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Keine Angst vor Robotern: Deutsche Arbeitnehmer bleiben gelassen

Wir Deutschen sind scheinbar nicht der Panik verfallen, dass uns Maschinen in naher Zukunft den Job wegnehmen werden. Nur bei der Vorbereitung auf die Digitalsierung haben wir Bedenken.

Kind sitzt neben Roboter im Arztkittel und hält sich den Mund zu
Angst vor Robotern und Jobverlust gibt es in Deutschland nur wenig. Sorgen machen Arbeitnehmern andere Dinge. Foto: imago/ epd

Verlieren Sie in den nächsten fünf Jahren durch Roboter oder künstliche Intelligenz Ihren Job? Das glauben laut einer aktuellen Studie lediglich sieben Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland. Damit zeigten sie sich deutlich selbstbewusster als ihre Kollegen in Frankreich und Großbritannien, teilte das Beratungsunternehmen Gallup am Dienstag mit. Dort seien es 17 beziehungsweise 13 Prozent. „Insbesondere im hoch technisierten Deutschland ist Automatisierung für Arbeitnehmer kein Schreckensszenario“, sagte der bei Gallup für die Studie verantwortliche Manager Marco Nink.

Dass sich ihre Arbeitsproduktivität durch neue Technologien verbessern werde, glauben dagegen nur 37 Prozent der Beschäftigten in Deutschland, aber 70 beziehungsweise 66 Prozent der britischen und französischen Arbeitnehmer.

Während auch andere Studien darauf hindeuten, dass uns die Digitalisierung insgesamt keine Jobs kosten wird, gibt es Forscher, die das Gegenteil belegen wollen. So sollen vor allem die Jobs von Frauen mehrheitlich durch Industrie 4.0 bedroht sein.

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Deutsche sehen große Mängel bei Aus- und Weiterbildung

Geht es dagegen um die eigene Vorbereitung auf die Herausforderungen, die die Digitalisierung generell mit sich bringt, fühlt sich dei Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer allerdings nur unzureichend vorbereitet.

Wie der „Trend Index“ zur bevorstehenden Robotik- und Automationsmesse Automatica (19. bis 22. Juni) in München ergab, hinkt die Aus- und Weiterbildung der Unternehmen bisher deutlich hinter den Erwartungen der Beschäftigten zurück. Nur gut ein Fünftel der Arbeitnehmer in Deutschland habe den Eindruck, dass ihr Arbeitgeber entsprechende Angebote vorantreibt. Das jeweilige Aus- und Weiterbildungsprogramme wurde gerade einmal von 16 Prozent der befragten Deutschen gut oder sehr gut bewertet.

„Arbeitnehmer müssen für die Digitalisierung qualifiziert werden“

Auch der Maschinenbau-Branchenverband VDMA sieht Nachholbedarf: „Arbeitnehmer müssen für die Digitalisierung qualifiziert werden. Hier machen die Mittelständler schon viel, aber es muss noch mehr werden“, erklärte der für Robotik und Automation zuständige VDMA-Geschäftsführer Patrick Schwarzkopf. Die Qualifizierung beginne allerdings in den Schulen und Berufsschulen, „und hier ist der Gesetzgeber gefordert, diesen Prozess noch deutlich zu beschleunigen“.

Auch aus Sicht der Gewerkschaften ist mehr Aus- und Weiterbildung erforderlich. So hatte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann kürzlich in einem auf der Homepage der Gewerkschaft veröffentlichten, internen Interview beklagt, dass in der Metall- und Elektroindustrie die Weiterbildungs- wie auch die Ausbildungsquote stagniere – trotz sichtbarer Veränderungen der Arbeit. „Solange die Auftragsbücher in den Betrieben voll sind und die Personaldecke knapp bemessen bleibt, wird allenfalls das Notwendigste qualifiziert. Das ist ein kurzfristiges Denken zu Lasten der langfristigen Perspektiven der Beschäftigten“, erklärte der Gewerkschafter.

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