Eine Sanktion nach der anderen trifft derzeit die Russische Föderation. Auch ziehen sich aufgrund des Angriffskriegs, den der russische Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine eingeleitet hat, unzählige Unternehmen aus dem Land zurück oder schränken zumindest ihre dortige Geschäftstätigkeit ein. Selbst vom Internet wollte die Ukraine Russland ausschließen lassen. Diesen Schritt nimmt die amtierende Regierung den Gremien nun aber offenbar vorweg.
Russland trennt sich vom Internet
Bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) handelt es sich um eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Los Angeles, Kalifornien. Sie koordiniert die Vergabe von Namen und Adressen im Internet, einschließlich derer von IP-Adressen. Bei diesem und ähnlichen Gremien hatte die ukrainische Regierung erst jüngst beantragt, Russland auszuschließen. Sie lehnten diesen drastischen Schritt ab.
„Russland begann mit aktiven Vorbereitungen für die Abschaltung vom globalen Internet“, verkündete aber am Dienstag das Medienprojekt Nexta via Twitter. „Spätestens am 11. März müssen alle Server und Domänen in die russische Zone verlegt werden.“ Unter Berufung auf ein Rundschreiben des russischen Statistikministeriums berichtete der Dienst weiter, detaillierte Daten würden künftig „über die Netzinfrastruktur der Standorte gesammelt“.
Das bedeutet, dass Russland alle Webseiten und staatlichen Dienste dazu anweist, auf das russische Domain-Namen-System (DNS) umzustellen. Auch müssen all diese Dienste das Hosting auf ausländischen Servern aufgeben, Traffic-Zähler und JavaScript-Code aus dem Ausland abschalten.
Warum das Ganze?
Es scheint, als wolle sich Russlands Regierung auf diese Weise vor Cyberangriffen von außen schützen. Zu solchen hatte etwa das hacktivistische Kollektiv Anonymous aufgerufen – und den Menschen gezeigt, wie sie sich auch ohne Programmier-Erfahrung beteiligen können. Denkbar ist aber auch, dass Putin mit diesem Vorgang ein ähnliches Ziel verfolgt, wie China mit seiner „Großen Firewall“: ein großangelegtes Filtersystem.
Anstelle des Internets wären Nutzerinnen und Nutzer innerhalb der Grenzen des Landes dann auf das nationale Intranet angewiesen. Hintergrund dazu gab das damals erlassene Gesetz über das „Souveräne RuNet“, schreibt Amnesty International. Seine Einsatzfähigkeit prüfte die Putin-Regierung bereits 2019 im Rahmen eines Sicherheitstests. Schon damals bereitete man Betreiber darauf vor, den russischen Internetverkehr zu Knotenpunkten umzuleiten, die von der dortigen Telekommunikationsbehörde Roskomnadzor kontrolliert oder genehmigt werden.
Quelle: Twitter/NEXTA; Amnesty International
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