Bist du im Internet unterwegs, bist du auch sichtbar für andere. Selbst nach Wochen lassen sich deine Spuren im Netz noch nachverfolgen. Schuld daran ist deine IP-Adresse, eine weltweit einzigartige Zahlenkombination, die dir zugewiesen wird, sobald sich dein Router online einwählt. Was hilft? Du solltest mindestens deine IP-Adresse ändern, am Handy und am Rechner. Nur so bleibst du halbwegs unerkannt.
IP-Adresse ändern am Handy und am Rechner: Diese Gründe schreien „Ja“
Es ranken sich zahlreiche Mythen um die IP-Adresse und die Frage, warum sie überhaupt geändert werden sollte. Die folgenden Irrtümer zeigen dir, dass anonymes Surfen immernoch mißverstanden wird:
- 1. Die IP-Adresse zu ändern ist nicht nötig, weil du nichts zu verbergen hast: Dass du keine illegalen Dinge im Netz treibst, ehrt dich. Aber du suchst vielleicht nach scheußlichen Krankheiten oder lebst deine Spielsucht online aus. All diese Informationen könnten für deine Krankenkasse, deine Bank etc. besonders wertvoll sein. Eine ganze Industrie ist mittlerweile darauf angesetzt, Profile aus dem Surfverhalten von Personen zu erstellen.
- 2. Browser-Add-ons wie Adblock reichen aus: Erweiterungen dieser Art blockieren tatsächlich Cookies, Tracker und Schaltflächen, die dein Verhalten ausspionieren. Geschützt wird dabei allerdings nicht dein Rechner, sondern nur der Browser, den du nutzt. Deine IP-Adresse ist daher weiterhin sichtbar und nachvollziehbar.
Tipp: Laut Experten wie Christian Bennefeld, Mitgründer und CEO von eBlocker, sind heute rund 60 Prozent der Display-Werbung auf Webseiten programmatisch. Das bedeutet, die Anzeigen sammeln Daten, über die Persönlichkeitsprofile und eine gezieltere Ausspielung realisiert werden können. Um sich Tracking dieser Art zu entziehen, helfen dir Browser-Erweiterungen wie Privacy Badger durchaus. In Verbindung mit einer verschleierten IP-Adresse wirken sie aber noch besser.
- 3. Deine IP-Adresse ändert sich regelmäßig dynamisch: Es ist wahr, fast alle privaten Internetanschlüsse verfügen über dynamische IP-Adressen. Spätestens, wenn sich dein Router neu mit dem Netz verbindet, ändert sich die Zahlenkombination. In der Theorie. Denn die dazu nötige „Zwangstrennung“, bei der Provider einmal pro Tag die Internetverbindung gekappt haben, kommt heute kaum noch vor.
So kannst du deine IP-Adresse selbst ändern
Damit sind wir auch schon bei der einfachsten Maßnahme, die dir am Rechner zur Verfügung steht.
#1: Ändere deine IP-Adresse per Router-Neustart
Was die Provider unterlassen, kannst du selbst herbeiführen. Ein simpler Neustart deines Routers reicht, um eine neue, einzigartige IP-Adresse zugeordnet zu bekommen.
#2: Änderungsoptionen an deinem Rechner und Mac
An deinem Rechner kannst du deine IP-Adresse auch mittels der Systemsteuerung variieren.
- Netzwerk und Internet > Netzwerkstatus und -aufgabe anzeigen > Adaptereinstellungen ändern
- Klick mit Rechts auf das Netzwerk, dessen IP-Adresse geändert werden soll.
- Im Menü wählst du „Eigenschaften“ und klickst auf „Internetprotokoll Version 4 (TCp/IPv4)“.
- Über den Reiter „IP-Adresse verwenden und neu bestimmen“ kommst du ans Ziel.
Hast du einen Apple-Computer zu Hause, nützen dir die Systemeinstellungen ebenfalls, wenngleich die Vorgehensweise eine etwas andere ist. Um die IP-Adresse deines Mac zu ändern, gehst du nämlich so vor:
- Apfel-Logo > Systemeinstellungen > Netzwerk
- Die Leiste links zeigt die verfügbaren Netzwerke an. Klicke dort auf den Typ, zum Beispiel WLAN, den du gerade verwendest.
- Wähle unten rechts „Erweitert“.
- Klick den Reiter „TCP/IP“ an und wähle im Dropdown-Menü neben „IPv4 konfigurieren“ die Option „DHCP mit manueller Adresse“ aus.
- Im Feld „IPv4 Adresse“ gibst du die gewünschte Zahlenkombination ein.
- Alternativ kannst du „DHCP Lease erneuern“ anklicken, damit dein Mac eine neue IP-Adresse für dich auswählt.
- Zum Schluss bestätigst du mit „OK“ und dann mit „Übernehmen“.
Achtung bei lokaler und öffentlicher IP-Adresse
Möchtest du auch über dein Smartphone die IP-Adresse ändern, musst du zunächst zwischen lokal und öffentlich unterscheiden. Direkt über dein Gerät kannst du nämlich nur die lokale IP beeinflussen, also jene, die dir nicht vom Provider, sondern im internen Heim- oder Firmennetzwerk durch das DHC-Protokoll zugeteilt wird. Gehst du online, übersetzt der Router diese lokale IP in eine öffentliche IP, so dass du online weiterhin darüber sichtbar bleibst.
Es kann dennoch nützlich sein, die lokale IP-Adresse zu ändern, zumindest wenn du für dein Gerät eine dauerhafte und statische IP benötigst. Ansonsten wird die in gewissen Zeitabständen dynamisch immer eine Neue zugewiesen. Deine IP-Adresse kannst du jederzeit über bestimmte Webseiten ermitteln.
Die lokale IP-Adresse unter Android manuell einstellen
Um die lokale IP-Adresse für dein Handy zu ändern, wenn es sich im WLAN befindet, gehst du bei Android-Geräten folgendermaßen vor:
- Einstellungen > Verbindungen > WLAN
- Halte das angezeigte WLAN-Netzwerk gedrückt, bis sich das Kontextmenü öffnet.
- Tippe auf „Netzwerkeinstellungen verwalten“, danach wählst du „Erweiterte Optionen“ aus.
- Unter „IP-Einstellungen“ stellst du von DHCP auf „Statisch“ um.
- Jetzt kannst du beispielsweise die letzten beiden Zahlen deiner IP-Adresse ändern. Sie sollten so natürlich noch nicht im Netzwerk verwendet werden.
Die lokale iPhone-IP per Hand anpassen
Besitzt du ein iPhone und bist damit im WLAN unterwegs, ist es ebenfalls unkompliziert, deine lokale IP-Adresse zu ändern.
- Einstellungen > WLAN > aktuelle WLAN-Verbindung
- Es öffnet sich ein Fenster, in dem du unterhalb der angezeigten IP-Adresse beziehungsweise unter „DHCP“ den Zusatz „Lease ändern“ findest. Klick diesen an und bestätige deinen Änderungswunsch.
- Jetzt weist dir der Router eine neue IP-Adresse zu.
#3: VPN und Tor-Netzwerk anonymisieren deine Handy-IP
Willst du mit deinem Smartphone auch außerhalb des internen Netzwerkes unerkannt bleiben, helfen dir VPN-Klienten für dein Handy dabei, deine IP-Adresse zu verschleiern. Dazu bekommst du einfach die IP dieser externen Dienste zugeteilt, die als eine Art Vertreter, also Proxy, fungieren. Aber Vorsicht, viele VPN-Anbieter wollen dafür deine Daten. Denn auch wenn dein Provider nicht mehr sieht, wie du dich online bewegst, der VPD-Anbieter kann dies durchaus nachverfolgen.
Der Tor-Browser für Android auf der anderen Seite ist ebenfalls ein geeignetes Werkzeug. Auch wenn er hauptsächlich mit dem Darknet in Verbindung gebracht wird, kann er auch ohne für anonymisiertes Surfverhalten sorgen.
Fazit: Wer anonym sein will, muss mindestens an die IP
Bevor wir uns falsch verstehen: Komplett anonymes Surfen gibt es nicht. Verschleierst du deine Schritte im Netz, indem du verräterische Merkmale verschleierst, kommst du dem aber immerhin etwas näher. Deine IP-Adresse zu ändern, ist aber nur eine von mehreren hilfreichen Maßnahmen.
Und auch wenn du der Meinung bist, du hast rein gar nichts zu verbergen, kann es nie schaden, sich online so versteckt wie möglich zu halten. Sei es nur, um es Facebook, Unternehmen und Co. Steine in den Weg zu legen, wenn sie versuchen, ein Persönlichkeitsprofil von dir zu erstellen. Deine Daten sind heute dein wertvollstes Gut.