Wer kennt das nicht, bei Tinder mit jemandem zu schreiben, von dem man denkt: Der ist viel zu attraktiv für mich? Jemanden „außerhalb der eigenen Liga“ zu daten, ist nicht ungewöhnlich. Was das fürs Flirten wirklich bedeutet, will eine neue Studie zum Online-Dating herausgefunden haben.
Hierarchie der Attraktivität
Im Magazin Science Advances beschreiben die Forscher ausführlich die, wie sie es nennen, „Hierarchie der Attraktivität“. Sie soll festlegen, welche Merkmale eines Menschen ihn zu einem begehrenswerten Partner machen – und damit zu jemand Unerreichbarem.
Für die Untersuchung wurden Heterosexuelle aus den vier US-Großstädten Boston, Chicago, New York und Seattle befragt. Alle nutzten gängige Online-Dating-Apps und gaben ihre Daten anonym ab. Wichtig für die Auswertung waren ihr Alter, ihre Ethnie und Bildung. Begehrenswert setzt sich im Kontext der Studie aus der Anzahl an Nachrichten zusammen, die jemand in einer der Apps bekommt sowie der gesamten Attraktivität der Sender der Nachrichten.
Ihr seid attraktiv, wenn ihr weiblich und 18 seid
Was die Forscher herausfanden ist ebenso vorhersehbar wie deprimierend: Sowohl Männer als auch Frauen fühlen sich am meisten von potenziellen Partnern angezogen, die im Schnitt 25 Prozent attraktiver sind als sie selbst. Weitere Erkenntnisse:
- Männer schreiben häufig die erste Nachricht, Frauen antworten weniger als Männer.
- Die Länge der Nachricht scheint nicht entscheidend für die Attraktivität zu sein (mit Ausnahme von Seattle: Dort waren lange Nachrichten bei den Flirtparnern besser angesehen).
- Für Frauen gelten Männer mit abgeschlossenem Studium begehrenswerter.
- Bis zum Alter von 50 steigt die Attraktivität von Männern, während sie selbst jüngere Frauen bevorzugen. Mit 18 Jahren gelten Frauen als am begehrenswertesten, bis zum Alter von 60 nimmt ihre Attraktivität für Männer anscheinend ab.
Die Ergebnisse der Studie sind natürlich nur ein gesellschaftlicher Ausschnitt. Andere Untersuchungen legen andere Resultate nahe. Als bahnbrechend wird eine Studie von 1988 angesehen. Der Psychologe Alan Feingold kam damals zu dem Ergebnis, dass Partner, deren Attraktivität auf dem gleichen Level ist, am ehesten langfristig zusammenbleiben.
Daten außerhalb der Liga auch in Deutschland?
Ein direkter Vergleich der Studienergebnisse mit dem Verhalten der Online-Singles in deutschen Großstädten würde auf Vermutungen aufbauen. Es ist jedoch möglich, dass ähnliche Verhältnisse auch hierzulande herrschen. Klar ist jedenfalls, dass Online-Dating-Plattform zunehmend an Bedeutung gewinnen und wachsen. Was gestern Tinder war, ist heute Bumble und morgen wahrscheinlich wieder ein anderes Portal.
Doch sollte man unterscheiden zwischen monatlich aktiven Nutzern und „Karteileichen“. So belief sich in Deutschland im Jahr 2017 die Anzahl der registrierten Mitglieder in diesen Netzwerken auf 136 Millionen, aktiv waren davon aber nur 8,6 Millionen.
In jedem Fall solltet ihr beim Online-Dating vorsichtig sein: Flirtende Fake-Profile sind nicht selten Wer es dennoch wagt, dem seien diese kuriosen Dating-Seiten empfohlen – da ist von glutenfreien Liebhabern bis zu Cannabis-Freunden jegliche Interessengemeinschaft dabei.