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Gefahr fürs deutsche Stromnetz? Das richten Elektroautos wirklich aus

Elektroautos könnten dank einer fortschrittlichen Technik zukünftig als Zwischenspeicher für Haushalte dienen.

Elektroauto lädt an einer Wallbox.
© Herr Loeffler - stock.adobe.com

Elektroautos: Forscher widerlegen Mythos

Eine Studie von Recurrent Motors Incorporated liefert aufschlussreiche Ergebnisse über die Batterielebensdauer in Elektrofahrzeugen.

Elektroautos könnten nicht nur den Verkehrssektor umkrempeln, sondern auch das Stromnetz selbst. Gemäß einer Studie des Energieanbieters Eon könnten die Batterien der derzeitigen 1,5 Millionen reinen Elektroautos in Deutschland eine gewaltige Perspektive bieten. Sie wären nicht nur in der Lage, Energie zu speichern, sondern auch zurück ins Netz zu speisen. Das Konzept, bekannt als „bidirektionales Laden“ (kurz: „Bidi-Laden“), wird diskutiert, da es das Potenzial hat, Wohnhäuser mit Strom zu versorgen und somit die Stabilität des Energiesystems zu erhöhen.

Elektroautos als Energiequelle für Zuhause

Aktuell bewegen die meisten Halter*innen ihre Autos nur etwa eine Stunde am Tag, die restliche Zeit stehen diese geparkt herum. In dieser Zeit könnte jedoch überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien zwischengespeichert und bei Bedarf wieder ins Netz zurückgeführt werden, wie Klimareporter berichtet. Eon rechnet vor, dass bereits jetzt die theoretische Kapazität von Elektroautos ausreichen würde, um bis zu 1,75 Millionen Haushalte für zwölf Stunden mit Energie zu versorgen – das entspricht einer Leistung von rund 5,5 Millionen Kilowattstunden.

Trotz des Potenzials steckt die Technologie noch in den Kinderschuhen. Nur etwa elf Prozent der Elektroautos sind derzeit in der Lage, bidirektional zu laden. Doch schon jetzt könnten sich daraus bereits 730.000 Haushalte eine Nacht lang mit Strom versorgen. Ein einziges E-Auto soll laut Eon-Modellrechnung rechnerisch mehr als zehn Haushalte mit Energie versorgen können. Dabei wird davon ausgegangen, dass etwa 60 Prozent der Batteriekapazität flexibel zur Verfügung stehen, damit die Autos morgens noch für den Verkehr bereit sind.

Ein weiteres Argument für das bidirektionale Laden ist der Umweltschutz. Eon geht davon aus, dass bei einer umfassenden Anwendung dieser Technologie weniger Gaskraftwerke benötigt werden. Diese dienen bisher als Reserve, wenn Wind- und Solaranlagen nicht genug Strom liefern. Allein mit dem derzeitigen Bestand an Bidi-fähigen Elektroautos könnten die Einsätze von Gaskraftwerken reduziert werden, wodurch fast eine Million Kubikmeter Erdgas und 2.000 Tonnen CO2 pro Einsatz eingespart werden könnten.

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Technologie trifft auf Zustimmung

Es gibt jedoch noch Hürden, die überwunden werden müssen. Einerseits sind die notwendigen „Bidi“-Wallboxen und intelligenten Stromzähler bisher nicht weit verbreitet. Laut ADAC könnten die Kosten für diese speziellen Wallboxen anfangs drei- bis viermal höher sein als für normale Ladestationen, erklärt Klimareporter. Andererseits müssen auch alle neuen Elektroautos mit der Technologie ausgestattet werden, was bisher vor allem asiatische Hersteller anbieten.

Die Akzeptanz der Technologie scheint jedoch hoch zu sein: Laut einer Umfrage von Eon wären 79 Prozent der Besitzer*innen von Elektroautos bereit, das bidirektionale Laden zu nutzen. Besonders attraktiv ist diese Option für Hausbesitzer*innen mit Photovoltaikanlagen, von denen sogar 83 Prozent interessiert sind. So könnte die Batterie des eigenen Autos zu einem wertvollen Teil der persönlichen Energieversorgung und des gesamten Stromnetzes werden.

Quellen: Klimareporter, Eon

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