Vielleicht habt ihr es diesen Sommer auch erlebt: Ein euch unbekannter WhatsApp-Account fügt sich selbst wie von Geisterhand eurem Handy zu. Das Profilbild: eine gruselige Puppe, die aussieht, wie eine verzerrte Version von Chuckys Braut. Und dann schickt euch diese Puppe auch noch mitten in der Nacht kryptische Nachrichten und Horror-Fotos zu. Wir erklären, was da eigentlich vor sich ging – und wo „Momo“ weiter ihr Unwesen treibt.
Wer ist die Horror-Puppe „Momo“?
Seit Juli 2018 soll es weltweit geschehen sein, dass „Momo“ sich ungebeten in die Kontakte von WhatsApp-Usern einnistet. Mit einem gruseligen Profilbild und einer japanischen Nummer soll sie, Reddit, YouTube, Twitter- und anderen Usern zufolge, plötzlich in den WhatsApp-Kontakten aufgetaucht sein – ungefragt. Und es wird noch schlimmer: Wer „Momo“ anschreibt, bekommt auch Antworten, in Form von Text- und Sprachnachrichten und manchmal sogar Anrufen, auch mitten in der Nacht. Einige Nutzer berichten auch von Schock-Fotos, die „Momo“ ihnen geschickt habe.
Um Verschwörungstheoretiker zu enttäuschen: Die Geschichte ist ziemlich vage und unglaubwürdig. Vor allem, da es „Momo“ wirklich gibt. Sie ist zwar kein Mensch und auch keine Fotomontage, aber es gibt sie als Skulptur, wie das Portal watson berichtet. Sie wurde von der „Link Factory“ in Japan produziert und wird seit 2016 in einer Kunstgalerie in Tokio ausgestellt. Ist alles nur ein Fake?
„Momo“ macht als Kettenbrief weiter
Egal, ob Fake oder nicht, es gab immer wieder Nachahmer, die andere User in Angst versetzten. Denn zwischenzeitlich berichten viele Nutzer in Deutschland, dass sie seit Anfang August über WhatsApp-Kettenbriefe von „Momo“ mit schockierenden Inhalten erhalten hätten. Anscheinend heißt es darin:
„Ich bin Momo und bin vor drei Jahren verstorben. Ich wurde von einem Auto angefahren und wenn du nicht möchtest, dass ich heute Abend um 00:00 Uhr in deinem Zimmer stehe und dir beim Schlafen zusehe, dann schicke diese Nachricht an 15 Kontakte weiter.“ Wie bei anderen derartigen Schreiben auch empfiehlt es sich, die Kettenbriefe zu ignorieren und zu löschen.
Auch die deutsche Polizei findet das Internet-Phänomen überhaupt nicht lustig. Sie rät Nutzern dringend davon ab, mit dem „Momo“-Profil Kontakt aufzunehmen. Ebenso sollen Eltern ihre Kinder vor der WhatsApp-Puppe warnen.
Woher kommt das „Momo“-Phänomen?
Anfang in Spanien?
Wann der virale Hit seinen Anfang genommen hat, ist, wie bei vielen Internet-Phänomenen der Fall, nicht eindeutig zu sagen. Klar ist, dass das Bild seit Juli 2018 im Netz kursiert. Gleichzeitig sind verschiedene Handynummern im Umlauf, darunter eine mexikanische und kolumbianische. Wer die japanische zu seiner WhatsApp-Kontaktliste hinzufügt, nimmt Kontakt zu „Momo“ auf.
Dass das Phänomen in Spanien seinen Ursprung haben könnte, legen mehrheitlich aus jenem Land stammende Screenshots zu angeblichen Konversationen mit der Gruselpuppe nahe. „Momo“ habe sie beleidigt und besitze ihre persönlichen Informationen, teilten spanische Nutzer weiter mit.
Nun auch in Deutschland
Jetzt hat es der Horror-Account offenbar auch bis in englischsprachige Länder und nach Deutschland gebracht. Auch die deutsche YouTuberin Rebekah Wing behauptet, mit „Momo“ zu kommunizieren, wie ihr im folgenden Video seht:
So entsteht ein Wechselspiel: Nach den Reddit- und Twitter-Usern verhelfen jetzt die YouTuber „Momo“ zu mehr Aufmerksamkeit. Mit ihren „Momo“-Videos können sie wiederum die eigene Sichtbarkeit stärken. Rebekah Wing jedenfalls setzt sich und ihre angebliche Angst vor der Puppe im Video ganz schön in Szene.
Fazit: „Momo“ ist sehr wahrscheinlich ein Fake
Die Geschichte hinter „Momo“ ist dubios, vieles spricht für einen schlichten Fake-Account. Schließlich könnte „Momo“ einfach von einem Menschen konstruiert worden sein, der damit einen Hype schaffen oder schlicht nerven will. Außerdem soll der „Original“-Account von „Momo“ zum letzten Mal am 11. Juli online gewesen sein, wie Watson überprüft hat. Seither sind mehr als ein paar Tage vergangen, was die Authentizität des Accounts zweifelhat erscheinen lässt.
Die Aufmerksamkeit um die Puppe hat Trittbrettfahrer auf den Plan gerufen, die sich einen Spaß daraus machen, mit Prepaid-Karten entsprechende Accounts einzurichten und ihre Freunde zu erschrecken. Immerhin ist „Momo“ damit ein Anwärter auf den Titel „Bestes Social Media-Sommergruselmärchen 2018“.
Wer auch immer „Momo“ ins Leben gerufen hat: Seine Intention ist unklar. Allerdings zeigt das Phänomen wie so häufig, dass Grusel und Mystery im Netz wunderbar funktionieren. Nehmt euch trotzdem vor möglichen Kriminellen in Acht, die versuchten könnten, euch über „Momo“ zu kontaktieren, um an eure sensiblen, persönlichen Daten zu gelangen oder um euch Werbung zu schicken. In Spanien warnt selbst die Polizei vor der Horror-Puppe.