Nicht selten werden Krypto-Assets kritisiert. Anlass dafür gibt häufig ihre hohe Volatilität sowie die mangelnde ökologische Nachhaltigkeit einiger digitaler Vermögenswerte. Gerade zum jetzigen Zeitpunkt rückt aber etwa der Bitcoin in einen besonderen Fokus. Grund dafür ist neben der Diskussion eines Verbots der Kryptowährung im Europäischen Parlament auch der omnipräsente Ukraine-Krieg.
Bitcoin: Spenden erreichen die Ukraine
Mit dem Einmarsch seiner Truppen in die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin am Donnerstag die Welt erschüttert. Besonders deutlich sind die Auswirkungen der Eskalation in Europa zu spüren. Doch verhängen Staaten weltweit Sanktionen gegen die Russische Föderation. Zugleich sagen sie der Ukraine ihre Hilfe zu. Der offizielle Twitter-Account des Landes erleichtert Spenden nun auch mittels Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowährungen.
„Stehen Sie an der Seite der Menschen in der Ukraine“, hieß es dazu am Samstag in einem Tweet. „Wir nehmen jetzt Spenden in Kryptowährungen an.“ Anbei veröffentlichte das Konto die Wallets, an die Spenden adressiert werden können:
- Bitcoin: 357a3So9CbsNfBBgFYACGvxxS6tMaDoa1P
- Ethereum: 0x165CD37b4C644C2921454429E7F9358d18A45e14
- Polkadot: 1x8aa2N2Ar9SQweJv9vsuZn3WYDHu7gMQu1RePjZuBe33Hv
Sanktionen: Russland könnte Effekte minimieren
Parallel zu den Hilfeleistungen, die den vom Ukraine-Krieg betroffenen Menschen Hoffnung geben sollten, setzt die internationale Staatengemeinschaft eine Sanktion nach der anderen ein. Treffen sollen sie die Russische Föderation, insbesondere aber ihren Präsidenten. So hat etwa der Ausschluss aus dem Bankennetzwerk SWIFT bereits erste Effekte gezeigt. Für diese und andere Sanktionen hat mittlerweile sogar die Schweiz ihre vielzitierte Neutralität hinter sich gelassen.
Vielerorts steht derzeit allerdings noch die Befürchtung im Raum, dass vor allem wirtschaftliche Sanktionen nicht die gewünschten Folgen nach sich ziehen könnten. Ganz konkret gehen einige Expert:innen davon aus, dass einige jener milliardenschweren russische Oligarchen, die Russlands Präsident Putin besonders nahestehen, die Auswirkungen der Sanktionen mittels Kryptowährungen wie dem Bitcoin minimieren könnten. „Zweifelsohne wird Russland einige Anstrengungen unternehmen, um Kryptowährungen zu nutzen“, erklärt etwa David Carlisle in einem LinkedIn-Beitrag, „auch wenn dies nur einen kleinen Teil seiner gesamten Hinterziehungsaktivitäten ausmacht“. Carlisle ist Director of Policy and Regulatory Affairs bei Elliptic, einem britischen Anbieter von Blockchain-Analysen.
Auch Roman Bieda, Leiter der Betrugsermittlungen beim Analyse-Unternehmen Coinfirm, bestätigt gegenüber dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera, man könne Kryptowährungen „zur Umgehung von Sanktionen und zum Verstecken von Vermögen“ nutzen.
Milliarden von Dollar könnten „blockiert oder eingefroren werden“
Ganz so einfach ist es aber nicht. Bewegen wir uns nämlich in bestimmten Größenordnungen, wird es immer schwieriger Vermögenswerte zu verstecken – vor allem binnen kurzer Zeit. Das weiß auch Ari Redbord, Head of Legal and Government Affairs at TRM Labs. „Es ist sehr schwierig, große Mengen an Kryptowährungen zu verschieben und in eine brauchbare Währung umzuwandeln“, zitiert Al Jazeera. „Russland kann Kryptowährungen nicht als Ersatz für die Hunderte von Milliarden Dollar verwenden, die potenziell blockiert oder eingefroren werden könnten.“
Zudem sollen die USA dem Wall Sreet Journal zufolge erwägen, den Zugang Russlands zu Kryptowährungen zu beschränken. Dies könnte in Zuge einer weiteren Sanktionswelle geschehen. Ermöglicht würde dies durch eine Regulierung für Krypto-Börsen, um diesen zu verbieten, Geschäfte mit russischen Banken zu tätigen. Dadurch würde die Möglichkeit der Regierung, sich in Bitcoin, Ethereum und andere Vermögenswerte zu flüchten, weiter gemindert.
Quelle: Twitter/Ukraine; LinkedIn/David Carlisle; Al Jazeera; The Wall Street Journal
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.