Ab dem Herbstsemester werden Studenten der Saint Louis University (SLU) in Amerika in ihren Zimmern keine komplette Privatsphäre mehr erleben. Die Uni stattet sämtlichen Wohnungen und Aufenthaltsräume für Studierende mit rund 2.300 Amazon Echo Dots aus.
Amazons Echo Dot soll angeblich nur anonym Daten sammeln
Die Geräte stammen aus einer Partnerschaft der SLU mit Amazon und laufen auf Amazons Alexa Business-Plattform. Angeblich sollen Daten, die über die smarten Lautsprecher aufgezeichnet werden, nur anonymisiert in einem SLU-Zentralsystem zusammenlaufen und nicht an einzelne Userkonten gekoppelt sein. Die SLU behauptet zudem, keine Aufzeichnungen gestellter Frage zu sammeln.
Der Vorteil der in den Studendenwohnungen vorinstallierten Amazon Echo Dot-Lautsprecher soll laut SLU-Vizepräsident David Hakanson darin liegen, dass durch sprachgesteuerte Recherche Zeit gespart wird, die Studenten sonst mit händischer Internetrecherche zugebracht hätten. So könnten sie sich mehr auf ihre Ausblidung konzentrieren.
Studenten, die in ihrem Zimmer kein solches Gerät dulden, und deren Zimmergenossen das genauso sehen, können laut Angabe der Universität „den Stecker ziehen und es an einem sicheren Ort aufheben“. Sollte sie den smarten Lautsprecher allerdings verlieren, sind Gebühren fällig. Die Frage ist, was passiert, wenn nur einer der Zimmerbewohner etwas gegen Amazons Alexa hat.
Fazit: SLU-Aktion ist in vielerlei Hinsicht fragwürdig
Die Aktion der SLU ist laut Venture Beat nicht die erste dieser Art in Amerika, allerdings ist die Universität die erste, die smarte Lautsprecher in privaten Studentenunterkünften installiert. Fragwürdig an der neuen Universitätsausstattung sind verschiedene Dinge:
- Amazons Lautsprecher zeichnen immer auf. Wer garantiert den Studenten also, dass diese Aufzeichnungen regelmäßig händisch von der Universität gelöscht werden?
- Wie vor kurzem demonstriert wurde, lässt sich Amazons Echo leicht in eine Art Spion umwandeln. Abgesehen von gewissen Hardware-Skills benötigen Angreife dazu nur das Passwort des WLAN-Netzwerkes, in dem sich der Echo-Lautsprecher befindet. In Studentenwohnheimen könnte also ein Netzwerk zahlreiche Zimmer zu potenziellen Opfern für Lauschangriffe machen.
- Interessant ist die Frage, was passiert, wenn nur einer von zwei Zimmergenossen etwas gegen den Lautsprecher im eigenen Zimmer hat. Und selbst wenn das Gerät in den eigenen vier Wänden deaktiviert wurde, sehen sich Studenten, die es ablehnen, in allen anderen öffentlichen Räumlichkeiten damit konfrontiert. Ein komplettes Entziehen der Überwachung ist also theoretisch gar nicht möglich.