Die Venus soll einst ausgesehen haben wie die Erde. Das ist lange her, vermutlich noch vor drei Milliarden Jahren soll der erdähnlichste Planet Wasser und die Chance auf Leben beherbergt haben. Heute hingegen ist es eine brodelnde Hölle. Und so schauen Astronom:innen auf unseren anderen Nachbarn, der weiter außen im All liegt: dem Mars. Kann man auf dem Mars atmen und vielleicht sogar leben? Trotz aller Widersprüche könnte diese Frage ihre Berechtigung haben.
Staubtrocken, rot, abweisend
Der Mars ist nicht so groß wie die Erde, er ist sogar um ein erstaunliches Stück kleiner als unser Heimatplanet. Würde man die beiden Gesteinsplaneten nebeneinander halten, besäße der Mars etwa nur ein Drittel der Größe der Erde. Und obwohl er kleiner ist, und kein Leben bisher nachgewiesen wurde, sprechen mehrere Fakten für dem Mars.
Seine Oberfläche ist von Kratern, Wüsten, Schluchten und Bergen übersät. Seitdem Mars-Rover wie „Curiosity“ oder „Opportunity“ und jetzt auch „Perseverance“ Aufnahmen von der Oberfläche des roten Planten knipsen, haben wir eine Ahnung davon, wie abweisend er ist. Auf den Gesteinplateaus stellt sich die Frage: Kann man auf dem Mars atmen und leben? Die Antwort: Zumindest in Ansätzen, eventuell.
Kann man auf dem Mars atmen und leben?
Würde man auf dem Mars atmen und leben können, würde es auf ihm vermutlich bereits jetzt eine eigene Biodiversität geben. Lebewesen würden dann vermutlich genauso selbstverständlich durch Savannen oder Wälder streifen, wie bei uns auf der Erde.
Da der Mars das nicht hat, kann der Mensch offenkundig auch nicht direkt auf der Oberfläche des roten Planeten atmen und leben. Die Bedingungen für einen netten Spaziergang auf der Oberfläche sind dafür einfach nicht gegeben. Drei Aspekte beschreiben die Lebensfeindlichkeit des Planeten am eindrücklichsten:
#1 Temperatur und Wetter
Kann man auf dem Mars atmen und leben? Ja, das geht, für wenige Sekunden, vielleicht sogar für eine Minute. Die wärmsten Temperaturen des Planeten herrschen am Äquator. Dort kann es unter Umständen bis zu 20 Grad Celsius warm werden. Ein Mensch könnte dort also gut und gern mit einem T-Shirt unterwegs sein.
Doch die Temperaturunterschiede auf dem Mars sind gewaltig. Während es auf der Tagseite des Äquators 20 Grad warm wäre, würde auf der Nachtseite Minus 85 Grad Celsius herrschen. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag- und Nachtseite erzeugen starke Winde, die oft als Sandstürme mit mehreren hundert Stundenkilometer über die Oberfläche ziehen.
Nördlich und Südlich des Äquators wird es immer kälter. Die Tages-Temperatur beträgt dann Minus 70 Grad Celsius und Nachts mit 125 Grad. So oder so würde ein Mensch ungeschützt auf der Oberfläche innerhalb weniger Minuten erfrieren.
#2 Die Luft zum Atmen
Die Atmosphäre des Mars ist dünn. Sie kann keine Wärme speichern und besteht zu 96 Prozent Kohlenstoffdioxid und gerade einmal 0,14 Prozent Sauerstoff. Zum Vergleich: Die Erde hat einen Sauerstoffanteil von 21 Prozent und 0,04 Prozent Kohlenstoffdioxid. Ein Mensch würde ohne Atemgerät binnen weniger Sekunden ersticken.
#3 Radioaktivität
Und schließlich spielt die Sonneneinstrahlung eine große Rolle. Im Gegensatz zur Erde hat der Mars ein viel schwächeres Magnetfeld. Sonnenwinde, die Eruptionen unseres Heimatsterns, dringen ungehindert auf die Oberfläche. Die radioaktive Strahlung würde einen Menschen sofort durchdringen und einen sehr großen Schaden an den Körperzellen anrichten.
Kann man auf dem Mars vielleicht doch atmen und leben?
Zumindest in einem sehr kleinen Rahmen will die Menschheit künftig auf dem Mars atmen und leben können. Der 2020 gestartete Rover „Perseverance“ leistet dazu bereits jetzt einen kleinen Beitrag. Der Rover ist mit einem sogenannten „Mars Oxygen In-Situ-Resource-Utilzation Experiment“ ausgestattet, kurz Moxie.
Moxie ist vereinfacht gesagt ein Kanister an Bord von „Perseverance“, der das reichhaltig vorkommende Kohlstoffdioxid in der Marsatmosphäre für sich nutzt. Es spaltet angereichertes Kohlenstoffdioxid in Kohlenstoff und Sauerstoff.
Wie SWR Wissen schreibt, könnte diese Technologie eine bemannte Marsmission erst ermöglichen. Bei seinem ersten Versuch 2021 hat das Gerät ganze fünf Gramm Sauerstoff gewonnen. Ein:e Astronaut:in könnte damit etwa zehn Minuten lang atmen und leben. In Zukunft will die NASA 100- bis 200-Mal größere Moxie-Container auf dem Mars platzieren, um eine Marsbasis mit Sauerstoff zu versorgen.
Bis dahin wird noch einige Zeit vergehen, doch bereits mehrere Länder planen bemannte Marsmissionen in absehbarer Zukunft. Wir dürfen also gespannt sein und vielleicht werden bereits in wenigen Jahrzehnten die ersten Menschen dauerhaft auf dem Mars leben und atmen können.
Quellen: SWR Wissen, YouTube | ElderFox Documentaries