Wer es nicht besser weiß, könnte meinen, dem Mann wüchse ein Selfie-Stick aus dem Kopf. Auch Assoziationen an den gruseligen Tiefsee-Anglerfisch, bekannt aus „Findet Nemo“, werden bei manchen geweckt.
Brite sieht sich selbst als Cyborg
Dabei wächst aus Neil Harbissons Kopf „nur“ eine Art Antenne. Die ließ sich der Brite im Jahr 2004 in den Kopf pflanzen und ist mit diesem außergewöhnlichen Gerät nun in der Lage, Farben über seinen Schädel zu spüren und zu hören, wie Welt berichtet. Seit dem Eingriff sieht sich der 34-jährige selbst als Cyborg, also als Mischwesen aus Mensch und Maschine.
Dank der Antenne sei der Künstler und Aktivist nun in der Lage, die Wellenlängen des Lichts, egal ob sichtbar oder unsichtbar, in Vibrationen zu verwandeln, die er dann wiederum als Ton wahrnimmt, wie die Seite weiter schreibt. So habe er im Vorfeld der Operation einer Farbe eine bestimmte Tonhöhe zugeordnet. Rot etwa sei ein dunkler Ton, Orange wiederum ein wenig anders.
Neue Art, Menschen wahrzunehmen
Nach dem Eingriff habe es Monate gedauert, bis Knochen und Implantat geheilt und zusammengewachsen waren. Aber auch dann waren die Schmerzen nicht vorbei. Überfordert von der Sinnüberflutung litt der Brite eine ganze Weile an Kopfschmerzen. Der Aktivist selbst scheint sich mit dem Gerät in seinem Kopf gut arrangiert zu haben und bezeichnet es dem Bericht nach als „neues Sinnesorgan“. Es habe die Art, wie er andere Menschen wahrnehme, komplett verändert.
Den Titel „erster Cyborg“ verdankt Harbisson einem Foto, das kurz nach der durchgeführten Implantation aufgenommen wurde. Für einen neuen Pass genehmigte die britische Regierung dem Künstler damals nämlich, mit seiner Antenne auf dem Foto zu posieren. Somit gilt er als weltweit erster anerkannter Cyborg.
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Neues Sinnesorgan
Harbisson plant nun den nächsten Eingriff und will sich in den kommenden Monaten neue Hardware in den Körper operieren lassen. Das neue Gerät soll es dem Künstler dann ermöglichen, Zeit zu fühlen. Ein warmes Element, dass ihm unter die Haut gepflanzt wird, soll täglich einmal um seinen Kopf herum wandern und ihm so die aktuelle Uhrzeit vermitteln. Sein Ziel dahinter: Eine zeitliche Illusion zu kreieren, damit sich die menschliche Lebenszeit länger anfühlt, als sie eigentlich ist.