Blockchain ist mehr als die Technologie hinter Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum. Auch im Energiesektor werden ihrer dezentralen Struktur gewinnbringende Perspektiven für die Gesellschaft zugeschrieben. Ganze Branchen soll sie in Zukunft völlig verändern. So war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee kommen sollte, eine Religion zu gründen, die auf der Blockchain basiert. Medienberichten zufolge ist das geschehen.
0xΩ heißt das, was Matt Liston gegründet hat. Liston kennt sich mit Kryptowährungen aus, war er doch früher CEO und Gründer der Marktprognose-Plattform Augur, die ebenfalls auf der Ethereum-Blockchain basiert. Die genaue Bedeutung von 0xΩ ist noch nicht bekannt. Bedeutet „Zero ex omega“ etwa wie wörtlich übersetzt „Null von Omega“, also „vom Ende“?
Die Bibel der Blockchain-Religion
Bereits am 19. Mai enthüllte Liston sein neuestes Projekt bei einem Event in New York City. Dort verteilte er 40 Kopien eines Dokuments namens 0xΩs „Flame Paper“. Es ist so etwas wie die Bibel der Blockchain-Ethereum-Religion. „Es ist ein religiöses Rahmenwerk mit Glaubenssätzen, die sich erheblich schneller aktualisieren können die Beziehung zwischen den Mitgliedern und der Annährung dessen, woran jeder in dieser Religion glaubt, demokratisiert“, sagte Liston einem Forbes-Bericht zufolge auf dem Launch-Event.
Kein Papst, dafür Spenden
Die 0xΩ soll demnach eine Autorität, die die Religion „regiert“, wie einen Papst oder einen Dalai Lama, nicht benötigen. Jeder Anhänger soll etwas zu sagen haben, Dogmen soll es nicht geben. Damit das funktioniert, gibt es die Blockchain, die mit dem „Flame Paper“ begonnen wurde. Teile dieser Grundlage, so Liston, könne jeder verändern. Auch Spendensammlungen seien darüber möglich. Ein Beispiel dafür zeigte der Künstler Avery Singer mit einer Statue eines „Dogewhals“. Das ist in der Krypto-Szene jemand, der ein großes Vermögen der Dogecoin-Währung besitzt und damit den Markt entscheidend beeinflussen kann. 0xΩ-Anhänger könnten mit Spendenaufrufen dafür sorgen, dass ein solches Werk in Auftrag gegeben würde, so Singer.
Hardfork im Härtefall
Würden sich die Krypto-Religiösen einmal nicht einig sein, würde eine Hardfork greifen. Hardfork ist das Ergebnis einer Änderung im Protokoll einer Kryptowährung. Das sollte im Idealfall geschehen, wenn sich die Mehrheit der Miner, also die, die die Blockchain „schreiben“, darüber einig sind. Ältere Clients verstehen diese Änderung nämlich nicht, einzelne Transaktionen oder ganze Blöcke in der Kette werden damit ungültig. Da sich aber nicht immer die Mehrheit einig ist, kann die Kryptowährung als Konsequenz gespalten werden, worauf verschiedene Szenarien folgen. Wie ein Hardfork funktioniert, konnte im August 2017 beobachtet werden, als sich nach einem Allzeithoch Bitcoin spaltete. Im Falle von 0xΩ könnten also zwei Religionen entstehen.
Liston jedenfalls beteuert, sich selbst nicht als Papst der von ihm gegründeten Blockchain-Religion anzusehen. Auch profitiere er nicht monetär davon. Von Singer wird er als „Kryptophet“ bezeichnet, diesen Titel lehnt er laut Forbes jedoch ab. Seiner Meinung nach könnten bestehende Religionen ebenso von der Blockchain profitieren, vor allem, wenn es um Spenden geht. Einer Studie zufolge sind Menschen generöser mit ihren Spenden, wenn sie genau nachverfolgen können, wo sie hingehen. Das ist bei etablierten Religionen und deren Spendensystemen nicht immer der Fall.
Offiziell soll die 0xΩ erst Ende des Jahres starten. Dann werden wir sehen, welche der Versprechungen wirklich eingehalten werden können. Wenn ihr endlich mitreden und wissen wollt, was hinter der Technologie steckt, schaut euch unser Blockchain-Einmaleins an.