Zu welcher Art von App-Nutzern gehörst du? Einerseits gibt es die Daten-Peniblen, die jeder App den Zugriff auf Standort, Galerie, Kamera etc. verweigern. Und dem Rest ist das alles ziemlich egal. Die meisten von uns erlauben ihren Apps jeden Zugriff und schießen mit persönlichen Daten um sich. Doch selbst vorsichtige Leute sind nicht immer vollständig geschützt. Eine Investigativ-Recherche der New York Times hat nun konkretisiert, was von Datenschützern längst gepredigt wird.
So verfolgen Smartphone-Apps ihre Nutzer
Die New York Times konnte nachahmen, wie genau Apps aus deinen Daten ein Bewegungsprofil erstellen. Und, wie dies zur Verfolgung einzelner Personen verwendet werden kann. Dafür untersuchte das Investigativ-Team einen riesigen, angeblich anonymisierten Datensatz eines App-Drittanbieters. Mithilfe der Smartphone-Standortdaten konnten sie das alltägliche Leben gewöhnlicher Leute wie in einem Film begleiten.
Für den Versuch wurden insgesamt 20 Apps ausgewählt, die von Forschern und Branchenkennern so eingeschätzt wurden, dass sie viele Daten weitergeben. Mit welchen Methoden Standorte geteilt werden, war die Frage. Das Ergebnis: 17 der getesteten Apps sendeten genaue Standortdaten an rund 70 Unternehmen. Alleine die Wetter-App „WeatherBug for iOS“ übermittelte Nutzerdaten an 40 Unternehmen. Und deine Schatten-Daten, wie die auf Facebook, verraten einiges über dich.
Auch anonymisierte Daten schließen auf Bewegungsprofile bestimmter Personen
Mithilfe der Daten konnte nicht nur auf sensible Angelegenheiten wie eine geplante Elternschaft geschlossen werden. Bereits Wohn- und Arbeitsort verweisen auf konkrete Personen. Und das, obwohl viele Apps eine anonymisierte Speicherung von Daten versprechen. Gewohnheiten können rückwirkend ziemlich eindeutig Identifikatoren erkennbar machen.
Die geteilten Daten können im Nachhinein häufig einer bestimmten Person zugeordnet werden. Eine Telefonnummer oder andere Geräte-ID macht erkenntlich, von welchem Gerät oder von welchem Nutzer die Daten stammen. Ein Abgleich mit Social Media-Profilen und anderen Nutzerinformationen vervollständigt das Personenprofil. Google drohte sogar eine Sammelklage wegen Totalüberwachung, doch was juckt es einen der mächtigsten Tech-Konzerne?
Apps tracken jeden deiner Schritte auch ohne GPS-Zugriff
Selbst wenn du einer App den Zugriff auf deinen Standort verweigerst, kommt sie an diese Informationen heran. Denn sobald dein Handy eine Internetverbindung aufbaut, übermittelt es deinen Standort. Die IP-Adressen der Funkmasten, mit denen sich dein Handy ständig neu verbindet, machen klar, wo du dich hinbewegst. Und deine Apps saugen dieses Wissen wie ein Schwamm auf.
Wenn du beispielsweise regelmäßig denselben Weg zwischen zwei bestimmten Orten zurücklegst, ist das aus deinen gespeicherten GPS-Daten ziemlich schnell herauszulesen. Dann wird schnell zu sehen:
- wo du wohnst
- wo du arbeitest
- wie deine Arbeitszeiten sind
- was dein Beruf ist
- welchen Hobbys und Aktivitäten du wo nachgehst
- wann und wie oft du wie lange bei einem Arzt warst
Die New York Times stellte fest, dass ein Großteil der bei der Recherche verwendeten Daten aus kostenlosen Wetter-Apps und Sport-Trackern stammten. Auch kostenlose Spiele, Feuerzeug-Apps oder Podcast-Anwendungen fragen nach Berechtigungen, um auf private Daten zuzugreifen. Versuche doch einmal, in Android deinen Standort Schritt für Schritt zu faken.
Warum sind meine Daten Geld wert?
Warum stehen viele Apps wohl kostenlos zur Verfügung? Wenn du eine App installiert hast, wirst du beim ersten Öffnen häufig direkt dazu aufgefordert, deine Informationen weiterzugeben. Im Gegenzug darfst du die App kostenlos benutzen. Tatsächlich taucht dasselbe Problem aber auch bei kostenpflichtigen Apps auf. Die gesammelten Daten werden für verschiedene Werbefirmen zusammengestellt und für viel Geld verkauft. Deine genauen Aufenthaltsorte mit Standortdaten und der Aufenthaltszeit inklusive.
Eigentlich ist es seit demFacebook-Datenskandalkein Geheimnis mehr, dass Online-Anwendungen deine Daten weiterverkaufen. Alle Informationen darüber, wer du bist, wo du dich befindest und was du machst, wird zu einem detaillierten, digitalen Profil zusammengefasst. Dieses wird auf abstruse Weise in Geld umgewandelt: durch den Verkauf von Online- und Offline-Daten an Werbetreibende. Denkt zum Beispiel eine Familie über den Kauf eines Neuwagens nach, wird sie gezielt durch Werbetreibende mit ihren Prämiensätzen angesprochen.
Fazit: Apps aussortieren
Die Recherche der New York Times gibt zu denken, wenn man über seinen eigenen Tagesablauf nachdenkt. Viele Apps auf dem eigenen Smartphone teilen ihr Wissen darüber mit Unternehmen auf der ganzen Welt. Schlussendlich reicht es nicht alleine, die Einstellungen für die Zugriffsberechtigungen anzupassen. Wir zeigen dir, welche 8 gefährlichen Android-Einstellungen du abschalten solltest.
Zusätzlich solltest du entscheiden, welche Apps du wirklich nutzen willst. Lösche insbesondere alle Datensammler, die du überhaupt nicht verwendest. Verbanne lieber eine App zu viel von deinem Handy. Lies auch, ob Facebook deine sensiblen Daten an Netflix verkauft hat.