Versandhändler wie Amazon sind nicht nur eine bequeme Möglichkeit des Einkaufens. Die andere Seite der Medaille: Du wirst beim Online-Shopping massiv durchleuchtet, um herauszufinden, ob du überhaupt bezahlen kannst oder vertrauenswürdig genug bist.
Schufa-Prüfung ohne dein Wissen
Das Vorgehen ist immer das gleiche. Du suchst dir Produkte aus, legst sie in deinen virtuellen Warenkorb und willst zum Bezahlvorgang wechseln. Aber: In dem Moment, in dem du auf den unscheinbaren Button „Zur Kasse“ klickst, wirst du nicht nur weitergeleitet, sondern legst ohne dein Wissen dein komplettes Finanzleben offen.
Das Resultat kann sein, dass du ohne Angaben von Gründen nicht auf Rechnung einkaufen darfst oder sogar deine ganze Bestellung storniert wird.
Für Kunden gibt es kein Entkommen
Wie Spiegel Online berichtet, kannst du dich dieser gängigen Prozedur als Kunde kaum entziehen. So sollen von den 30 größten Online-Shops in Deutschland allein 27 von einer solchen Prüfungsmethode Gebrauch machen. Dabei musst du davon ausgehen, dass mindestens dein Name und deine Adresse an die Schufa oder andere Auskunfteien übermittelt werden.
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Interessanterweise halten sich die Versandhändler dagegen sehr bedeckt, wenn es um Auskunft zu diesen Methoden geht. Amazon verweise Spiegel Online zufolge nur auf seine Datenschutzerklärung. In dieser ist allerdings nur allgemein davon die Rede, dass der Konzern „Auskünfte bezüglich der Kreditgeschichte von Kreditauskunfteien“ erhält. Andere Händler waren auf Anfrage wiederum zu beschäftigt, um sich dazu näher äußern zu können.
Wie gehen Onlinehändler bei der heimlichen Finanzprüfung vor?
Die wenigen Antworten, die es gibt, wurden anonym abgegeben. Immerhin wird dadurch etwas deutlicher, wie genau Online-Händler bei der Prüfung deiner Finanzen vorgehen.
- Willst du als Neukunde auf Rechnung zahlen, wird standardmäßig eine Bonitätsprüfung durchgeführt.
- Der Versandhändler holt sich dazu einen Score von der Schufa oder ähnlichen Einrichtungen, die Finanzdaten über Verbraucher sammeln. Dort werden sie fündig, wenn es darum geht, ob du schon einmal eine Rechnung nicht bezahlt hast oder wie viele Girokonten du besitzt. Genutzt werden diese Daten in Verbindung mit deinem Alter, Geschlecht und deiner Adresse, um zu berechnen, wie wahrscheinlich es ist, dass du deine offene Rechnung am Ende begleichen wirst.
- Dieser Score wird vom Versandhändler anschließend den eigenen Analysen und Regeln hinzugefügt. Dabei spielen auch die Produkte eine Rolle, die du bestellst, wie hoch der Rechnungsbetrag ist, ob noch offene Beträge vorliegen und wie sehr sich deine Bestellung von anderen Käufern unterscheidet.
Am Ende entscheidet ein Computer darüber, ob du die Option „Auf Rechnung bestellen“ überhaupt wahrnehmen darfst. Im Extremfall kann deine Bestellung drauf basierend sogar gänzlich abgelehnt werden. In manchen Fällen sogar nur, weil du womöglich in der falschen Straße wohnst. Es gibt nämlich tatsächlich ganze Hausnummern, die aufgrund laufender Inkassoverfahren oder wiederholter Betrugsfälle gesperrt werden.
Onlinehändler wollen sich schützen
Die Praxis lässt sich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass der Kauf auf Rechnung in Deutschland zwar zu den beliebtesten Zahlungsmethoden zählt, gleichzeitig aber auch einer 58-prozentigen Betrugsquote unterliegt, berichtet Spiegel Online.
Auf der anderen Seite erfährst du als Kunde gar nicht erst davon, dass du auf diese Weise intensiv geprüft wirst beziehungsweise zu welchem Ergebnis diese Prüfung am Ende geführt hat. Willst du Details, musst du erst einen Antrag bei der Schufa stellen. Für beidseitiges Vertrauen sorgt dieses Vorgehen sicherlich nicht.