein Reporter des New Zealand Herald, der den Selbsttest wagte, fand unter anderem Kopien von Mietverträgen, alte monatliche Abrechnungen, Screenshots von Überweisungen etc. „Es ist ein seltsames Gefühl, dass Facebook dich auf gewisse Art besser kennt als du dich selbst“, so seine Bewertung.
So kommt ihr an die ZIP-Datei zu euren Facebook-Daten
Für den eigenen Selbsttest müsst ihr nicht viel tun.
- Geht zu Facebook und ruft die Einstellungen auf.
- Im Bereich „Allgemein“ klickt ihr auf den Link „Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter“.
- Klickt auf „Archiv herunterladen“. Um fortzufahren müsst ihr euer Facebook-Login-Passwort eingeben.
- Ihr erhaltet anschließend eine Benachrichtigung an eure bei Facebook hinterlegte E-Mail-Adresse inklusive Link, sobald die Datei bereitsteht.
Die enthaltenen Daten können durchaus einen verstörenden Charakter haben, zumindest, wenn man sich nicht mehr daran erinnern kann, die Bilder, Videos etc. überhaupt in Verbindung mit Facebook erstellt, verschickt oder zugesendet bekommen zu haben. Sie geben aber einen sehr guten Eindruck davon, wie wenig wir darüber wissen, was Facebook im Hintergrund auch mit scheinbar harmlosen Informationen anstellt.